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Autobiografie einer Pflaume - Roman

Titel: Autobiografie einer Pflaume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Stoffpuppen, die mich beim Vornamen rufen.

    Außer der Lehrerin sagt kein Mensch Icare zu mir.
    Ich heiße bei allen Pflaume.
    Und dann geht die Speichertür auf, und ich sehe einen Monsieur, den ich nicht kenne und der nicht wie ein lebender Toter aussieht, aber manchmal sind diese Leute ganz schön raffiniert und verkleiden sich als normale Lebende, so wie in dem Film Die Körperfresser , und ich schmeiße mit allen Äpfeln, die ich zu fassen bekomme, und der Monsieur fällt hin.
    Danach erkenne ich den Sohn vom Nachbarn, der mit lauter Gendarmen reinkommt.
    Einer von ihnen sagt:«Vorsicht, Äpfel!», und rutscht aus, während der Sohn vom Nachbarn sich über den Monsieur beugt und schreit:«Du hast meinen Papa umgebracht!», und ein anderer Gendarm sagt:«Nein, dein Papa ist nur ohnmächtig», und der Papa steht auf, und das ganze Trüppchen kommt auf mich zu, und ich denke mir: Das ist das Ende vom Film.
     
     
    Ich halte mir die Hände vor das Gesicht und warte auf eine Abreibung, die sich gewaschen hat, und ich spüre, dass man mir den Kopf streichelt, und ich schiele durch die Finger, und der Papa hockt neben mir auf den Fersen und sagt zu mir:«Hast du den Mann gesehen, der das getan hat, mein Junge?»
    Alle Gendarmen schauen mich an, und der Sohn vom Nachbarn schaut mich auch an.
    Die ganzen Blicke machen mir ein bisschen Angst, und ich zittere und höre eine laute Stimme, die sagt:«Lassen Sie mich mit dem Jungen allein, Sie sehen doch, dass er unter Schock steht.»
    Alle gehen raus außer dem Gendarm mit der lauten Stimme, der sich auf den Boden setzt und die Äpfel mit der Hand wegschiebt.
    Unter seinem Hemd lugt ein dicker weißer Bauch hervor.

    «Wie alt bist du, Icare?»
    Ich zähle an den Fingern ab, wie die Lehrerin es mir beigebracht hat, und sage:«Neun Jahre.»
    Er holt ein kleines Heft aus der Tasche und schreibt etwas rein. Dann wird seine laute Stimme ganz leise, und er fragt mich, was passiert ist, und ich erzähle ihm von den lebenden Toten und den Puppen aus Stoff, die ganz weich sind, und von den Körperfressern , die sich als Menschen verkleiden.
    Der Gendarm kratzt sich am Kopf, nachdem er seine Kappe verschoben hat, und sagt mir, dass er Raymond heißt und dass ich ihn so nennen kann.
    «In Ordnung», antworte ich,«aber du musst Pflaume zu mir sagen.»
    Er sagt gar nichts und dann ganz leise (so leise, dass ich ihn bitten muss, die Frage zu wiederholen):«Und wie ist das mit deiner Mama passiert?»
    «Ach, das war wegen dem Himmel.»
    Der Gendarm schaut seine dreckverschmierten Schuhe an und sagt mit ganz komischer Stimme:«Wegen dem Himmel? »
    Und ich erzähle ihm von meinem Papa, der mit dem Kopf in den Wolken steckt, und von seinem Renault 404, der sich um die alte Eiche gewickelt und dabei Mamas Bein kaputtgemacht hat, und von dem Monsieur, der jeden Monat für Lebensmittel und Kleider in meiner Größe Geld geschickt hat.
    «Und wo ist dein Papa?», fragt Raymond.
    «Mein Papa ist mit einer Pute auf Weltreise gegangen.»
    «Armer Junge», sagt der Gendarm und streichelt mir den Kopf, und mir ist ganz komisch zumute, weil alle Leute mir den Kopf streicheln, und ich trete einen Schritt zurück.
    «Und deine Mama, war die nett zu dir?», fragt der Monsieur, der seine Kappe absetzt, und die Haare darunter sind ganz verklebt,
und vorne sieht man die Kerbe vom Hutrand an der Stirn.
    «Na ja, sie macht cooles Kartoffelpüree, und manchmal haben wir was zu lachen.»
    «Und wenn ihr nichts zu lachen habt?»
    Ich überlege und sage:«Wenn ich auf den Speicher gehe?»
    «Ja, wenn du auf den Speicher gehst.»
    «Das ist, wenn ich eine Dummheit gemacht habe und keine Abreibung will, die sich gewaschen hat, wo ich mir hinterher die Backen reiben muss, weil man jeden einzelnen Finger sieht, aber mit dem steifen Bein hat sie keine Chance.»
    «Und was war deine letzte Dummheit?»
    «Ööh, meine letzte Dummheit, ich glaube, das war gestern, als ich mit dem Revolver gespielt habe.»
    «So ein Revolver ist kein Spielzeug, mein Junge.»
    «Aber ich wollte nicht allein schussern, und Mama hat vor dem Fernseher gesessen, und Grégory darf nicht mehr zu Besuch kommen, und ich hatte sonst nichts zu spielen, weil ich nicht wie der Sohn vom Nachbarn mit den Schweinen sprechen kann.»
    «Schon gut, und wo hast du diesen Revolver gefunden?», fragt mich Raymond, der sich am Kopf kratzt, und ich denke mir, dass er vielleicht Läuse hat oder so was Ähnliches.
    «In Mamas Zimmer.»
    «Und hat deine Mama

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