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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Seite und aß von seinem Teller. Einmal nannte er sie Tochter, und es erleichterte Gwenhwyfar… vielleicht sah er in ihr bereits die künftige Gemahlin seines Sohnes.
    Zu ihrer Überraschung schien Lancelot ähnliche Gedanken zu haben.
    »Wird das nächste Fest am Hof eine Hochzeit sein? Eigentlich sind sie zu nahe verwandt…«
    »Wäre das in Avalon ein Grund?« fragte Gwenhwyfar bitterer als beabsichtigt. Der alte Schmerz bohrte noch immer. Lancelot zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht… als Junge hörte ich in Avalon von einem Land weit im Süden. Dort heirateten im Königshaus immer nur Bruder und Schwester, damit das königliche Blut sich nicht mit dem des Volks vermischte. Diese Dynastie herrschte tausend Jahre.«
    »Heiden!« erklärte Gwenhwyfar. »Sie wußten nichts von Gott und ahnten nicht, daß sie sündigten…«
    Aber Gwydion schien durch die Sünde seines Vaters und seiner Mutter nicht gelitten zu haben. Weshalb sollte er, Taliesins Enkel… nein, sein Urenkel… Taliesins Tochter nicht heiraten?
    Gott wird Camelot für diese Sünde bestrafen,
dachte sie plötzlich,
für Artus
'
Sünde, für meine… und Lancelots Sünde…
    Sie hörte, wie der König zu Gwydion sagte: »Ihr habt in meinem Beisein einmal erklärt, daß Galahad seine Krönung nicht erleben würde…«
    »Erinnert Euch, mein Vater und Gebieter«, erwiderte Gwydion ruhig, »daß ich Euch damals auch geschworen habe, ich würde mit seinem Tod nichts zu tun haben. Ich sagte, er würde in Ehren für das Kreuz sterben, daß er anbetete. Und so geschah es auch.«
    »Was seht Ihr sonst noch voraus, mein Sohn?«
    »Fragt mich nicht, mein König. Die Götter sind gnädig, wenn sie sagen, daß kein Mensch sein Ende kennen darf. Selbst wenn ich es wüßte… ich sage damit nicht, daß ich etwas weiß… würde ich es Euch nicht sagen.«
    Vielleicht,
dachte Gwenhwyfar plötzlich fröstelnd,
hat Gott uns bereits genug für unsere Sünden gestraft, als er uns diesen Mordred schickte…
Dann
warf sie dem jungen Mann einen Blick zu und war über sich selbst entsetzt. Wie kann ich das von ihm denken? Er hat sich wirklich wie Artus
' Sohn verhalten… ihm kann man wegen seiner Herkunft keine Vorwürfe machen!
    Zu Lancelot sagte sie: »Artus hätte das nicht tun sollen… wenige Stunden nach Galahads Begräbnis!«
    »Aber nein, meine Herrin, Artus kennt die Pflichten eines Königs. Glaubt Ihr, es macht Galahad dort, wohin er gegangen ist, etwas aus zu wissen, wer auf dem Thron sitzt, den er nie für sich beanspruchte. Ich hätte aus meinen Sohn besser einen Priester machen sollen, Gwenhwyfar.«
    Sie betrachtete Lancelot, der tausend Meilen von ihr entfernt zu sein schien und vor sich hin brütete – unerreichbar für sie. Verlegen versuchte sie ihm so gut sie konnte entgegenzukommen und fragte: »Und dir ist es also nicht gelungen, den Gral zu finden?«
    Sie bemerkte, wie er langsam aus weiter Ferne zurückkam… »Ich war… ihm näher, als es einem sündigen Menschen möglich ist, ohne das Leben zu verlieren. Aber ich wurde verschont, um hier an Artus' Hof zu verkünden, daß der Gral für immer aus dieser Welt entrückt ist.«
    Er fiel wieder in Schweigen und sagte dann wie aus weiter Ferne: »Ich wäre ihm über diese Welt hinaus gefolgt. Aber man ließ mir keine Wahl.«
    Sie überlegte:
Wolltest du also nicht einmal um meinetwillen an den Hof zurückkehren?
Plötzlich erkannte sie, daß Lancelot Artus mehr glich, als sie je geahnt hatte. Sie war für beide nie mehr gewesen als eine Zerstreuung zwischen Kriegen und Abenteuern. Das wirkliche Leben eines Mannes spielte sich in einer Welt ab, in der Liebe nichts bedeutete. Er hatte sein ganzes Leben dem Kampf an Artus' Seite geweiht. Jetzt, nachdem es keinen Krieg mehr gab, verschrieb er sich einem großen Mysterium. Der Gral stand jetzt zwischen ihnen, wie Artus zwischen ihnen und Lancelots Ehre gestanden hatte.
    Jetzt wendete sich Lancelot sogar Gott zu und dachte sicher nur noch daran, daß sie ihn zu einer schweren Sünde verführt hatte. Der Schmerz war unerträglich. In ihrem Leben hatte sie nie mehr als seine Liebe gehabt. Sie konnte nicht anders: Sie mußte nach seiner Hand greifen.
    »Ich habe mich nach dir gesehnt«, flüsterte sie und erschrak über das Verlangen in ihrer Stimme.
Er wird mich für nicht besser als Morgause halten, weil ich mich ihm so an den Hals werfe…
    Lancelot hielt ihre Hand und erwiderte weich: »Ich habe dich so vermißt, Gwen.« Als könne er in ihr hungriges

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