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Autobiografie einer Pflaume - Roman

Titel: Autobiografie einer Pflaume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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richtet. Ich bin schon fast ein Jahr lang in Fontaines, und als ich herkam, wusste ich gar nichts. Ich hatte Schulkameraden wie Grégory oder Marcel, aber das waren keine Freunde. Und das Leben habe ich mir wie das Fernsehen
vorgestellt, ich vor dem Bildschirm und das Leben in dem Kasten. Ich hatte noch nie irgendwas erlebt. Und wenn ich als Zehnjähriger adoptiert werde, kannst du nicht behaupten, dass die Leute sich für Blagen wie uns nicht interessieren würden. Das kann auch mit dir passieren.»
    «Nein, das kann es nicht. Der große Unterschied zwischen dir und mir ist nämlich, dass du Glück hast, weil du das Leben in Farbe sehen kannst. Bei mir gibt es nur Schwarzweiß, und Glück habe ich nie gehabt. Meine Eltern waren drogensüchtig, und ich war ihnen scheißegal. Sie haben sich beide den goldenen Schuss gesetzt. Ich war zu Hause, und das war kein schöner Anblick.»
    «Was ist der goldene Schuss?»
    «Da spritzt man sich so viel Drogen, dass man daran stirbt.»
    «Oh, Scheiße.Weißt du, Simon, ich habe dich sehr gern und bin sehr froh, dass ich dich habe.»
    «Ich dich auch, und deshalb will ich nicht, dass du weggehst. Aber weggehen wirst du.»
    «Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Jetzt würde ich fast am liebsten hierbleiben.»
    «Du hast sie ja wohl nicht alle! Spinnst du jetzt? Du wirst doch nicht in diesem Knast bleiben, wenn draußen die Sonne auf dich wartet! Du darfst nicht auf die anderen hören, Pflaume. Weder auf mich noch auf sonst jemanden. Nur auf dein Herz. Und dein Herz sagt dir ganz sicher, dass du weggehen sollst.»
    «Ja, das stimmt.»
    Und ich nehme seine Hand und halte sie an mein Gesicht, wie ich es mit der des Gendarmen getan habe, als ich zum ersten Mal nach Fontaines gekommen bin.

Camille ist mit Madame Papineau zum Gericht gefahren. Es ist ein Tag ohne Sonne und mit dicken Wolken am Himmel.
    Ich denke mir, dass der liebe Gott genauso traurig ist wie ich, und das beruhigt mich ein bisschen.
    Ich habe heute die Schule geschwänzt, und niemand hat mich ausgeschimpft.
    Nicht an diesem Tag.
    Rosy hat Tee gemacht und Gebäck gekauft, an dem die Sahne runterläuft, und ich schaue das Gebäck an und habe keine Lust darauf. Ich wünsche mir, dass die Zeiger an der Uhr von Charlotte schneller laufen und mir Camille zurückbringen.
    Ich hoffe, dass der Richter sein Versprechen hält und meinen Engel vor der garstigen Hexe beschützt.
     
     
    Rosy nennt sie nur noch«das Weibsstück», seit sie ihren Brief gelesen hat, einen Brief an den Richter und an Madame Papineau, in dem die Tante von Camille zu der Adoption nein sagt.
    Sie sagt, es sei gefährlich für Kinder, im Haus eines Gendarmen zu wohnen, und die Richter wären nicht gut beraten, Kinder zu einem Witwer ziehen zu lassen, der eine Waffe trägt. Außerdem wäre ich auch schon mit Waffen erwischt worden, und solchen Gefahren wolle sie ihre Nichte nicht aussetzen.
    «Die ist nicht nur ein Weibsstück, sondern noch schlimmer, aber dafür fehlen mir die Worte.»
    Monsieur Clerget hat gesagt, dass er sich von der Hexe nicht einschüchtern lässt und dass er die Kassette den anderen Richtern vorspielen will.
    «Welche anderen Richter?», habe ich gefragt.
    «Die vom Gericht, mein Junge.»
    «Was für ein Gericht?»
    «Das Gericht, das über euren Fall befinden wird.»

    «Was heißt befinden?»
    «Entscheiden.»
    «Kann die Hexe gewinnen?», hat Camille gefragt.
    «Nein. Aber solche Adoptionen mögen die Richter nicht besonders. Raymond ist Gendarm. Das ist in eurem Fall eine Erschwernis. Raymond wird vor Gericht erscheinen müssen, und du auch, Camille.»
    «Camille auch?», habe ich gefragt und hatte dabei einen Kloß im Hals.
    «Ja, mein Junge. Aber ich werde dabei sein und sie beschützen, sei unbesorgt. Camille, du musst wissen, dass es im Gericht sehr feierlich zugeht. Du wirst in den Zeugenstand gerufen und von den Richtern befragt, und deine Tante wird auch anwesend sein. Ich bin überzeugt, dass du deine Sache gut machen wirst, genau wie Raymond, und dass die Richter sich von der Hexe, wie ihr sie nennt, nicht einwickeln lassen werden. Jedenfalls kommt es nicht in Frage, sie vor Gericht so zu bezeichnen.»
     
     
    Charlotte kaut an ihren Nägeln.
    Rosy hat das ganze Gebäck, an dem die Sahne runterläuft, aufgegessen und ist gerade in dem Sessel von Madame Papineau eingeschlafen.
    «Rosy hat es gut», sage ich,«dass sie schlafen kann.»
    «Ja … Scheiße, jetzt habe ich mir einen Nagel abgebrochen.»
    «Du hast einen

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