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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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zarten Handgelenke. »Oh, König Artus trägt sie doch auch«, erwiderte sie sanft. »Und auch ich würde sie heute tragen, wenn ich nicht das große Licht gesehen hätte. Der Merlin ist ein weiser Mann, und niemand in Britannien spielt so schön die Harfe wie er.«
    »Und außerdem gibt es das Band von Avalon, das euch verbindet«, erklärte Gwenhwyfar schärfer, als sie es wollte.
    »Nein, nein«, widersprach Nimue, »ich bitte Euch, Tante, sagt ihm das nie. Er hat mich in Avalon nie gesehen. Er kennt mich nicht. Ich möchte nicht, daß er mich als Abtrünnige des Alten Glaubens ansieht…«
    Sie wirkte so bekümmert, daß Gwenhwyfar liebevoll erwiderte: »Wenn es dein Wunsch ist, werde ich ihm nichts sagen. Selbst Artus habe ich nicht erzählt, daß du aus Avalon zu uns gekommen bist.«
    »Ich liebe die Musik und die Harfe sehr«, erklärte Nimue. »Darf ich mich wirklich nicht mit ihm unterhalten?«
    Gwenhwyfar antwortete mit einem nachsichtigen Lächeln: »Auch dein Vater ist ein guter Musiker… er sagte einmal, seine Mutter habe ihm eine Harfe als Spielzeug gegeben, noch ehe er alt genug war, auch nur ein Spielzeugschwert zu halten. Sie hat ihm gezeigt, wie man die Saiten zum Klingen bringt. Der Merlin wäre mir lieber, wenn er bei seiner Harfe bliebe und nicht versuchte, einer von Artus' Ratgebern zu sein.« Schaudernd fügte sie hinzu: »Für mich ist der Mann ein Ungeheuer.«
    Nimue blieb geduldig: »Es tut mir leid, daß Ihr gegen ihn eingenommen seid. Aber es ist nicht seine Schuld. Ich bin sicher, er wäre lieber ebenso hübsch wie mein Vater und so stark wie Gareth.«
    Gwenhwyfar senkte den Kopf. »Ich weiß, es ist nicht richtig von mir. Ich müßte Mitleid haben… aber seit meiner Kindheit habe ich eine Abneigung gegen alle mißgestalteten Menschen. Ich bin nicht sicher, aber vielleicht war es doch Kevins Anblick, der zu meiner Fehlgeburt führte. Damals hatte ich noch eine Möglichkeit, Artus einen Sohn zu schenken. Wenn Gott gut ist, muß dann nicht alles schön und vollkommen sein, was von Gott kommt? Alles, was häßlich und ungestalt ist, muß das Werk des Bösen sein!«
    »Nein«, entgegnete Nimue, »ich halte das für unwahrscheinlich. Gott, so sagt die Heilige Schrift, hat dem Volk Prüfungen auferlegt. Job bedeckte er mit Aussatz und Pocken, und Jonas wurde von einem großen Fisch verschluckt. Wir lesen immer und immer wieder, daß er Leiden über sein auserwähltes Volk schickte. Selbst Christus mußte leiden. Man kann sagen, die Menschen leiden, weil sie nach dem Willen Gottes größere Leiden erdulden sollen als andere. Vielleicht muß Kevin das alles für eine große Sünde erdulden, die er in einem früheren Leben begangen hat.«
    »Bischof Patricius sagt, es ist eine heidnische Auffassung zu glauben, wir werden geboren und wieder geboren. Kein Christ soll dieser abscheulichen Lüge Glauben schenken. Denn wie sollten wir sonst je in den Himmel gelangen?«
    Nimue lächelte, denn sie erinnerte sich daran, was Morgaine einmal zu ihr gesagt hatte.
Sprich nie mehr zu mir über das, was Vater Griffin zu dir gesagt hat…
    Sie hätte gerne das gleiche zu Gwenhwyfar gesagt, aber sie widersprach nur freundlich.
    »O nein, liebe Tante, denn selbst in der Heiligen Schrift wird erzählt, daß die Menschen Johannes den Täufer fragten, wer er sei. Manche behaupteten, Jesus sei der wiedergeborene Elias, aber Jesus antwortete:
Ich sage Euch, Elias lebt bereits unter euch. Aber ihr habt ihn nicht erkannt.
Und die Menschen wußten, so steht es jedenfalls in der Heiligen Schrift, daß er von Johannes dem Täufer sprach. Wie kann es also falsch sein, wenn die Menschen an eine Wiedergeburt glauben, da Christus selbst daran glaubte.«
    Gwenhwyfar fragte sich, woher Nimue dieses Wissen über die Heilige Schrift besaß, da sie doch in Avalon gelebt hatte. Sie erinnerte sich, daß auch Morgaine die Heilige Schrift manchmal besser kannte als sie selbst.
    Nimue fuhr fort: »Ich glaube, die Priester wollen vielleicht nicht, daß wir an andere Leben glauben, weil sie möchten, daß wir in
diesem
Leben keine Sünden begehen. Viele Priester glauben, das Ende der Welt sei nahe, und Christus käme wieder. Deshalb fürchten sie, wenn die Menschen auf ein anderes Leben warten, um gut zu sein, werden sie keine Zeit haben, vollkommen zu werden, ehe Christus wiederkommt. Wenn die Menschen daran glauben, daß sie wiedergeboren werden, dann bemühen sie sich wahrscheinlich in diesem Leben nicht darum, vollkommen zu

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