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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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frage ich mich wieder… hat uns nicht der Merlin mit seiner Magie verzaubert, damit wir eine Vision sehen und das glauben sollen. Denn jetzt haben mich meine Gefährten verlassen, und wer weiß, ob sie je wieder zurück
    kehren werden.« Er hob den Kopf und sah Gwenhwyfar an. Sie bemerkte wie aus weiter Ferne, daß seine Augenbrauen jetzt völlig weiß waren und seine blonden Haare silbern glänzten. Artus sagte: »Weißt du nicht, daß Morgaine hier war?«
    »Morgaine?« Gwenhwyfar schüttelte den Kopf. »Nein, ich wußte es nicht… weshalb hat sie uns nicht begrüßt?«
    Er lächelte: »Das fragst du? Sie verließ den Hof in Ungnade.« Er preßte die Lippen zusammen, und seine Hand suchte wieder den Griff von Excalibur, wie um sich zu vergewissern, daß das Schwert noch an seiner Seite hing. Es steckte jetzt in einer häßlichen, groben Leder-scheide. Gwenhwyfar hatte nie gewagt, ihn danach zu fragen, was mit der Scheide geschah, die Morgaine vor so vielen Jahren für ihn angefertigt hatte. Aber jetzt vermutete sie darin einen Grund für ihren Streit. »Du weißt es nicht… sie hatte sich gegen mich verschworen. Sie wollte ihren Geliebten Accolon auf meinen Thron setzen…«
    Gwenhwyfar glaubte, nach der beseligenden Vision dieses Tages könnte sie nie mehr Zorn und Haß auf ein lebendes Geschöpf empfinden. Selbst jetzt empfand sie hauptsächlich Mitleid für Morgaine, aber auch Mitleid für Artus, denn sie wußte, wie sehr er seine Schwester geliebt und ihr vertraut hatte. »Wieso hast du mir das nicht gesagt? Ich habe ihr nie getraut.«
    »Aus diesem Grund«, erwiderte Artus und drückte ihre Hand. »Ich glaubte nicht ertragen zu können, wenn du sagst, du hättest ihr nie vertraut und mich so oft vor ihr gewarnt. Aber Morgaine war heute hier. Sie kam in Verkleidung einer Bauersfrau. Sie sah alt aus, Gwenhwyfar, alt, harmlos und leidend. Ich glaube, sie kam in Verkleidung, um noch einmal einen Blick auf den Ort zu werfen, an dem sie einst in Rang und Würden lebte… vielleicht, um auch noch einmal ihren Sohn zu sehen… Sie sah älter aus als unsere Mutter…« Er schwieg, zählte einen Augenblick an seinen Fingern und sagte dann: »Oh, sie ist älter, als unsere Mutter wurde. Ich bin älter als mein Vater war, als er starb, meine Gwenhwyfar… ich glaube nicht, daß Morgaine kam, um Unheil zu stiften. Wenn sie es plante, hat die heilige Vision sie sicher daran gehindert.« Er schwieg.
    Gwenhwyfar wußte instinktiv, er wollte nicht sagen, daß er Morgaine immer noch liebte und sie vermißte.
Im Lauf der Jahre gab es so viele Dinge, die ich Artus nicht sagen konnte und er nicht mir… aber wenigstens sprachen wir beide heute von Lancelot und der Liebe zwischen uns dreien…
Im Augenblick schien diese Liebe die höchste Wahrheit ihres Lebens zu sein. Liebe konnte weder gewogen noch gemessen werden -soviel für diesen und soviel für jenen. Sie war ein endloser ewiger Strom. Je mehr sie liebte, desto mehr Liebe hatte sie zu geben. Jetzt schenkte sie allen Liebe, wie die Vision sie ihr gegeben hatte. Selbst dem Merlin brachte sie heute dieses Gefühl der Wärme und Zärtlichkeit entgegen. »Sieh doch, wie Kevin sich mit seiner Harfe abmüht! Soll ich ihm nicht jemand zu Hilfe schicken, Artus?« Der König erwiderte lächelnd: »Er braucht niemanden. Nimue nimmt sich seiner an. Siehst du es nicht?«
    Wieder empfand sie diese überströmende Liebe, diesmal für Lancelots und Elaines Tochter – das Kind der beiden Menschen, die sie am meisten liebte. Der Merlin stützte sich auf Nimues Arm… es war wie die alte Geschichte von der Jungfrau, die sich in ein Ungeheuer aus dem wilden Wald verliebte! Ach, aber heute empfand sie selbst für den Merlin Liebe. Gwenhwyfar freute sich, daß er Nimues starke Hände hatte, die ihm halfen.
    Die Tage vergingen am fast menschenleeren Hof von Camelot. Gwenhwyfar sah in Nimue mehr und mehr die Tochter, die ihr versagt geblieben war. Das Mädchen hörte ihr aufmerksam und höflich zu, wenn sie sprach; schmeichelte ihr unaufdringlich und war stets bereit, ihr jeden Dienst zu erweisen. Nur etwas gefiel Gwenhwyfar nicht: Nimue verbrachte viel zuviel Zeit im Gespräch mit dem Merlin.
    »Er mag sich jetzt Christ nennen, mein Kind«, warnte die Königin. »Aber im Herzen ist er ein alter Heide, der sich den barbarischen Ritualen der Druiden verschworen hat… du willst doch nichts mehr davon wissen. Siehst du nicht die Schlangen auf seinen Handgelenken?«
    Nimue fuhr sich über die

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