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Titel: Autor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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kommunistischen Regimes Osteuropas befaßt hatte.
    Die Behörden vermuteten anfänglich eine Entführung Kardinal Pavelics durch rechtsextremistische Kreise, die damit gegen den nachgiebigeren Kurs protestieren wollten, den die Kirche Gerüchten zufolge gegenüber jenen Regimes einzuschlagen beabsichtigte, die sich bereiterklärten, staatliche Restriktionen gegen kirchliche Aktivitäten in ihren Ländern zumindest in einem gewissen Maß aufzuheben. Bisher hat sich jedoch noch keine extremistische Organisation zu Wort gemeldet, um die Verantwortung für Pavelics Verschwinden zu übernehmen.«
    2
    St. Paul, Minesota. März. Bereits zum zweitenmal in dieser Nacht verschwammen Frank Miller die Spielkarten in seiner Hand vor den Augen. Obwohl er noch zwischen Rot und Schwarz unterscheiden konnte, war es ihm nicht mehr möglich, zu erkennen, ob es sich um Herz, Karo, Kreuz oder Pik handelte. In dem Versuch, seine Beunruhigung darüber zu verscheuchen, nahm er seine Brille ab, um sich die Augen zu reiben und seine schmerzende Stirn zu massieren.
    »Fehlt dir was?« fragte Sid Henderson, der ihm gegenüber am Tisch saß. Wie Miller war Henderson über siebzig. Auch die anderen Bridgespieler in dem Aufenthaltsraum des Altenzentrums von St. Paul waren etwa gleichaltrig oder nur geringfügig jünger.
    Miller konzentrierte sich angestrengt auf sein Blatt. »Was sollte mir schon fehlen? Nichts.«
    »Bist du auch sicher? Du siehst ein bißchen krank aus.«
    »Das liegt nur an der überheizten Luft. Sie haben den Thermostat zu hoch gestellt. Vielleicht kann jemand ein Fenster aufmachen.«
    »Damit wir uns alle eine Erkältung holen?« protestierte daraufhin Iris Glickman, die rechts von Miller saß. Sie behauptete steif und fest, erst siebenundsechzig zu sein. »Draußen ist es doch eiskalt. Wenn dir heiß ist, dann zieh doch einfach deine Jacke aus.«
    Miller hatte jedoch bereits seinen Krawattenknoten gelockert. Er konnte doch nicht sämtliche Anstandsregeln außer acht lassen und in Hemdsärmeln Karten spielen.
    »Vielleicht solltest du lieber nach Hause gehen und dich ein wenig hinlegen«, schaltete sich nun Harvey Ginsberg zu seiner Linken ein. »Du siehst richtig blaß aus.«
    Miller betupfte sich mit einem Taschentuch seine verschwitzte Stirn. Er hatte ein eigenartiges Gefühl im Magen.
    »Aber ihr könnt doch nicht zu dritt weiterspielen. Ich würde euch eure Bridgepartie verderben.«
    »Scheiß doch auf das blöde Spiel«, bemerkte Harvey dazu.
    Wie gewohnt spitzte Iris in gespielter Schockiertheit über Harveys derbe Ausdrucksweise die Lippen.
    Hinter Millers Stirn begann es heftig zu pochen. »Ihr würdet mich bestimmt nicht für einen Spielverderber halten?«
    »Ich würde dich eher für einen ausgemachten Narren halten, Frank, wenn du nicht nach Hause gehst, obwohl du dich krank fühlst.«
    Miller lächelte. »Ihr seid wirklich gute Freunde.« »Ich rufe dich morgen an, um zu sehen, ob es dir wieder besser geht«, versicherte ihm Harvey.
    3
    Kaum war Miller ins Freie getreten, stach ihm ein eisiger Wind ins Gesicht. In dichtem Schneegestöber stapfte er mit hochgeschlagenem Mantelkragen auf den Parkplatz auf der anderen Straßenseite zu. Zumindest fühlte er sich wieder besser. Die eisigen Windstöße übten eine belebende Wirkung auf ihn aus und bestärkten ihn in der Annahme, daß die Kopfschmerzen und die Übelkeit von der überheizten Luft im Altenzentrum hergerührt hatten. Mein Verstand ist noch genauso scharf und wach wie eh und je, dachte er; nur dieser verdammte Körper läßt mich mehr und mehr im Stich.
    Die Straße war verlassen; die Bogenlampen auf dem Parkplatz kämpften verzweifelt gegen das dichte Schneetreiben an. Er erreichte seinen Wagen - einen Audi, den ihm sein Sohn geschenkt hatte - und schloß die Tür auf der Fahrerseite auf. In diesem Moment hörte er hinter sich eine Stimme.
    Stirnrunzelnd drehte er sich herum und starrte mit zusammengekniffenen Augen in das Schneegestöber hinaus. Die
    Stimme war durch das Pfeifen des Winds fast übertönt worden. Es war eine Männerstimme, dachte er. Doch als er sie dann nicht mehr hörte, begann er sich zu fragen, ob er sich vielleicht alles nur eingebildet hatte.
    Achselzuckend streckte er seine Hand nach dem Türgriff aus. Und nun hörte er die Stimme wieder - näher diesmal, aber noch immer kaum verständlich. Sie schien nur ein einziges Wort zu sagen - einen Vornamen, seinen Vornamen.
    Er drehte sich neuerlich herum. »Ist da jemand?«
    Keine

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