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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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vieles mehr… ohne die Kriege gegen die Sachsen, mein Gebieter Artus, wäre Uthers altes Reich ebenso vergessen wie das des Maximus.«
    Fast belustigt fragte der König: »Dann glaubt Ihr zweifellos, der mehr als zwanzigjährige Frieden gefährdet Camelot. Wir brauchen neue Kriege und Kämpfe, die uns wieder in die Welt zurückführen. Man erkennt sofort, daß Ihr kein Krieger seid, junger Mann. Ich habe weniger märchenhafte Vorstellungen vom Krieg.«
    Gwydion lächelte ihn an. »Wieso glaubt Ihr, ich sei kein Krieger, mein Gebieter? Ich habe unter Euren Männern gegen Lucius gekämpft, der Kaiser sein wollte. Ich hatte dabei genug Gelegenheit, mir meine eigene Vorstellung von Kriegen zu bilden. Ohne Kriege wärt Ihr in tiefere Vergessenheit gesunken als die unbedeutenden Könige in Wales und in Irland… wer kennt heute noch die lange Reihe der Könige von Tara?«
    »Ihr glaubt, dasselbe könne eines Tages mit Camelot geschehen, mein Junge?«
    »Ja, mein Onkel und König. Was hört Ihr lieber: Die Weisheit eines Druiden oder die Schmeicheleien eines Höflings?«
    Artus erwiderte lachend: »Wie wäre es mit dem klugen Rat eines Mordred.«
    »Der Höfling, mein König, würde sagen: König Artus' Reich wird ewig bestehen und die Erinnerung an den König wird immer lebendig bleiben. Der Druide würde sagen: Alle Menschen vergehen. Eines Tages wird es ihnen mit all ihrem Ruhm und ihrer Weisheit so ergehen wie Atlantis, das im Meer versunken ist. Allein die Götter sind unvergänglich.«
    »Und was würde mein Neffe und mein Freund sagen?«
    »Euer
Neffe«,
Mordred legte gerade soviel Betonung in das Wort, daß Gwenhwyfar hörte, es hätte
Euer Sohn
heißen sollen…, »mein Onkel und Gebieter, würde sagen: Wir leben für die Gegenwart und nicht dafür, was die Geschichte in tausend Jahren vielleicht über uns sagen wird. Und deshalb würde Euer Neffe Euch raten, daß auch Eure Ställe die ruhmreichen Zeiten widerspiegeln, in denen Artus' Pferde und Truppen überall bekannt und gefürchtet waren. Niemand sollte sagen können, der König wird alt, und seit seine Ritterschaft den Gral sucht, liegt ihm wenig daran, seine Männer und Pferde kampfbereit zu halten.«
    Artus schlug ihm freundlich auf die Schulter. »So soll es geschehen, mein lieber Junge! Ich vertraue Eurem Urteil. Laßt aus Spanien, oder wenn Ihr wollt aus Afrika Pferde kommen, die dem Ruf von Artus' Legion gerecht werden. Kümmert Euch um ihre Ausbildung!«
    »Dafür werde ich Sachsen suchen müssen«, erwiderte Gwydion. »Die Sachsen verstehen wenig von unserer Kunst, vom Pferd aus zu kämpfen… Ihr habt immer gesagt, es sollte ein Geheimnis bleiben. Ist es Euer Wille, daß die Sachsen in unseren Kampfmethoden ausgebildet werden, nachdem sie unsere Verbündeten sind?«
    Artus sah ihn beunruhigt an. »Ich fürchte, ich muß auch das Euch überlassen.«
    »Ich werde mich darum bemühen, mein Bestes zu tun«, erwiderte Gwydion. »Aber, mein Herr und Gebieter, wir haben zu lange über Pferde und Kriege gesprochen und die Damen gelangweilt… verzeiht mir, meine Königin«, fügte er mit einem gewinnenden Lächeln an Gwenhwyfar hinzu, »sollten wir nicht etwas Musik hören? Ich bin sicher, die Herrin Niniane holt gerne ihre Harfe und wird für Euch singen, mein Herr und mein König.«
    »Ich bin immer glücklich, wenn meine Nichte Harfe spielt«, erwiderte Artus ernst, »vorausgesetzt, meine Herrin ist damit einverstanden.«
    Gwenhwyfar nickte Niniane zu. Sie holte die Harfe und begann zu singen. Gwenhwyfar lauschte ihrer Musik mit Vergnügen – Niniane spielte gut, und sie hatte eine schöne Stimme, aber sie war weder so rein noch so kraftvoll wie Morgaines Stimme. Während sie Gwydion beobachtete, der den Blick nicht von Taliesins Tochter wandte, dachte sie:
Warum müssen wir an einem christlichen Hof immer eine der Frauen der Herrin vom See dulden?
    Es beunruhigte sie. Obwohl Gwydion ein ebenso guter Christ zu sein schien wie alle anderen am Hof. Sowohl er wie auch Niniane besuchten jeden Sonntag die Messe. Sie konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wieso sie Niniane zu einer ihrer Hofdamen gemacht hatte. Sie wußte nur noch, daß Gwydion sie an den Hof brachte und die Königin bat, sie als Artus' Verwandte und Taliesins Tochter aufzunehmen. Gwenhwyfar dachte nur mit den freundlichsten Gefühlen an Taliesin. Sie hatte seine Tochter gern aufgenommen. Aber inzwischen schien Niniane, ohne sich in den Vordergrund gedrängt zu haben, den Platz ihrer

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