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Autofab

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Titel: Autofab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Schild lagen
    Türknaufe, Schlösser, Sägen, Schlüssel und Wecker zum Aufziehen. Irgendwo im Innern des Ladens brannte unruhig ein gelbes Nachtlicht.
    »Hier lang«, sagte Ellen. Sie kletterte aus dem Schiff und ging eine wacklige Holztreppe hinunter. Beam stellte die tragbare TV-Einheit auf den Boden des Schiffes, verriegelte die Türen und ging der Frau dann hinterher. Er hielt sich am Geländer fest und stieg auf eine Hinterveranda hinunter, wo Mülltonnen standen und durchweichte Zeitungsbündel lagen, die mit Schnur zusammengehalten wurden. Ellen schloß eine Tür auf und ging vorsichtig hinein.
    Zuerst kam er in einen engen, muffigen Lagerraum. Rohre, Drahttrommeln und Metallplatten stapelten sich überall; es sah aus wie auf einem Schrottplatz. Danach kam ein schmaler Flur, und dann stand er in der Tür zu einer Werkstatt. Ellen griff nach oben und tastete nach der Zugschnur einer Lampe. Klickend ging das Licht an. Rechts stand eine lange, unordentliche Werkbank mit Handschleifmaschine, Schraubstock und Stichsäge; zwei Holzschemel standen vor der Bank, und auf dem Boden waren ohne ersichtliches System halbmontierte Maschinen übereinandergetürmt. Die Werkstatt war chaotisch, staubig und archaisch. An einem Nagel an der Wand hing ein abgetragener blauer Kittel: der Arbeitskittel eines Maschinenschlossers .
    »Da«, meinte Ellen verbittert. »Hier hat Paul das Ding hinbringen lassen. Der Laden gehört der Tirol-Organisation; das ganze Elendsviertel ist ein Teil von ihrem Besitz.«
    Beam ging zu der Werkbank. »Damit er sie umpolen lassen konnte«, sagte er, »brauchte Tirol eine Plattenkopie von Heimies Neuromuster.« Er stieß einen Stapel Marmeladengläser um; Schrauben und Unterlegscheiben kippten auf die zerfurchte Oberfläche der Bank.
    »Die hatte er von Heimies Wohnungstür«, sagte Ellen. »Er hatte Heimies Schloß analysieren lassen und Heimies Muster von der Einstellung der Zuhaltungen abgeleitet.«
    »Und er hat die M aufmachen lassen?«
    »Es gibt da einen alten Mechaniker«, sagte Ellen. »Einen kleinen, verhutzelten alten Mann; er führt den Laden hier. Patrick Fulton. Er hat auch die Sperre in der M installiert.«
    »Eine Sperre«, meinte Beam und nickte.
    »Eine Sperre, die verhindert, daß sie Menschen umbringt. Heimie war die einzige Ausnahme, bei jedem anderen hat sie ihre Tarnform angenommen. Draußen in der Wildnis hätten sie natürlich was anderes programmiert, keine TV-Einheit.« Sie lachte, ein jähes, leises Lachen, das beinahe hysterisch klang. »Ja, das hätte schon komisch ausgesehen, eine TV-
Einheit irgendwo draußen im Wald. Dann hätten sie einen Stein oder einen Stock daraus gemacht.«
    »Einen Stein«, sagte Beam. Er konnte es sich lebhaft vorstellen. Wie die M wartete, moosbedeckt, monatelang, jahrelang wartete und schließlich, korrodiert und verwittert, die Gegenwart eines Menschen aufnahm. Wie die M dann ihr steiniges Dasein beendete und sich, fast zu schnell fürs bloße Auge, in einen Kasten verwandelte, dreißig Zentimeter breit und sechzig Zentimeter lang. In eine überdimensionale Keksdose, die losrollte -
    Aber da fehlte doch etwas. »Die Fälscherei«, sagte er. »Farbsplitter auslegen und Haare und Tabak. Wie ist es denn dazu gekommen?«
    »Der Landbesitzer hat den Wilderer ermordet, und dem Gesetz nach war er schuldig«, meinte Ellen mit zerbrechlicher Stimme. »Also hat die M Spuren hinterlassen. Klauenabdrücke. Tierblut. Tierhaare.«
    »Gott«, sagte er empört. »Von einem Tier getötet.«
    »Ein Bär, eine Wildkatze – je nachdem, was es in der Gegend so gab, mal dies, mal jenes. Ein Raubtier aus der Umgebung, ein natürlicher Tod.« Mit der Schuhspitze berührte sie einen Pappkarton unter der Werkbank. »Da drin ist es, oder war es, früher jedenfalls. Der Neuroabdruck, der Sender, die ausrangierten Teile der M, die Schaltpläne.«
    Mit dem Karton waren Netzteile transportiert worden. Inzwischen waren die Netzteile verschwunden, und an ihrer
    Stelle lag eine sorgfältig verpackte zweite Schachtel, die gegen Feuchtigkeit und Insektenbefall versiegelt war. Beam riß die Metallfolie ab und sah, daß er gefunden hatte, was er wollte. Behutsam packte er den Inhalt aus und breitete ihn zwischen den Bohrern und Lötkolben auf der Werkbank aus.
    »Es ist noch alles da«, meinte Ellen ungerührt.
    »Vielleicht«, sagte er, »kann ich Sie ja da raushalten. Ich kann das hier und die TV-Einheit zu Ackers bringen und es ohne Ihre Zeugenaussage probieren.«
    »Ja,

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