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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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tatsächlich Treue schwört…«
    »So wurde es schon vor seiner Geburt geplant.« Taliesin sagte langsam: »Der Junge ist als Christ erzogen worden. Wird er einen solchen Eid ablegen?«
    »Was bedeutet einem jungen Mann alles Gerede über Götter, wenn er mit einem sagenhaften Schwert sein Volk zu großen Taten führen soll?« fragte Viviane. Und achselzuckend fügte sie hinzu: »Was auch daraus entstehen mag, wir sind zu weit gegangen, um jetzt einzuhalten. Wir sind alle gebunden. In drei Tagen wird der Mond sich erneuern, und bei dieser günstigen Gelegenheit soll er das Schwert erhalten.«
    Diesen Worten war wenig hinzuzufügen. Morgaine hörte schweigend zu, erregt und gleichzeitig entsetzt. Sie war schon zu lange in Avalon, dachte sie, zu lange unter Priesterinnen und nur mit heiligen Dingen und der geheimen Weisheit beschäftigt. Sie hatte vergessen, daß es da draußen noch eine Welt gab. Es war ihr nie richtig in den Sinn gekommen, daß Uther Pendragon, der Gemahl ihrer Mutter, Großkönig von Britannien war, und daß ihr Bruder ihm eines Tages auf den Thron folgen sollte.
Selbst, so
dachte sie mit einem Anflug ihres neuerworbenen Zynismus,
mit dem Makel des Zweifels an seiner Abkunft.
Vielleicht würden die verfeindeten Könige sogar einen Thronanwärter begrüßen, der keiner ihrer Parteien und Gruppierungen angehörte, der aber ein Sohn des Pendragon war. Er sah gut aus, war nicht anmaßend und konnte ein Symbol sein, unter dem sich alle verbündeten. Darüber hinaus war er ein Anwärter auf den Thron des Großkönigs, den die Stämme, die Pikten und Avalon bereits anerkannt hatten… Morgaine dachte bitter an die Rolle, die sie dabei gespielt hatte. Ihr Zorn kehrte zurück. Als Taliesin und Kevin sich erhoben, um zu gehen, wußte sie wieder, warum sie vor zehn Tagen ihren Zorn Viviane entgegenschleudern wollte.
    Kevins Harfe in der verzierten Lederhülle war schwierig zu tragen, da sie viel größer als andere Harfen war. Kevin wirkte unter ihrer Last fast unbeholfen; er hatte ein steifes Knie und zog das andere Bein nach.
Wie häßlich er ist,
dachte Morgaine.
Ein häßlicher, grotesker Mann. Aber wer denkt schon daran, wenn er spielt? In ihm steckt mehr, als wir alle ahnen.
Sie dachte wieder an Taliesins Worte und wußte, sie sah den künftigen Merlin von Britannien vor sich, so wie er nach Vivianes Verkündigung in ihr die nächste Herrin von Avalon zu sehen hatte.
    Diese Aussicht versetzte sie nicht in Hochstimmung. Hätte Viviane es ihr vor der Reise gesagt, die ihr ganzes Leben veränderte, wäre sie stolz und glücklich gewesen. Jetzt überschattete das Geschehene alles.
Mit meinem Bruder… mit meinem Bruder. Es zählte nicht, solange wir Priester und Priesterin, Gott und Göttin waren und uns im Bann des Rituals vereinigten. Aber morgens, nach dem Erwachen, vereinigten wir uns als Mann und Frau… das war wirklich… es war Sünde …
    Viviane stand an der Tür und sah Taliesin und Kevin nach. »Für einen Mann mit solchen Verletzungen kann er noch wacker gehen. Es ist wahrlich ein Glück für die Welt, daß er überlebt hat, und daß man ihn nicht als Bettler auf die Straße setzte oder auf den Markt, um Stroh-matten zu flechten. Sein Können durfte nicht in der Dunkelheit verborgen bleiben oder am Hof eines unmusischen Königs vergeudet werden. Seine Stimme und diese Hände gehören den Göttern.«
    »Er ist zweifellos begabt«, sagte Morgaine, »aber… ist er auch weise? Der Merlin von Britannien muß nicht nur gebildet und begabt sein, sondern auch weise und… tugendsam.«
    »Das überlasse ich Taliesin«, entgegnete Viviane. »Was sein soll, muß geschehen. Ich habe dabei nichts zu befehlen.«
    Plötzlich brach sich Morgaines Zorn die lang gestaute Bahn. »Gibt es wirklich etwas auf dieser Erde, von dem Ihr glaubt, es unterstehe nicht Eurem Befehl, Herrin? Ich dachte, Ihr glaubt, Euer Wille sei der Wille der Göttin, und wir seien alle Puppen in Euren Diensten!«
    »So darfst du nicht reden, mein Kind«, entgegnete Viviane und sah sie erstaunt an. »Du kannst mich doch nicht wirklich beleidigen wollen.«
    Hätte Viviane überheblich geantwortet, hätte Morgaines Zorn zu rasen begonnen; die Freundlichkeit Vivianes verwirrte sie jedoch. Sie fragte: »Viviane,
warum?«,
und spürte voll Scham wieder Tränen aufsteigen.
    Jetzt klang Vivianes Stimme kalt, als sie antwortete: »Habe ich dich doch zu lange unter den Christenmenschen mit ihrem Gerede von Sünde gelassen? Denke daran, Kind: Du

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