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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sich die Mühe machte, ihr zu berichten, was vorging.
    Sie befahl dem Kämmerer: »Benachrichtigt meinen Sohn Gwydion… den edlen Mordred… davon, daß seine Mutter hier ist. Bittet ihn, mich so bald wie möglich aufzusuchen.« Aber sie überlegte
    niedergeschlagen, ob er an diesem merkwürdigen Hof sich die Mühe machen würde, ihr auch nur soviel Achtung entgegenzubringen wie Gareth. Und noch einmal hatte sie das Gefühl, es sei falsch gewesen, nach Camelot zu kommen.

11
    Gwenhwyfar glaubte viele Jahre lang, Artus gehöre nicht ihr, sondern seinen Gefährten, wenn die Ritter der Tafelrunde sich versammelten. Sie ertrug diese Einmischung in ihr Leben und ihre Anwesenheit nur widerwillig. Der Gedanke ließ sie nicht los, Artus und sie hätten vielleicht ein glücklicheres Leben führen können, wenn sie nicht König und Königin auf Camelot gewesen wären.
    Und doch wurde ihr im Jahr der Suche nach dem Gral allmählich bewußt, daß sie eigentlich wenig Grund zum Klagen gehabt hatte. Ohne die Ritter wirkte Camelot wie eine Geisterstadt, und Artus wanderte schweigend durch die verlassene Burg, wie der Geist, der Camelot heimsuchte.
    Es lag nicht daran, daß sie des Königs Gesellschaft nicht genoß, als sie ihn endlich für sich hatte, aber sie begriff allmählich, wie sehr er mit den Legionen und dem neuen Camelot verwachsen war. Er begegnete ihr mit aufrichtiger Höflichkeit und Freundlichkeit. Sie verbrachte mehr Zeit mit ihm zusammen als je zuvor. Aber ein Teil von ihm schien Camelot mit den Gefährten verlassen zu haben und begleitete sie, wo immer sie auch sein mochten. Hier bei ihr blieb nur ein Bruchteil seiner selbst zurück. Sie liebte Artus als Mann ebenso sehr wie als König. Und jetzt erkannte sie, wieviel weniger der Mann ohne seine Aufgaben als König war – denn sie hatten zum größten Teil sein Leben geprägt. Gwenhwyfar schämte sich, weil sie es bemerkte.
    Sie sprachen nie über die abwesenden Gefährten. In diesem Jahr lebten sie ruhig und friedlich von einen Tag auf den anderen. Sie unterhielten sich nur über alltägliche Dinge – über Brot und Fleisch, die Früchte aus dem Obstgarten, den Wein aus den Kellern, über einen neuen Mantel oder über Schuhschnallen. Einmal sah Artus sich in der verwaisten Halle der Tafelrunde um und fragte: »Sollen wir sie nicht lieber wegräumen lassen, bis meine Gefährten wieder zurück sind, meine Liebe?«
    »Nein«, widersprach sie schnell, »nein, mein Lieber! Die Halle wurde für die runde Tafel gebaut. Ohne sie würde man glauben, in einer großen, leeren Scheune zu sein. Laß sie bitte stehen. Du und ich und unser Haushalt können unsere Mahlzeiten in der kleineren Halle einnehmen.«
    Er lächelte Gwenhwyfar an, und sie wußte, er freute sich, daß sie das gesagt hatte. »Wenn die Ritter von der Suche zurückkommen, können wir hier wieder ein großes Fest veranstalten«, sagte der König, schwieg aber dann. Gwenhwyfar wußte, daß er sich fragte, wieviel je zurückkehren würden.
    Cai war bei ihnen, der alte Lucan und zwei oder drei der Gefährten, die alt und gebrechlich waren, oder alte Wunden pflegten… und Gwydion – Mordred, wie man ihn jetzt nannte. Er war immer an ihrer Seite wie ein erwachsener Sohn. Gwenhwyfar sah ihn oft an und dachte:
Er ist der Sohn, den ich Lancelot hätte schenken können.
Dann strömte brennende Hitze durch ihren ganzen Körper, und Schweiß trat ihr auf die Stirn, wenn sie an diese Nacht dachte, in der Artus sie in Lancelots Arme getrieben hatte. Die fliegende Hitze überfiel sie jetzt oft. Sie wußte nicht mehr, ob es heiß oder kalt in einem Raum war. Oder lag es nur an dieser merkwürdigen inneren Hitze?
    Gwydion behandelte sie freundlich und ehrerbietig. Er nannte sie immer ›Herrin‹ und manchmal auch scheu ›Tante‹. Die Schüchternheit dieser familiären Anrede freute sie und brachte Gwydion ihrem Herzen näher. Außerdem erinnerte er sie an Lancelot, allerdings war er stiller und nicht so fröhlich. Lancelot war stets zu Spaßen und Wortspielereien aufgelegt gewesen. Gwydion lächelte nur und hatte stets eine geistreiche Bemerkung auf der Zunge, die wie ein Hieb oder Nadelstich wirkte. Er war boshaft und schlagfertig, und sie konnte über seine grausamen Spaße nicht lachen. Eines Abends saßen sie wie immer beinahe allein an der Tafel. Artus sagte: »Bis Lancelot wieder zu uns zurückkommt, mein lieber Neffe, möchte ich, daß Ihr seinen Platz als Oberster seiner Reiterei übernehmt.«
    Gwydion lachte

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