Autofab
– sind der Mann aus dem Labor«, brachte sie mühsam hervor, mit zerbrechlicher, erstickter Stimme.
»Ich bin Leroy Beam. Ein Unabhängiger.« Unbeholfen führte er sie in die Küche und setzte sie auf einen Stuhl. Sie faltete die Hände vor sich auf dem Tisch und betrachtete sie mit starrem Blick; die knochige Kargheit ihres Gesichts schien eher zuzunehmen, statt zu verschwinden. Ihm war unbehaglich zumute.
»Geht’s Ihnen gut?« fragte er.
Sie nickte.
»Tasse Kaffee?« Er fing an, die Schränke nach einem Glas von dem Kaffeesurrogat zu durchstöbern, das auf der Venus angebaut wurde. Während er noch suchte, sagte Ellen Ackers angestrengt: »Gehen Sie lieber mal da rein. Ins Bad. Ich glaub zwar nicht, daß er tot ist, es könnte aber sein.«
Beam raste ins Badezimmer. Hinter dem Duschvorhang aus Plastik sah er eine dunkle Gestalt. Es war Paul Tirol, der zusammengerollt in der Wanne lag, vollständig angezogen. Er war zwar nicht tot, hatte jedoch einen Schlag hinter das linke Ohr bekommen, und aus seiner Kopfhaut sickerte gleichmäßig ein träges Blutrinnsal. Beam fühlte ihm den Puls, horchte auf seine Atmung und richtete sich dann auf.
In der Tür erschien Ellen Ackers, noch immer ganz bleich vor Angst. »Ist er tot? Hab ich ihn umgebracht?«
»Es geht ihm gut.«
Sie war sichtlich erleichtert. »Gott sei Dank. Es ging alles so schnell – er lief vor mir her, um die M ins Haus zu bringen, da hab ich’s getan. Ich hab so leicht zugeschlagen, wie ich nur konnte. Er war so fasziniert von dem Ding… er hatte mich vollkommen vergessen.« Die Worte sprudelten aus ihr heraus,
kurze abgehackte Sätze, punktiert von steifen Zuckungen der Hände. »Ich hab ihn in den Wagen zurückgeschleppt und bin hierher gefahren; was anderes ist mir nicht eingefallen.«
»Wieso sind Sie eigentlich an der Sache beteiligt?«
Ihre Hysterie steigerte sich zu einem Anfall von konvulsivischem Muskelzucken. »Ich hatte alles geplant – ich hatte alles genau durchdacht. Sobald ich sie in den Fingern hatte, wollte ich – « Sie brach ab.
»Tirol erpressen?« fragte Beam gebannt.
Sie lächelte matt. »Nein, nicht Paul. Paul hat mich doch überhaupt erst auf den Gedanken gebracht … es war sein erster Gedanke, als seine Forscher ihm das Ding gezeigt haben. Die – unverbesserliche M – nennt er es. M wie Maschine. Er meint, man kann ihr nichts beibringen, kann sie in Sachen Moral nicht korrigieren.«
Ungläubig sagte Beam: »Sie wollten Ihren Mann erpressen.«
Ellen Ackers nickte. »Damit er mich gehen läßt.«
Plötzlich hatte er aufrichtigen Respekt vor ihr. »Mein Gott - die Rassel. Das hat nicht Heimie arrangiert; Sie waren das. Damit das Gerät in der Wohnung festsaß.«
»Ja«, pflichtete sie bei. »Ich wollte es dort abholen. Aber Paul hatte es sich plötzlich anders überlegt; er wollte es auch haben.«
»Was ist schiefgelaufen? Sie haben es doch, oder?«
Schweigend deutete sie auf den Wäscheschrank. »Ich hab’s da reingestopft, als ich Sie gehört hab.«
Beam machte den Wäscheschrank auf. Dort, auf den ordentlich zusammengelegten Handtüchern stand dummstolz eine kleine, wohlbekannte, tragbare TV-Einheit.
»Es hat sich zurückverwandelt«, sagte Ellen hinter ihm mit ausgesprochen niedergeschlagener, monotoner Stimme. »Als ich Paul eins übergezogen hab, hat es die Form gewechselt. Eine geschlagene halbe Stunde habe ich versucht, es dazu zu bringen, sich zu verändern. Nichts zu machen. Jetzt bleibt es für immer so.«
Beam ging zum Telefon und rief einen Arzt. Im Badezimmer stöhnte Tirol und schlegelte kraftlos mit den Armen. Er kam langsam wieder zu sich.
»War das denn unbedingt nötig?« wollte Ellen Ackers wissen. »Der Arzt – mußten Sie den rufen?«
Beam ignorierte sie. Er bückte sich, packte die tragbare TV-
Einheit und hielt sie in die Höhe; er spürte, wie ihr Gewicht ihm die Arme hinaufstieg wie eine träge, bleierne Schwere. Der Gegner schlechthin, dachte er; zu dumm, besiegt zu werden. Sie war schlimmer als ein Tier. Sie war ein Stein, massiv und schwerfällig, ohne jede Eigenschaft. Abgesehen, dachte er, von ihrer Entschlossenheit. Sie war entschlossen zu überdauern, zu überleben; ein Stein mit eigenem Willen. Er hatte ein Gefühl, als hielte er das Universum in den Händen, und stellte die unverbesserliche M wieder hin.
»Sie macht einen wahnsinnig«, meinte Ellen Ackers hinter ihm. Ihre Stimme hatte ihre Ausdruckskraft zurück. Mit einem silbernen Feuerzeug zündete sie sich
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