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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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es…?«
    »Galahad«, erwiderte Lancelot ruhig. »Mein Sohn hat den Gral gefunden, und wir wissen jetzt, daß kein Mensch seinen Anblick überlebt. Wäre ich es doch gewesen… und sei es auch nur, um meinem König nicht die schreckliche Nachricht überbringen zu müssen. Der Mann, der nach ihm den Thron besteigen sollte, ist uns in jene Welt vorausgegangen, in der er seine Suche unbeschadet in alle Ewigkeit fortsetzen kann…« Morgause erschauerte.
    Jetzt wird es wahrhaftig sein, als habe es Artus nie gegeben. Das Land wird keinen König mehr haben außer dem König im Himmel, den die Priester beherrschen, die auch Artus in der Hand haben…
Ärgerlich verscheuchte
    sie diese Gedanken.
Galahad ist tot. Jetzt muß Artus Gwydion zu seinem Erben bestimmen.
    Lancelot warf einen traurigen Blick auf das Packtier mit Galahads Leichnam. Aber er sagte nur: »Wollen wir reiten? Ich mochte die Nacht nicht auf der Straße verbringen. Aber der Nebel war so dicht, daß ich fürchtete, mich zu verirren. Ich glaubte, es seien die Nebel von Avalon!«
    »Wir konnten weder Camelot noch Avalon im Nebel finden…«, begann Cormac. Aber Morgause unterbrach ihn gereizt. »Genug von diesem Unsinn«, erklärte sie. »Wir fanden den Weg in der Dunkelheit nicht und ritten die halbe Nacht hin und her. Auch wir wollen Camelot so schnell wie möglich erreichen, mein Neffe.«
    Einige ihrer Männer kannten Lancelot und auch Galahad. Sie drängten sich um den Leichnam und gaben ihrem Mitgefühl und ihrer Anteilnahme Ausdruck. Lancelot hörte ihnen traurig zu, mahnte aber dann zum Aufbruch.
    »Später, später bleibt uns noch Zeit genug zum Trauern. Ich habe es weiß Gott nicht eilig, Artus die Nachricht zu überbringen. Aber sie wird auch nicht erfreulicher, wenn ich zögere. Laßt uns weiterreiten.«
    Der Nebel wurde dünner und löste sich rasch auf, als die Sonne höherstieg. Sie ritten auf dem Weg zurück, auf dem Morgause stundenlang umhergeirrt war. Es dauerte nicht lange, und ein anderes Geräusch durchbrach das Schweigen des gespenstischen Morgens. Aus der Höhe von Camelot ertönte klar und hell eine Trompete. Und dort, bei den vier Apfelbäumen, zog sich unübersehbar im hellen Sonnenlicht Artus' breite Straße den Hügel hinan.
    Es schien nur richtig, daß Morgause in Camelot als erstes ihrem Sohn Gareth begegnete. Er trat ihnen vor dem großen Stadttor entgegen, erkannte Lancelot und eilte auf ihn zu. Lancelot sprang mit einem Satz vom Pferd und umarmte ihn herzlich. »Du bist es, Vetter…«
    »Ja, so ist es… Cai ist zu alt und zu steif, um hier draußen noch Gäste zu begrüßen. Wie gut, daß du nach Camelot zurückkehrst, Vetter. Aber wie ich sehe, hast du Galahad nicht gefunden, Lance.«
    »Oh, doch«, erwiderte Lancelot traurig. Gareth hatte trotz seines dichten Bartes noch immer das alte jungenhafte Gesicht, und es zeigte sich Trauer und Entsetzen, als er die verhüllte Gestalt auf dem Packtier sah.
    »Ich muß Artus die Neuigkeit sofort überbringen. Führe mich zu ihm, Gareth.«
    Gareths Hand ruhte auf Lancelots Schulter, und er sagte mit gesenktem Kopf: »Ein böser Tag für Camelot. Ich habe es schon einmal gesagt. Der Gral scheint mir das Werk eines Teufels und nicht das Werk eines Gottes zu sein.«
    Lancelot schüttelte den Kopf, und Morgause glaubte, ein Leuchten ginge von ihm aus, als sei sein Körper durchsichtig. Hinter seinem traurigen Lächeln lag verborgene Freude. »Nein, mein lieber Vetter«, antwortete er. »Diesen Gedanken mußt du ein für allemal aus deinem Kopf verbannen. Galahad hat erhalten, was Gott ihm schenkte, und weiß Gott, wir anderen ebenfalls. Aber Galahads Zeit ist um, er ist vom menschlichen Schicksal befreit. Unser Schicksal wartet noch auf uns, lieber Gareth… Gott gebe, daß wir ihm mit dem gleichen Mut entgegentreten wie er.«
    »Amen«, sagte Gareth, und zu Morgauses ungläubigem Entsetzen bekreuzigte er sich. Dann blickte er plötzlich zu ihr auf. »Seid Ihr es, Mutter? Vergebt mir… in Eurer Gesellschaft hätte ich Lancelot am wenigsten erwartet.« Er küßte gehorsam ihre Hand. »Ich werde einen Kämmerer rufen, der Euch zur Königin bringt, meine Mutter. Sie wird Euch mit ihren Hofdamen willkommen heißen, während Lancelot beim König ist.«
    Morgause ließ sich zur Königin führen und überlegte, weshalb sie eigentlich gekommen war. In Lothian herrschte sie als Königin – hier in Camelot mußte sie bei Gwenhwyfars Hofdamen sitzen und erfuhr nur etwas, wenn einer ihrer Söhne

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