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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Herz blicken, fügte er leise hinzu: »Gral hin, Gral her, Geliebte, nichts außer dem Gedanken an dich hätte mich je wieder an diesen Hof zurückgebracht. Ich wäre dort geblieben und hätte den Rest meines Lebens darum gebetet, noch einmal das Mysterium zu sehen, das vor meinen Augen verborgen wurde. Aber ich bin nur ein Mann, meine Geliebte…«
    Sie wußte, was er damit sagte und drückte seine Hand. »Soll ich meine Frauen heute wegschicken?«
    Er zögerte einen Augenblick, und in Gwenhwyfar stieg die alte Furcht auf. Wie konnte sie wagen, so direkt zu sein und das schickliche Benehmen zu vergessen…? Dieser Augenblick war immer wie der Tod. Aber dann preßte er ihre Finger fester und sagte: »Ja, Geliebte.«
    Aber während sie allein im Dunkeln auf ihn wartete, fragte sich Gwenhwyfar bitter:
Ist sein ›ja‹ so zu verstehen, wie Artus
'
Frage, die er von Zeit zu Zeit aus Mitleid stellt oder um meinen Stolz nicht zu verletzen?
Nachdem nicht mehr die leiseste Hoffnung bestand, daß sie dem König noch ein Kind schenken würde, hätte er nicht länger in ihr Bett kommen müssen. Aber er war so freundlich, um ihren Frauen keinen Grund zu geben, hinter ihrem Rücken über sie zu lachen. Trotzdem traf es sie wie ein Dolchstoß, daß Artus immer erleichtert schien, wenn sie ihn bat zu gehen. Manchmal lagen sie sogar nur eine Weile zusammen, unterhielten sich, sie schmiegte sich in seine Arme und gab sich damit zufrieden, umarmt und getröstet zu werden, ohne mehr von ihm zu verlangen. Jetzt überlegte sie, ob Artus annahm, ihr seien seine Zärtlichkeiten unangenehm. Vielleicht fragte er sie deshalb nur so selten. Vielleicht begehrte er sie auch wirklich nicht.
    Gwenhwyfar fragte sich, ob er sie denn je begehrt hatte, oder ob er nur immer pflichtbewußt zu seiner Gemahlin gekommen war, die ihm Kinder gebären sollte.
Alle Männer außer meinem Gemahl priesen meine Schönheit und begehrten mich.
Und jetzt kam vielleicht auch nur Lancelot, weil er zu gutmütig war, um sie zu verlassen. Ihr wurde heiß, selbst das leichte Nachtgewand schien zu warm zu sein. Aus ihrem ganzen Körper brach der Schweiß. Sie wusch sich mit kaltem Wasser aus einem Krug und berührte widerwillig die schlaffen Brüste.
    Ach, ich bin alt. Es wird ihn sicher abstoßen, daß dieser häßliche, alte Körper immer noch so nach ihm verlangt, als sei ich jung und schön …
    Sie hörte Schritte hinter sich, und Lancelot nahm sie in seine Arme. Gwenhwyfar vergaß alle ihre Ängste. Aber nachdem er gegangen war, lag sie lange wach.
    Ich sollte es nicht wagen. Früher war es anders. Jetzt ist das ein christlicher Hof. Der Bischof läßt mich nicht aus den Augen. Aber das ist das einzige, was ich habe…
Und plötzlich dachte sie:
Und Lancelot auch… sein Sohn ist tot, seine Gemahlin lebt nicht mehr, und die alte Nähe zu Artus ist unwiderruflich Vergangenheit… Wäre ich doch wie Morgaine. Sie ist nicht auf die Liebe eines Mannes angewiesen, um sich lebendig und wirklich zu fühlen…
Aber Gwenhwyfar wußte auch, selbst wenn sie Lancelot nicht brauchte, so brauchte er doch sie. Ohne sie wäre er völlig allein. Er war an den Hof gekommen, weil er sie nicht weniger brauchte als sie ihn.
    Selbst wenn es Sünde war, so schien es ihr doch eine größere Sünde zu sein, Lancelot seinem Schmerz zu überlassen.
Selbst wenn wir beide dafür der Verdammnis anheimfallen,
dachte sie,
werde ich mich doch nie von ihm abwenden. Gott ist ein Gott der Liebe!
    Wie konnte er dann das einzige in ihrem Leben verdammen, was echter Liebe entsprang? Entsetzt über ihre Gotteslästerung dachte sie:
Wenn er es tut, ist er nicht der Gott, den ich immer verehrt habe. Mir ist gleichgültig, was er denkt!

12
    Im Sommer brach wieder Krieg aus. Die Nordmänner plünderten die Küste im Westen, und König Artus' Legion zog in den Kampf; diesmal an der Seite von Ceardig und seinen Männern, den Sachsenkönigen aus dem Süden. Königin Morgause blieb auf Camelot. Es war zu unsicher, allein nach Lothian zu reisen, und man konnte niemand als Eskorte für sie zurücklassen. Gegen Ende des Sommers kehrten die Männer zurück. Morgause saß mit Gwenhwyfar und ihren Hofdamen in der Halle der Frauen, als plötzlich die Trompeten erschallten.
    »Artus kommt zurück!« Mit diesen Worten erhob Gwenhwyfar sich von ihrem Platz. Die Frauen ließen ihre Spindeln fallen und drängten sich um sie. »Woher wißt Ihr das?«
    Gwenhwyfar lachte: »Ein Bote überbrachte mir gestern abend die Nachricht.

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