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Autoren: Unbekannter Autor
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Deutschland antisemitische Vergeltungsaktionen ausgelöst, erteilte er insgeheim Befehl, diese bisher noch keineswegs existenten Unruhen in die Wege zu leiten.
    Organisiert wurden diese >spontanen Demonstrationen< von Reinhard Heydrich, dem stellvertretenden Leiter der SS. Nachdem die Nazihorden in der Nacht des 9. November begeistert zur Tat geschritten waren, konnte Heydrich in einem vorläufigen Bericht an Hitler bekanntgeben, daß 815 jüdische Geschäfte, 171 jüdische Häuser und Wohnungen und 119 Synagogen in Brand gesteckt oder anderweitig zerstört worden waren. Zwanzigtausend Juden wurden festgenommen und in Konzentrationslager eingeliefert; sechsunddreißig wurden getötet, sechsunddreißig weitere schwer verletzt. Diese Zahlen stellten sich als krasse Untertreibungen heraus. Das Zerstörungswerk der Nazihorden zog so weite Kreise, daß überall die Straßen mit Glassplittern von zerbrochenen Fenstern übersät waren, wovon auch der zynische Begriff >Reichskristallnacht< herrührte.
    Abschließend sprach Heydrich in seinem Bericht die Empfehlung aus:
    ... die Versicherungsgesellschaften sollen die Ansprüche der betroffenen Juden in vollem Umfang erfüllen. Diese Gelder werden dann jedoch von staatlicher Seite konfisziert und den Versicherungen zurückerstattet. Mir vorliegenden Meldungen zufolge werden sich allein die Ersatzansprüche für Glasschäden auf etwa fünf Millionen Mark belaufen... Was die Beseitigung der entstandenen Schäden betrifft, könnte dies am besten bewerkstelligt werden, indem man aus den Konzentrationslagern gruppenweise Juden entläßt und unter Aufsicht ihre eigene Unordnung beseitigen läßt. Die Gerichte werden ihnen eine Strafe in Höhe von mehreren Milliarden Mark auferlegen, die aus dem Ertrag ihres konfiszierten Besitzes beglichen wird. Heil Hitler!
    Mit der Reichskristallnacht nahmen in Deutschland die offenen, von Staatsseite angeordneten Judenverfolgungen ihren Anfang. Obwohl viele Regierungen anderer Länder - und selbst einige hochstehende Nazi-Funktionäre - energisch gegen die Vorfälle in der Reichskristallnacht protestierten, unternahm doch niemand etwas, um zu verhindern, daß sich derlei wiederholte beziehungsweise noch wesentlich schrecklichere Ausmaße annahm.
Nacht und Nebel
    Der Nacht-und-Nebel-Erlaß wurde am 7. Dezember 1941 von Hitler persönlich ausgegeben; am selben Tag hatte Japan den amerikanischen Flottenstützpunkt Pearl Harbor angegriffen. Dieser Erlaß war gegen >Personen, die Deutschlands Sicherheit gefährdeten< gerichtet und hier wiederum vor allem gegen die Mitglieder von Widerstandsgruppen in den von Deutschland besetzten Gebieten. In dem Erlaß wurde darauf hingewiesen, daß die Exekution allein kein genügend wirksames Abschreckungsmittel gegen anti-deutsche Aktionen darstellte. Vielmehr wäre in diesem Zusammenhang neben psychologischer auch körperliche Gewaltanwendung notwendig. Daher sollten nicht alle Widerstandskämpfer nach ihrer Festnahme hingerichtet werden; stattdessen sollte eine größere Anzahl von ihnen an einen unbekannten Ort gebracht werden, so daß Außenstehende nichts über ihr weiteres Geschick erfahren konnten. Freunde und Familienangehörige sollten beständig im ungewissen gelassen werden. Der Erlaß äußert sich dazu wie folgt: >Der einschüchternde Effekt dieser Maßnahmen liegt (a) im spurlosen Verschwinden der schuldigen Person, (b) in dem Umstand, daß keinerlei Hinweise auf den Verbleib und das Schicksal der betreffenden Person gegeben werden. < Alle jene, die sich an deutschlandfeindlichen Aktivitäten zu beteiligen beabsichtigten, mußten also befürchten, daß sie wie ihre Freunde und Verwandten in Nacht und Nebel verschwinden würden.
    Wie dieser Erlaß in die Tat umgesetzt wurde, läßt sich am Beispiel des tschechoslowakischen Dorfs Lidice zeigen. Zur Vergeltung für die Ermordung von Reinhard Heydrich umringen 1942 deutsche Soldaten das Dorf und erschossen, jeweils in Zehnergruppen, sämtliche männlichen Bewohner. Die Exekutionen zogen sich über den ganzen Tag hin. Die Frauen aus dem Dorf wurden in das Konzentrationslager Ravensbrück gebracht, wo sie an Entkräftung starben oder vergast wurden. Die Kinder des Dorfes jedoch - es waren insgesamt neunzig - verschwanden einfach in Nacht und Nebel. Verwandte in anderen Dörfern sollten nie erfahren, was aus ihnen geworden war.
Die dunkle Nacht der Seele
    1
    Am 20. Januar 1942, sechs Wochen nach dem Nacht-und-Nebel-Erlaß, fand in Berlin unter dem Vorsitz

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