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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sich jemand dorthin auf den Weg machte, der nicht ein Druide oder eine Priesterin war und den Weg nicht kannte, würde er nur auf die Insel der Priester, nach Glastonbury gelangen…
    Sie konnten ihre Spuren bis zur Römischen Straße zurückverfolgen … Aber Morgause empfand eine wachsende Angst: Vielleicht war die Römische Straße ebenfalls verschwunden. Vielleicht war Lothian verschwunden, und sie war mit diesen Männern und Frauen allein auf der Erde. Fröstelnd erinnerte sie sich an ein paar Worte aus der Heiligen Schrift, die sie einmal von Gwenhwyfars Hauspriester gehört hatte. Sie berichteten vom Ende der Welt…
Und ich sage euch, zwei Frauen werden Seite an Seite Korn mahlen, und die eine wird hinweggenommen werden, die andere aber wird bleiben…
    War Camelot mit all seinen Menschen in den christlichen Himmel aufgenommen worden? War das Ende der Welt gekommen, und nur ein paar Übriggebliebene wie sie irrten über das Antlitz der öden Erde?
    Sie konnten nicht ewig hierbleiben und auf ihre alten Spuren starren. Morgause erklärte: »Wir werden bis zur Römischen Straße zurückreiten.« Aber sie dachte:
Wenn es noch eine Römische Straße gibt, wenn es überhaupt noch etwas gibt.
Sie blickte in den Dunst, der wie magischer Rauch aus den Sümpfen aufstieg. Die Welt schien verschwunden zu sein, und selbst die aufgehende Sonne wirkte fremd.
    Morgause war keine ängstliche Frau. Sie sagte sich, es sei besser, den Weg zurück zu finden, als in diesem unwirklichen Schweigen zu verharren. Camelot war wirklich, eine Stadt in der wirklichen Welt. Es konnte nicht einfach verschwinden.
    Aber wenn ich an die Macht gekommen wäre, wenn Lot und ich mit unseren Plänen gegen Artus Erfolg gehabt hätten, wäre vielleicht das ganze Land so still, so trostlos und voller Schrecken…
Warum war alles so ruhig? Das einzige Geräusch auf der ganzen Welt schien der Hufschlag ihrer Pferde zu sein, aber auch das hörte sich an wie Steine, die ins Wasser fielen und lautlos in den Wellen versanken.
    Sie hatten die Römische Straße beinahe erreicht – oder die Stelle, wo die Römische Straße sein sollte –, als das Geräusch von Hufen auf einer festen Straße zu ihnen drang. Langsam und gemessen näherte sich ein Reiter aus Glastonbury. Im Nebel konnten sie eine dunkle Gestalt erkennen, gefolgt von einem Packtier mit einer schweren Last.
    Plötzlich rief einer ihrer Männer: »Seht nur, es ist der edle Lancelot vom See… einen gesegneten guten Morgen, edler Ritter!«
    »Höh! Wer reitet da?« Es war tatsächlich Lancelots wohlvertraute Stimme. Als er sich ihnen näherte, schien der freundliche Klang des Pferdes und des Packtieres etwas von der Welt, die sie umgab, wieder freizugeben. Der Nebel trug Geräusche über große Entfernungen. Irgendwo bellte ein Hund, eine ganze Meute Hunde. Vielleicht kämpften sie nach einer hungrigen Nacht um ihr Fressen. Aber dieses einfache und alltägliche Geräusch durchbrach das unwirkliche Schweigen.
    »Die Königin von Lothian«, rief Cormac. Lancelot brachte sein Pferd vor Morgause zum Stehen.
    »Sieh da, Tante, ich hatte nicht damit gerechnet, Euch hier zu begegnen… Begleiten Euch vielleicht Gawain oder Gareth?«
    »Nein«, erwiderte Morgause, »ich reite allein nach Camelot.«
Wenn es auf dieser Welt einen solchen Ort noch gibt!
dachte sie gereizt. Sie musterte Lancelot aufmerksam, als er sie mit ein paar höflichen Worten begrüßte. Er wirkte erschöpft und mitgenommen von der Reise. Seine schäbige Kleidung war nicht allzu sauber, und er trug einen billigen Mantel, den sie nicht einmal einem ihrer Stallburschen zugemutet hätte.
Ja, ja, der schöne Lancelot. Gwenhwyfar wird ihn jetzt nicht mehr so verführerisch finden. Selbst ich würde keinen Finger mehr rühren, um ihn in mein Bett zu holen.
Aber dann lächelte er, und sie dachte:
Trotzdem ist er noch ein schöner Mann.
    »Wollen wir zusammen weiterreiten, Tante? Mich führt eine sehr traurige Mission nach Camelot.«
    »Wie ich höre, wart Ihr auf der Suche nach dem Gral. Habt Ihr ihn gefunden, oder war Eure Suche vergebens? Ihr macht so ein langes Gesicht.«
    »Einem Mann wie mir ist es nicht bestimmt, das größte Mysterium zu finden. Aber ich bringe den, der den Gral in seinen Händen hielt. Ich reite nach Camelot, um zu verkünden, daß die Suche beendet ist. Der Gral ist für immer der Welt entrückt.«
    Jetzt sah Morgause auf dem Packtier den verhüllten Körper eines Mannes. Sie flüsterte: »Wer ist

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