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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ersten Hofdame einzunehmen. Artus behandelte sie immer mit größter Aufmerksamkeit und bat sie oft zu singen. Wenn Gwenhwyfar die beiden manchmal beobachtete, fragte sie sich, ob er in ihr mehr als eine Verwandte sah. Aber nein, sicher nicht. Wenn Niniane am Hof einen Geliebten hatte, war es vermutlich Gwydion. Gwenhwyfar entging nicht, wie er sie ansah… und doch versetzte es ihr einen Stich. Niniane war so hübsch, wie sie selbst gewesen war. Nun war sie nur noch eine alternde Frau mit verblichenen Haaren, farblosen Wangen und einem erschlaffenden Körper… Niniane stellte die Harfe beiseite und zog sich zurück.
    Gwenhwyfar sah Artus etwas verdrießlich an, als sie mit ihm die Halle verließ.
    »Ihr wirkt erschöpft, meine Gemahlin. Was fehlt Euch?«
    »Gwydion sagte, Ihr seid alt…«
    »Meine teure Gemahlin. Ich sitze seit einunddreißig Jahren auf Britanniens Thron und Ihr an meiner Seite. Glaubt Ihr, es gibt noch einen Menschen im Reich, der uns immer noch als jung bezeichnen kann? Als wir den Thron bestiegen, waren die meisten unserer Untertanen noch nicht einmal geboren. Obwohl… ich weiß nicht, wie es kommt, daß Ihr immer noch so jung ausseht.«
    »Oh, mein Gemahl, ich wollte kein Loblied hören«, entgegnete sie ungeduldig.
    »Du solltest dich geschmeichelt fühlen, Gwen. Auch Gwydion versucht nicht, seinen alten König mit leeren Worten oder Lügen zu täuschen. Er ist aufrichtig, und das schätze ich an ihm. Ich wünschte…«
    »Ich weiß, was du wünschst«, unterbrach sie ihn wütend. »Du möchtest ihn als deinen Sohn anerkennen, damit er und nicht Galahad nach dir auf dem Thron sitzt…«
    Artus wurde rot. »Gwenhwyfar, müssen wir uns über diesen Punkt immer streiten? Die Priester dulden ihn nicht als König, und damit ist die Sache erledigt.«
    »Ich kann nicht anders, ich muß immer daran denken, wessen Sohn er ist…«
    »Ich kann nicht anders, ich muß immer daran denken, daß er
mein
Sohn ist…«, erwiderte Artus freundlich.
    »Ich traue Morgaine nicht. Du hast selbst herausgefunden, daß sie…«
    Seine Züge verhärteten sich, und sie wußte, daß er darüber nichts hören wollte. »Gwenhwyfar, mein Sohn ist bei der Königin in Lothian aufgewachsen. Ihre Söhne sind die Stützen und Säulen meines Reichs. Was hätte ich ohne Gawain und Gareth getan? Und jetzt ist Gwydion an ihre Stelle getreten… einen besseren und liebenswürdigeren Freund und Gefährten kann ich mir nicht wünschen. Ich denke nicht schlechter über Gwydion, weil er bei mir blieb, als alle anderen Gefährten mich verließen.«
    Gwenhwyfar wollte nicht mit ihm streiten. Sie griff versöhnlich nach seiner Hand und sagte: »Glaubt mir, mein Gebieter, ich liebe Euch mehr als alles andere auf dieser Welt.«
    »Ja, ich glaube Euch, meine Liebe«, sagte Artus. »Bei den Sachsen heißt es: Der Mann ist gesegnet, der eine gute Frau, einen guten Freund und ein gutes Schwert hat. Und all das habe ich gehabt, meine Gwenhwyfar.«
    »Oh, diese Sachsen«, lachte sie. »So viele Jahre habt Ihr gegen sie gekämpft und jetzt bedient Ihr Euch ihrer weisen Sprüche…«
    »Wozu ist der Krieg gut… wie Gwydion sagt… wenn wir von unseren Feinden nichts lernen? Irgend jemand sagte vor langer Zeit… vielleicht war es sogar Gawain… etwas über die Sachsen und die Gelehrten in ihren Klöstern. Er sagte, man kann es mit einer Frau vergleichen, die geschändet wird. Nachdem die Barbaren wieder in ihren Schiffen davongesegelt sind, schenkt sie einem guten Sohn das Leben… was ist besser? Nur das Schlechte zu haben, oder alles Gute anzunehmen, das aus dem Schlechten vielleicht entsteht, wenn das Übel einmal geschehen ist und nicht mehr rückgängig gemacht werden kann?«
    Gwenhwyfar erklärte stirnrunzelnd: »Ich glaube, so etwas kann sich nur ein Mann ausdenken!«
    »Nein, ich wollte nicht an das alte Leid rühren, mein teures Herz«, erklärte er besänftigend, »aber Morgaine und mir widerfuhr das vor vielen Jahren.«
    Sie bemerkte, daß er diesmal den Namen seiner Schwester ohne die Kälte aussprach, die sonst immer in sein Gesicht trat. »Wäre es besser, wenn aus der Sünde, die ich mit Morgaine begangen habe… denn du bestehst darauf, daß es eine Sünde ist… überhaupt nichts Gutes entsteht? Oder sollte ich dankbar sein, daß Gott mir trotz allem einen guten Sohn geschenkt hat… denn die Sünde ist geschehen, und kein Weg führt zur Unschuld zurück. Morgaine und ich trennten uns nicht in Freundschaft. Ich weiß nicht, wo

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