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AUTOMATENHELDEN: Ein Jahr Online-Dating

AUTOMATENHELDEN: Ein Jahr Online-Dating

Titel: AUTOMATENHELDEN: Ein Jahr Online-Dating Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Gartenstadt
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Berg Schnitzel und eine riesige Schüssel Kartoffelsalat. Wir essen im Garten, und Leon freut sich so sehr über sein Lieblingsessen. Immer wieder sagt er, wie gut es ihm schmeckt.
     
    Abend.
    Um 18 Uhr bin ich wieder alleine. Ich mähe den Rasen und schneide die Äste von den Rotbuchen, die über den Bürgersteig wachsen. Dann öle ich die Gartenmöbel ein. Diese ganze Arbeit macht mir Spaß, lenkt mich ab, und ich erfreue mich an dem Ergebnis.
     
    Sonntag, 27. Mai 2012
    Ich fahre zum Flachsmarkt. Im Stau höre ich meinen Lieblingssender Global Sound Radio: ♫ THE BALLAD OF STATE HIGHWAY 1 42 und träume mich nach Neuseeland. Dabei überlege ich, ob ich Marc nochmal anrufen oder ihm eine SMS schicken soll. Im Laufe des Tages mache ich ein paar Entwürfe, die ich als Memo in mein Smartphone tippe.
     
    z.B.
     
    Ich habe Verständnis. Du kannst Dich jeder Zeit wieder melden, sei umarmt.
     
    Diese Botschaften werde ich nicht mehr versenden, sondern alles ruhen lassen. Ich habe keine Kraft mehr und will mich auch nicht aufdrängen. Wenn er sich für mich interessiert und es ihm irgendwann wieder besser geht, wird er mich vielleicht mit einem Anruf überraschen, so habe ich es ja auch getan.
     
    Montag, 28. Mai 2012
    Mittag.
    Es ist Pfingstmontag. Ich sitze nach dem Essen in dem Fleckchen Sonne in unserem Garten unter dem Rot-Ahorn. Genau an der Stelle, an der ich vorletzten Sonntag gerne mit ihm gesessen hätte. Den Stuhl habe ich so hingestellt, dass ich der Sonne zugewandt bin. Leon und Flora liegen hinter mir im Schatten auf einer Picknickdecke. Ich habe ihnen Kissen gebracht und sie mit Handtüchern zugedeckt. Während ich in der Sonne döse, spüre ich die Wärme auf meiner Haut. Ein lang vergessenes, aber vertrautes Gefühl. Ich denke an Marc und daran, dass er mir unendlich leid tut. Ich hätte doch Verständnis für seine Probleme, und ich wäre so überaus glücklich, wenn er bereit wäre, mit mir ein bisschen Freizeit an den Wochenenden zu verbringen.
    Leon holt mich aus meinen Gedanken:
    » Mama, du bist die beste Mama von der ganzen Welt. Noch nie habe ich so einen leckeren Kartoffelsalat gegessen, noch nie habe ich so einen leckeren Nudelsalat gegessen.«
    Danach plappert er wie immer vor sich hin und spielt mit Worten:
    »Wer mich haben will, muss fühlen«, dabei spricht er das ü ganz lange und gedehnt aus. So ein schöner Satz. Der wäre doch ideal als Partnerbörsenprofilsatz. Allein deshalb würde es mir schon Spaß machen, mich da wieder anzumelden.
     
    Montag, 4. Juni 2012
    Zufällig lese ich in der Rheinischen Zeit in der Rubrik »Guten Morgen« Folgendes:
     
    Du bist mein Herz. Und ich hoffe auch auf unsere Zukunft. Bald?
     
    Sonntag, 17. Juni 2012
    Berlin.
    Das ist mein Sommerurlaub. Eigentlich habe ich heute elfjähriges UdK-Jubiläum, das Datum ist ja der Straßenname unserer Fakultät. Aber ich bin schon um 12 Uhr mit Eric, meinem Lieblingskommilitonen im Schleusenkrug verabredet. Die Sonne scheint, und wir haben doch tatsächlich einen Sitzplatz unten am Wasser ergattert. Bei Hefeweizen beobachten wir ein Touristenschiff nach dem anderen, wie sie neben uns an der Schleuse langsam sinken und dann gemächlich weiterfahren. Es gefällt uns so gut, und wir haben uns soviel zu erzählen, dass wir das Ehemaligentreffen einfach sausen lassen und bis abends in den Tag hinein trinken. Danke Eric, Du hast mir wirklich gut getan!
     
    Donnerstag, 28. Juni 2012
    Morgen.
    Ich sitze mit Flora im Auto. Wir stehen an der Ampel, und ich sehe, wie eine Eichhörnchenmama und ihr Kind fröhlich über die Straße hüpfen und unter den stehenden Autos vor mir verschwinden. Die Eichhörnchenmama hüpft weiter auf den Bürgersteig. Die Ampel wird grün. Als die Autos vor mir losfahren, sehe ich das Junge. Der Oberkörper ist platt gefahren, und die Hinterbeine springen, als wollte es noch davonlaufen. Das ist das Schlimmste, was ich seit langem gesehen habe. Völlig fertig fahre ich zu meinem Scheidungstermin. Aber es gibt Schlimmeres. Lebensgemeinschaft mit drei Buchstaben? 43
     
    Donnerstag, 12. Juli 2012
    Heute erscheint meine Annonce im WELTZEITjournal:
     
    Serendipity. Kunst- und kulturinteressierter
    Kosmopolit ab 38 aus Wiesenwald bitte melden!
    Auf Bildzuschrift freut sich: [email protected]
     
    Sie hat mich 59,64 Euro gekostet, und ich bin gespannt, wer sich daraufhin meldet.

GERD
     
    Sonntag, 15. Juli 2012
    Abend.
     
    [email protected]
    15.07.2012, 22:06 Uhr
    Deine Anzeige in der

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