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AUTOMATENHELDEN: Ein Jahr Online-Dating

AUTOMATENHELDEN: Ein Jahr Online-Dating

Titel: AUTOMATENHELDEN: Ein Jahr Online-Dating Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Gartenstadt
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Schlank und sportlich sieht er aus. Braune Haare, ganz in Schwarz gekleidet, Sonnenbrille.
    ♫ MAN IN BLACK 44 und ich bin das Alien.
    »Hallo Gerd, komm rein. Ich ziehe mir eben noch die Schuhe an.« Wir geben uns die Hand.
    »Darf ich?« Ehe ich mich versehe, ist er ins Gartenzimmer durchgerannt, steht am Fenster und begutachtet die Größe des Grundstücks.
    In seinem goldfarbenen (!) Mercedes fahren wir nach Düsseldorf. Unsere Initialen zieren das Nummernschild. GG. Die Stadt ist heute wegen Kirmes überfüllt, deshalb fahren wir zu den Kasematten, weil er da besser parken kann.
    »Heute Vormittag habe ich in der Sonne gelegen, du auch?« Die ganze Zeit habe ich mich schon gefragt, wonach er riecht, NA KLAR, ranziges Sonnenöl.
    »NEE, in meinem Garten gibt’s nur Schatten.«
    Die Promenade ist voll und laut, und wir finden einen Sitzplatz. Da, wo es voll und laut ist.
    »AH, hier gehst du immer hin?« frage ich. Mich würden normaler Weise keine 10 Pferde hierher bekommen. Ein japanisches Pärchen sitzt am Nebentisch über seiner Pizza. Ebenfalls sichtlich genervt von der lauten Partymusik. Bei Kaffee und eiskaltem Käsekuchen – nach dem die Käsematten hier benannt wurden – sitzen wir da und erzählen uns das Leben. Wir sind uns schnell einig, dass zuhause noch Bügelwäsche auf uns wartet. Ich bin mir da einig, er sagt:
    »Ja, wenn du so schnell zurück willst in dein Schattenreich«. Bevor er bezahlt, gehe ich auf Toilette. Ich habe den Impuls, einfach wegzulaufen. Aber mit der Bahn nach hause zu fahren, habe ich dann doch keine Lust. Als ich wieder komme, finde ich ihn nicht sofort. Hatte er den gleichen Impuls wie ich? Aber dann sehe ich ihn, und wir fahren. Er erzählt sehr offen sehr viel von sich und fragt mich sogar nach meinen Einkünften und Vermögensverhältnissen. Auch das Thema Sex bleibt nicht unerwähnt. Schon mehrfach, auch bei unserem Telefonat, hat er versucht, den Einstieg zu diesem Thema über seinen schwulen Freund zu finden. Bestimmt will er checken, wie sexuell offen ich bin. Während der Autofahrt sagt er:
    »Sex sollte Spaß machen, aber man muss sich auch auf Augenhöhe unterhalten können«. BÄH. Als ich dazu ein angewidertes Gesicht mache, was er leider bemerkt, gibt er richtig Gas auf der Autobahn.
    Als wir bei mir angekommen sind, sagt er:
    »Ich kann dich ja die Tage mal auf ein Gläschen Rotwein besuchen kommen.«
    »MHH.« Ich sehe wohl nicht sonderlich begeistert aus.
    »Aber wir können ja auch noch mal telefonieren. Und vorher noch überlegen. Das ist alles ja noch so ungewohnt.«
    »Ja, dann können wir telefonieren«, sage ich ohne nach seiner Nummer zu fragen. Ist mir auch egal. Ich steige aus.
     
    Fazit: Wir haben dieselben Initialen. Wir wohnen im selben Dorf. Sogar unsere Kinder haben dieselben Vornamen. Aber will ich einen Mann, der mich auf meiner eigenen Terrasse bei einem Gläschen Rotwein kennen lernen möchte? Womöglich will er mich noch im Liegen testen. So pragmatisch wie er vorgeht. Aber Liebe ist nicht pragmatisch und deshalb bestätige ich seine Kontaktanfrage auf der Businessplattform nicht.
     
    Mittwoch, 1. August 2012
    Die Ergebnisse von meiner WELTZEIT Annonce kann ich in die Tonne treten. Ich suche einen Mann ab 38. Und nicht ab 58. Ich habe tatsächlich noch zwei Anfragen von älteren Herren an die 60 Jahre erhalten, beides Unternehmer aus WW. Und beide haben mir ellenlange Beschreibungen über sich und ihre recht blauäugigen Wunschvorstellungen ihre Zukünftige betreffend geschickt. Das klang alles so ähnlich, als seien sie miteinander verwandt. Dann bekam ich noch eine sehr sympathische Anfrage von einem Mann in meinem Alter, allerdings aus Hamburg, der in der ersten E-Mail noch für mich pendeln wollte. Aber als ich ihm von den Kindern schrieb, wollte er dann doch lieber nicht pendeln. Die letzte E-Mail kam von einem südländischen Typen, der mir 10 (!) Fotos von sich schickte und dazu schrieb, dass Fotos ja eigentlich nichts aussagen würden. Seine sind aber doch recht aussagekräftig, zumal sie ihn mit nacktem Oberkörper zeigen. Auf einem steht er halb bekleidet auf der Straße und stützt seine Hände auf einem Pfosten ab, damit die Oberarmmuskulatur besser zur Geltung kommt. Und der Pfosten wirkt wie ein überdimensionaler Penis. Sehr originell. Da kann ich ja gleich in die Muckibude gehen. Da sollen sich ja schon viele Paare kennengelernt haben, und das Praktische – vor allem im Saunabereich – man kauft die Kaze nicht im

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