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entkleiden und sich in die Duschräume zu begeben. Eine Dusche war nach den Strapazen der langen Zugfahrt ein unverhoffter Luxus; um so mehr wunderten sich die Opfer, weshalb er ihnen zugestanden wurde. Eine Wache schien ihre Gedanken lesen zu können. »Euer Gestank ist ja nicht auszuhalten!«
Nachdem sie in das Stationsgebäude getrieben worden waren, zogen sie sich aus und gaben ihre Wertgegenstände ab. »Damit Ihnen nichts abhanden kommt, solange Sie unter der Dusche sind«, wurde ihnen als Erklärung angegeben. Man rasierte ihnen die Köpfe kahl; auch das weckte böse Vorahnungen. Schließlich drangen Wachen in das Stationsgebäude und trieben ihre Opfer mit Peitschen durch den Hinterausgang, der sich auf einen langen Weg öffnete, welcher in SS-Kreisen den Namen >Straße zum Himmel< hatte. Andere Wachen hieben mit Knüppeln auf die Nackten ein. »Schneller! Schneller laufen!«
Die Todeskandidaten stolperten über gestürzte Leidensgenossen. Am Ende des Weges ging es nur in einer Richtung weiter - nach rechts, fünf Stufen hinauf, durch ein großes, offenes Tor. Sobald der letzte einer Gruppe von fünfhundert Personen in den dahinter liegenden Raum gedrängt worden war, wurden die massiven Torflügel zugeschlagen und verriegelt. Anstelle von Duschköpfen waren an der Decke Lüftungsschlitze angebracht. Draußen begann ein Motor zu laufen. Auspuffgase drangen in den Raum ein. Die Eingeschlossenen hielten die Luft an, um sie nicht einatmen zu müssen. Dabei wurde ihnen nicht bewußt, daß sie mit Absicht zur Eile gedrängt worden waren, damit ihre Lungen gegen den Versuch, die Luft anzuhalten, rebellieren würden. Ebenso wenig wurde ihnen bewußt, daß ihre Kleider und Wertsachen den Deutschen helfen würden, weiter Krieg zu führen, daß ihr Haar als Füllmaterial für Matratzen und Kopfkissen der Wehrmacht Verwendung finden würde und daß ihnen die Goldfüllungen aus ihren Zähnen entfernt würden, um neue Waffen und Munition zu finanzieren. Sie hatten nur noch einen Gedanken im Kopf - daß sie die Luft nicht mehr länger anhalten konnten. Sie starben im Stehen.
3
Auf diesem Gipfel der Brutalität vermochte die Menschlichkeit zumindest einen kleinen Triumph zu erringen. Im August 1943 kam es zu einer Revolte jener Juden, die in Treblinka zu Arbeiten gezwungen worden waren, welche selbst die SS und ihre ukrainischen Helfershelfer sich auszuführen weigerten und die darin bestanden, die Leichen aus den Gaskammern zu schaffen, sie in großen Gruben auf Eisenbahnschienen aufzuschichten und in Brand zu stecken. Mit Hilfe heimlich gebastelter Waffen töteten sie ihre Bewacher und flohen in einen nahegelegenen Wald.
Viele von ihnen wurden dabei mit Maschinengewehren niedergemäht, aber etwa fünfzig Männer erreichten den schützenden Wald und konnten entkommen.
Die Nazis lösten das Lager auf. Nachdem von Osten her bereits die Russen im Anmarsch waren und fast alle Juden in Polen vernichtet worden waren, beseitigte die SS in der Eile des Aufbruchs noch sämtliche Spuren ihres grauenhaften Vernichtungswerks. Die zum Schein errichtete Bahnstation von Treblinka, die Straße zum Himmel, die Gaskammern und die Einäscherungsgruben wurden dem Erdboden gleichgemacht.
Das Land wurde einem Bauern für sein Vieh zur Verfügung gestellt. Doch die eine Million zu Asche verbrannter Leichen war nicht so leicht zum Schweigen zu bringen. Von den durch die Verwesung entstehenden Gasen hob sich das Bodenniveau um fast zwei Meter. Die Gase entwichen. Der Boden senkte sich wieder - diesmal fast zwei Meter unter sein normales Niveau. Neue Verwesungsgase hoben die Erde. Wieder sank sie in sich zusammen, um sich von neuem zu heben.
Das Vieh floh den Ort. Und auch den Bauern hielt es nicht mehr lange.
ERSTES BUCH - Vorladung
Eiszapfen
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GEHEIMNISVOLLES VERSCHWINDEN EINES KARDINALS WEITER UNAUFGEKLÄRT
»ROM, ITALIEN, 28. Februar (AP) - Die zuständigen Behörden des Vatikans sowie die römische Polizei haben auch nach fünf Tagen noch keinerlei Anhaltspunkte für die Ursachen des Verschwindens von Kurienkardinal Krunoslav Pavelic.
Der zweiundsiebzigjährige Pavelic wurde von engen Mitarbeitern am Sonntagabend zum letztenmal gesehen, nachdem er in der Privatkapelle seiner Gemächer im Vatikan die Messe gelesen hatte. Am darauffolgenden Montag hätte er eine Abschlußerklärung zu einer mit großem Interesse verfolgten Konferenz katholischer Bischöfe abgeben sollen, die sich mit den politischen Beziehungen der Kirche zu den
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