Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
Felde verbracht. Es ist die erste ordentliche Mahlzeit, die ich seit Samhain esse… zweifellos würde der gute Vater dort unten mich daran erinnern, Allerseelen zu sagen.«
    »Es ist nur das Abendessen für die Dienstboten und mich, mein König, keineswegs Euch angemessen…«
    »Mir scheint es gut genug, um Weihnachten damit zu feiern, nach allem, was ich im Lager bei Eis und Schnee gegessen habe«, erwiderte er, kaute geräuschvoll, brach das Brot mit seinen kraftvollen Händen und schnitt ein Stück Käse ab. »Und von dir bekomme ich nichts zu hören als
›mein König, mein Herr und Gebieter‹
? Wie oft habe ich von diesem Moment geträumt, Igraine«, sagte er, legte den Käse zurück und blickte zu ihr auf. Er faßte sie um die Hüfte und zog sie an seinen Stuhl. »Hast du kein Wort der Liebe für mich? Ist es denn möglich, daß du Gorlois immer noch treu bist?«
    Igraine ließ zu, daß Uther sie an sich zog, und sagte: »Ich habe gewählt.«
    »Ich habe so lange gewartet…«, flüsterte er und zog sie zu sich hinunter, so daß Igraine halb kniend gegen seine Beine lehnte; mit seinem Finger fuhr er die Linien ihres Gesichtes nach. »Ich begann schon zu fürchten, es würde nie wahr werden. Und jetzt hast du kein Wort der Liebe und keinen freundlichen Blick für mich… Igraine, Igraine! Habe ich etwa geträumt, daß du mich liebst, daß du mich willst? Hätte ich dich vielleicht zufrieden lassen sollen?«
    Ihr wurde kalt; sie zitterte am ganzen Körper und flüsterte: »Nein, nein… oder wenn es ein Traum war, habe auch ich ihn geträumt.« Sie blickte zu ihm auf und wußte nicht, was sie sagen oder tun sollte.
    Sie fürchtete sich nicht vor ihm, wie sie sich vor Gorlois gefürchtet hatte, aber jetzt fragte sie sich mit Schrecken, warum es soweit mit ihr gekommen war. Und er hielt sie noch immer in seiner Armbeuge, zog sie auf seine Knie, drückte sie an sich, und sie ließ ihren Kopf an seine Brust sinken.
    Mit seiner großen Hand umspannte er ihre schmale Taille und sagte: »Ich wußte nicht, wie schlank du bist. Du bist groß; ich hielt dich für eine starke, königliche Frau… und jetzt stelle ich fest, du bist nur ein kleines Wesen, das ich wie einen Vogel mit beiden Händen zerdrücken kann…« Seine Finger schlossen sich um ihre Handgelenke. »Und so jung…«
    »So jung bin ich auch wieder nicht«, sagte Igraine und lachte plötzlich. »Ich bin seit fünf Jahren verheiratet und habe ein Kind.«
    »So alt wirkst du nicht«, antwortete Uther, »ist es die Kleine, die ich unten gesehen habe?«
    »Ja, das ist meine Tochter Morgaine«, erwiderte Igraine. Und plötzlich wurde ihr klar, daß auch er verlegen zögerte. Instinktiv erkannte sie, daß er trotz seiner mehr als dreißig Jahre nur Erfahrung mit Frauen hatte, die sich ihm willig überließen. Eine ehrbare, gleichrangige Frau war für ihn etwas Neues. Schmerzlich wünschte sie sich plötzlich, zu wissen, was sie nun sagen oder tun mußte.
    Sie versuchte, Zeit zu gewinnen und fuhr mit dem Finger der freien Hand die Linien der eingeritzten Schlangen nach, die sich um sein Handgelenk wanden. »Ich sehe sie zum ersten Mal…«
    »Ja«, antwortete er, »sie wurden mir als Zeichen meines Königtums auf der Dracheninsel gegeben. Ich wünschte, du hättest als meine Königin bei mir sein können«, flüsterte er, nahm ihr Gesicht in seine Hände, legte ihren Kopf zurück und küßte sie auf den Mund. »Ich will dich nicht ängstigen«, flüsterte er, »aber ich habe so lange von diesem Augenblick geträumt, so lange…«
    Erschauernd ließ Igraine sich küssen und spürte, wie etwas Neues sich tief in ihrem Körper regte. So war es bei Gorlois nie gewesen… und plötzlich fürchtete sie sich wieder. Gorlois hatte immer etwas mit ihr getan, an dem sie keinen Anteil hatte – etwas, von dem sie abrücken und das sie teilnahmslos beobachten konnte. Jetzt, unter der Berührung von Uthers Lippen wußte sie, daß sie nicht länger abseits stehen konnte. Nie mehr würde sie die Frau sein, die sie kannte. Der Gedanke entsetzte sie. Aber das Erkennen, wie sehr er nach ihr verlangte, pulsierte in ihren Adern.
    Ihre Hände umklammerten die blauen Schlangen an seinen Armen. »Ich habe sie in einem Traum gesehen… aber ich hielt es nur für einen Traum.« Er nickte ernst. »Ich träumte von ihnen, noch ehe ich sie trug. Und ich hatte ein Gesicht, daß du an deinen Armen ähnlich gezeichnet wärest…« Er nahm Igraines Handgelenk und fuhr mit dem Finger zart

Weitere Kostenlose Bücher