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AUTOMATENHELDEN: Ein Jahr Online-Dating

AUTOMATENHELDEN: Ein Jahr Online-Dating

Titel: AUTOMATENHELDEN: Ein Jahr Online-Dating Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gill Gartenstadt
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anzuschauen. Sein Hemd ist etwas geöffnet, und ich sehe seine dunkle Brustbehaarung, die mir sosehr gefällt. Genau so habe ich ihn mir vorgestellt, behaart wie ein Affe. Darauf stehe ich total. Sein Gesicht ist sehr schmal und seine Nase wirkt dadurch recht lang und spitz. Ich konnte mich an seine Nase gar nicht mehr erinnern. Es ist so schön, dass er da ist. Ich bin total nervös. Meine Hände zittern, als ich aus meinem Glas trinke. Die Apfelschorle bleibt auf meinen Lippen hängen, und ich bin viel zu aufregt, mit der Zunge darüber zu fahren. Ich lasse die Apfelschorle auf meinem Mund glänzen. Ja, ich flirte und das für jeden Blinden offensichtlich.
    »Du siehst total gut aus.« Er mustert mich, er schaut mir auf die Haare und den Mund.
    »Ja, ich bin ja auch nicht krank« 39 , sage ich.
    Wir sitzen nebeneinander, und ich würde so gerne seine Hand nehmen, aber ich traue mich nicht. Stattdessen halte ich die ganze Zeit ein gelbes Handtuch von den Kindern in den Händen.
    »Geht es dir denn jetzt schon besser?«
    »Ja. Mein Arzt habt mir solche Myrtolkapseln verschrieben, die sind ganz gut.«
    »Ich weiß. Das habe ich eben schon gerochen, als du zur Tür reinkamst.«
    »WIE, du kannst das riechen?«
    Leon kommt angelaufen.
    »Mama, komm, spiel mit mir!«
    »Wir können auch zusammen mit ihm spielen«, schlage ich vor.
    »NEE, lass mal. Ich bin so froh, dass ich es bis hierher geschafft habe. Ich bleibe gerne hier sitzen und schaue euch zu.«
    Leon gibt mir ein Auto und nimmt selber eines. Sie sollen ein Wettrennen machen. Es ist mir total peinlich, jetzt in meinem Rock und dem Shirt, mit dem weiten Ausschnitt, mit einem Spielzeugauto auf dem Boden rumzurutschen. Genervt schaue ich zu ihm. Er schaut zurück, völlig fertig und weiß wie ein Gespenst. Mit Leon spiele ich dann Wettrennen. Unsere Autos sausen den ganzen Gartenweg entlang, und am Schluss lasse ich ihn gewinnen. Dann hole ich die Eimer und Schäufelchen und eine Gießkanne mit Wasser, damit Leon und Flora jetzt in der Erde graben und matschen können. Was aus ihrer guten Kleidung wird, ist mir im Moment völlig egal. Hauptsache, ich habe Zeit für Marc. Ich setze mich wieder zu ihm. Ständig kommen die Kinder angerannt und wollen mehr Wasser. Flora möchte, dass ich ihre kleine Schnecke sauber mache. Ich setze sie auf die Lehne von der Gartenbank.
    »NA, kennst du sie?«, frage ich Marc.
    »Das ist doch die Schnecke von SpongeBob 40 .« Wir lächeln.
    Langsam taue ich auf. Ich beginne ganz aufgekratzt zu erzählen. Von dem Garten, dass ich mich über alles freue, was blüht. Ich zeige ihm den Apfelbaum, das Erdbeerbeet, den Kirschbaum. Je mehr ich rede, desto stiller wird er. Er spitzt ab und zu die Lippen, sagt »SUPER« und bewegt dabei langsam seinen Kopf vor und zurück. Ich zeige ihm die Rosen neben der Terrasse, die ich im Frühjahr sehr kurz abgeschnitten habe und die gerade wieder treiben.
    Während ich rede, schaut er mich gar nicht mehr an. Ich glaube, er hat momentan erhebliche Kreislaufprobleme.
    »Das ist schon komisch. Ich habe die letzten zwei Wochen im Bett gelegen, und jetzt wirkt alles so stark auf mich. Haut mich regelrecht um. Kennst du das?«
    »Ja KLAR. Ich hatte Stilldemenz, als ich die Kinder bekam. Wenn man nachts alle zwei Stunden aufstehen muss und den ganzen Tag zuhause bleibt, dann ist so ein Gang zum Supermarkt schon ein echt starkes Erlebnis.«
    Leon kommt wieder angerannt. »Mama, ich habe Hunger. Machst du uns Brote?«
    »Marc, möchtest du zum Essen bleiben?«
    »Nein. Ich muss jetzt auch wieder los. Ich bin total fertig.«
    »Komm, ich zeig dir schnell das Haus, willst du es noch sehen?«
    »Ja, gerne.«
    Wir gehen rein. »Vorher war das hier eine überdachte Terrasse. Die Vorbesitzer haben den Raum erst verglast.«
    »Echt schön hier.« Dabei fällt sein Blick auf die kleine gebastelte Rakete mit den Kinderfotos an der Wand. Genau so eine hatte ich ihm ja auch geschenkt. Dann schaut er auf die große selbst gebastelte Rakete, die seit Weihnachten von der Decke hängt. Wir gehen weiter.
    »Und das ist das Spielzimmer.« Er schaut auf den Papagei im Fenster. Mir gefällt es, dass er alles so genau wahrnimmt. Er sieht auch die Bilder mit den bunten Autoaufklebern, die ich mit Leon zusammen gestaltet habe.
    »Die Küche ist auch noch original so wie früher«, sage ich, als wir die beiden Stufen zu ihr raufsteigen.
    »Willst du noch nach oben gehen?«
    »KLAR, gerne.«
    Ich mache das Kindergitter auf, und wir gehen

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