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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Glaubt Ihr, ich verlege mich in meinem Alter auf Zauberei?« Sie musterte die aufgeregten Mädchen – Morgause schien es, als habe Gwenhwyfar nur vierzehn- und fünfzehnjährige Mädchen um sich, die jeden Vorwand benutzten, dem Spinnen zu entgehen. Die Königin sagte nachsichtig: »Wollen wir nicht hinausgehen und ihre Ankunft beobachten?«
    Plappernd und kichernd liefen sie in kleinen Gruppen von zwei oder drei aus der Halle und ließen ihre Spindeln liegen, wo sie sie hatten fallen lassen. Gutmütig befahl Gwenhwyfar einer Magd aufzuräumen und folgte mit Morgause etwas gemessener. Sie gingen auf die Anhöhe hinaus, von wo man die breite Straße überblickte, die nach Camelot führte.
    »Seht, dort ist der König…«
    »Der edle Mordred reitet an seiner Seite…«
    »Und dort ist Lancelot… oh, seht doch, er hat einen Verband um den Kopf und trägt einen Arm in der Schlinge!«
    »Das muß ich selbst sehen«, erklärte Gwenhwyfar und schob die jungen Frauen entschlossen beiseite, die sie verwundert anstarrten.
    Morgause erkannte Gwydion an Artus' Seite – er schien unverletzt zu sein, und sie seufzte erleichtert auf. Dann suchte sie Cormac unter den Männern, und auch er schien keine Wunden davongetragen zu haben. Am leichtesten konnte man Gareth ausmachen – er war der
    Größte von allen; sein blondes Haar leuchtete wie ein Heiligenschein. Gawain ritt wie immer hinter Artus. Er saß aufrecht im Sattel, aber beim Näherkommen entdeckte sie eine schlimme Prellung im Gesicht. Sein Mund war geschwollen, als habe er zwei oder drei Zähne verloren.
    »Sieht der edle Mordred nicht gut aus…?« rief eines der Mädchen. »Ich habe gehört, wie die Königin sagte, daß Lancelot in seiner Jugend genauso ausgesehen hat.«
    Kichernd stieß sie ihre Nachbarin an, die beiden steckten die Köpfe zusammen und tuschelten. Morgause beobachtete sie seufzend. Sie schienen alle so jung zu sein und so hübsch mit ihren seidigen, weichen Haaren, den braunen, roten oder blonden Locken und Zöpfen. Ihre Wangen wirkten so samtig und zart wie Blütenblätter; ihre Taillen war so schlank und ihre Hände so glatt und weiß – plötzlich überfiel sie heftige Eifersucht. Früher war sie schöner gewesen als jede von ihnen. Die Mädchen tuschelten inzwischen alle miteinander und bewunderten die Ritter.
    »Die Sachsen haben alle Bärte… warum wollen sie denn unbedingt so zottelig aussehen wie Hunde?«
    »Meine Mutter sagt, einen Mann ohne Bart zu küssen ist das gleiche wie eine Frau zu küssen oder den eigenen kleinen Bruder!« erklärte eine selbstbewußt. Sie war die Tochter eines sächsischen Edelmannes, und ihr Name klang so barbarisch, daß Morgause ihn kaum aussprechen konnte… Alfreth oder so ähnlich.
    »Aber der edle Mordred ist glatt rasiert und er hat nichts Mädchenhaftes an sich«, entgegnete eine andere und wendete sich lachend an Niniane, die ruhig unter ihnen stand. »Habe ich recht, Lady Niniane?«
    Leise lachend entgegnete Niniane: »Diese bärtigen Männer kommen mir alle so alt vor… als ich noch ein kleines Mädchen war, trugen nur mein Vater und die sehr alten Druiden einen Bart.«
    »Selbst der Bischof Patricius hat jetzt einen Bart«, erklärte eines der Mädchen.
    »Ich habe gehört, wie er sagte, daß die Heiden früher ihre Gesichter entstellten, indem sie sich die Bärte schnitten. Die Männer sollten ihre
    Bärte tragen, wie Gott sie geschaffen hat. Vielleicht denken die Sachsen das ebenfalls.«
    »Es ist nur eine neue Mode«, warf Morgause ein. »In meiner Jugend waren Christen und Heiden glatt rasiert. Die Mode ändert sich eben… Ich glaube, das hat nichts mit Religion zu tun. Ich bin sicher, Gwydion wird eines Tages auch einen Bart tragen… Wird er Euch dann weniger gefallen, Niniane?«
    Die junge Frau lachte. »Nein, Tante. Mit oder ohne Bart… er bleibt derselbe. Ah, dort reiten König Ceardig und seine Männer. Werden sie alle unsere Gäste sein? Soll ich die Küchenmeister benachrichtigen, meine Königin?«
    »Ja bitte, meine Liebe«, entgegnete Gwenhwyfar, und Niniane lief zur Burg zurück. Die Mädchen schoben und drängten sich darum, besser sehen zu können; Gwenhwyfar erklärte schließlich energisch: »Genug, genug… Ihr geht jetzt alle zurück zu Eurem Spinnzeug. Es schickt sich nicht, die jungen Männer so anzustarren. Habt ihr nichts Besseres zu tun, als über Männer zu reden? Also, nun geht schon! Ihr werdet sie heute abend in der Großen Halle sehen. Es wird ein großes Mahl geben,

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