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AUTOMATENHELDEN: Ein Jahr Online-Dating

AUTOMATENHELDEN: Ein Jahr Online-Dating

Titel: AUTOMATENHELDEN: Ein Jahr Online-Dating Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Gartenstadt
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nicht nicht was der begriff »ehrlichkeit« in diesem zusammenhang hier zu suchen hat, diese kategorie hat doch überhaupt nichts damit zu tun
    Gill Gartenstadt:
    22:11:23
    entschuldige bitte, dass ich dir zu nahe getreten bin
    Marc:
    22:11:50
    ich bin auch ehrlich: ich würde unseren kontakt lieber beenden
    Gill Gartenstadt:
    22:12:26
    schade Marc. du hast mir auf anhieb so gut gefallen.
    Marc:
    22:13:35
    ja, aber die daten und referenzen waren unzureichend
    Gill Gartenstadt:
    22:14:31
    es tut mir so leid. du wolltest mich gestern nackt sehen, das kann ich doch auch nicht machen vor jemandem, den ich nicht gut kenne
    Marc:
    22:15:33
    wir habe sehr unterschiedliche vorstellungen was gut kennen bedeutet
    Gill Gartenstadt:
    22:16:52
    vor allem im chat ist es nicht gerade leicht sich kennen zu lernen. Denk doch nochmal drüber nach. wenn du möchtest, treffen wir uns persönlich, wenn du wieder da bist.
     
    Hier kann man sehr schön sehen, wie Frau und Mann aneinander vorbeireden. Ob er meinen letzten Eintrag noch gelesen hat, weiß ich nicht, denn er hat mich auf QuickCloud einfach blockiert. Auch hier kann ich ihn nicht mehr kontaktieren. Er ist weg. Einfach abgetaucht. Auf seiner schnellen Wolke wieder weitergeflogen. Genau wie seine große Liebe damals. Jetzt gibt er den Staffelstab an mich weiter. Ich weiß nicht, wer er ist, wie er heißt, was er beruflich macht, wieso er im Ausland ist und wann er wiederkommt. Aber ich bin trotzdem hoffnungslos verliebt. Ich wünsche mir sehr, dass ich alles richtig gemacht habe. Und er mich jetzt nur noch mehr will. Leicht mache ich es ihm nicht. Er weiß um meine Gefühle für ihn, dass ich ihn sehr begehre, aber er kommt aus dieser Entfernung nicht weiter an mich ran. Soll er doch herkommen!
     
    Donnerstag, 16. Februar 2012
    Abend.
    Die letzten beiden Wochen habe ich QuickCloud gemieden, wie der Teufel das Weihwasser. Ich habe nicht mal nachgeschaut, ob er mich als Kontakt wieder zugelassen hat. Aber jetzt bin ich so enttäuscht. Der 14. Februar, Valentinstag, ist ereignislos verstrichen. Deshalb schicke ich ihm eine SMS. Ich knicke ein, ich vermisse ihn so sehr.
     
    SMS an ihn
    22:50 Uhr, 16. Feb.
     
    Marc, ich denke immer noch an Dich. Willst Du mir schreiben? Bitte... Gill
     
    Diese SMS bleibt unbeantwortet. Er hat sie bestimmt nicht bekommen, aber ich kann wenigsten ein bisschen hoffen. Ich würde mich so sehr über Briefpost freuen.
     
    Dienstag, 27. März 2012
    Als ich heute mit beiden Kindern nach dem Spielplatzbesuch ins Auto steige, entdeckt Leon einen Marienkäfer, der oben in der Deckenlampe sitzt. Wir wundern uns, wie er wohl in die Lampe hereingekommen ist, denn die Abdeckung ist ohne Öffnungen in die Decke eingelassen. Ist er bei der Montage hereingeraten und hat da überwintert? Der Marienkäfer sitzt mitten auf einer runden Glasscheibe und wird von oben beleuchtet. Er lebt. Es wäre schrecklich, in den nächsten Tagen beobachten zu müssen, wie ein kleiner Käfer stirbt. Darum reiße ich die Lampe runter und lasse den Käfer in die Frühlingssonne fliegen.
    Manchmal bedarf es kleiner Ereignisse im Leben, um sich von einem großen endlich frei zu machen.

PAUL, DÉJÀ-VU 2
     
    Donnerstag, 24. Juni 2004
    Paul rief mich im Büro an, und wir verabredeten uns für den Abend im Schleusenkrug. Als ich mit dem Fahrrad hinfuhr, klingelte noch mein Handy, aber ich ging nicht ran. Ich radelte durch den kühlen Park das Tiergartenufer entlang und stellte dann endlich das Fahrrad ab. Er war schon da, leicht angetrunken mit Weißweinschorle in der Hand und Kaugummi im Mund. Seine Kleidung roch frisch gewaschen. Ein Waschmittel, das ich nicht kannte, ich tippte auf Wald – die grüne Art zu waschen, denn die warben mit Rotkäppchen. Er heißt Wolf mit Nachnamen. Das ist auch das erste, was er sagte, er hätte sich und die Kleidung heute komplett frisch gewaschen. Wir holten uns vorne am Tresen Hefeweizen und setzten uns dann auf die große schöne neue Holzbank, die sich einmal im Halbrund um den Biergarten schlängelte. Über uns die bunten Lichterketten. Und um uns herum das muntere Plaudern der anderen Gäste. Wir redeten und tranken, und irgendwann küssten wir uns. Er schaute mich an und legte seine linke Hand auf meinen Bauch. Ich war so gerührt und glücklich in diesem Moment, ich musste weinen.
    Auf der Rückfahrt durch den dunklen Park war ich so übermütig, dass wir fast einen Unfall bauten. Wir verabschiedeten uns, und ich fuhr nach Hause. Felix hatte

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