Avalon 08 - Die Nebel von Avalon
Igraine, »wirst du sicher der größte aller Könige sein.«
»Sag das nicht!« unterbrach er sie heftig, beugte sich über sie und bedeckte ihren Mund mit Küssen.
»Uther«, flüsterte sie wie im Traum. Seine Hände öffneten ihren Kragen, und er beugte sich über ihre nackte Schulter, um sie zu küssen. Doch als er begann, ihr das Gewand abzustreifen, wollte Igraine sich erschrocken wehren. Tränen strömten über ihr Gesicht, und sie konnte nicht sprechen. Er faßte sie um die Schultern und sah ihr in die Augen. Sanft fragte er: »Bist du so mißhandelt worden, Geliebte? Gott strafe mich, wenn du jemals, jetzt oder in Zukunft, etwas von mir zu fürchten haben solltest. Aus ganzem Herzen wünsche ich, du wärst Gorlois nie gegeben worden. Wenn ich dich vor ihm gefunden hätte… aber was geschehen ist, das ist geschehen. Meine Königin, ich schwöre dir, du wirst mich nie zu fürchten haben.« Im flackernden Licht wirkten seine Augen dunkel, obwohl sie blau waren, wie Igraine wußte. »Igraine, ich habe… ich habe das für selbstverständlich gehalten, denn irgendwie glaube ich, du weißt, was ich fühle. Ich habe kaum Erfahrungen mit Frauen deiner Art. Du bist meine einzige Liebe, meine Gemahlin, meine Königin. Bei meiner Krone und meiner Ehre als Mann schwöre ich: Du sollst meine Königin sein, und nie werde ich eine andere Frau über dich setzen oder dich gar verstoßen! Glaubst du, ich behandle dich wie eine Hure?« Seine Stimme zitterte, und Igraine wußte, daß ihn Angst erfaßte – die Angst, sie zu verlieren. Das Wissen, daß auch er Furcht kannte und verwundbar war, ließ ihre Angst schwinden.
Sie legte ihm die Arme um den Hals und antwortete mit fester Stimme: »Auch du bist meine einzige Liebe, mein Gebieter und mein König. Ich werde dich lieben, solange ich lebe, und nach diesem Leben, solange die Göttin will.«
Jetzt ließ sie zu, daß er ihr das Gewand abstreifte und übergab sich willig seinen Armen. Nie, niemals hatte sie geglaubt, daß es so sein könne. Trotz der Jahre an Gorlois' Seite und der Geburt des Kindes war sie bis zu diesem Augenblick noch immer rein, im Herzen eine Jungfrau gewesen. Doch jetzt verschmolzen Körper, Geist und Herz, ließen sie eins werden mit Uther. Und flüchtig dachte sie, daß noch nicht einmal ein Kind im Mutterleib größere Nähe empfinden konnte…
Müde lag er an ihrer Schulter, und seine struppigen blonden Haare kitzelten sie an den Brüsten. Er murmelte: »Ich liebe dich, Igraine. Was daraus auch entstehen mag, ich liebe dich. Und wenn Gorlois wiederkommt, werde ich ihn töten, noch ehe er dich noch einmal berühren kann.«
Igraine wollte nicht an Gorlois denken. Sie strich ihm die Haare aus der Stirn und flüsterte: »Schlaf, mein Geliebter, schlaf ein!« Sie wollte nicht ruhen. Sie lag noch wach, als er schon ruhig und langsam atmete, und streichelte ihn zart, um ihn nicht zu wecken. Seine Brust war beinahe so glatt wie die ihre. Man sah nur wenige blonde Haare. Igraine hatte immer geglaubt, alle Männer seien grob und behaart.
Trotz der Gerüche nach Schweiß und den Säften der Liebe duftete sein Körper angenehm. Sie dachte, sie würde nie genug davon haben, ihn zu berühren. Sie sehnte sich danach, daß er aufwachen und sie wieder in seine Arme schließen würde, aber gleichzeitig wachte sie hingebungsvoll über seinen erschöpften Schlaf. Jetzt empfand sie weder Furcht noch Scham; denn was sie bei Gorlois als Pflicht und Nötigung empfunden hatte, war zu einem beinahe unerträglichen Genuß geworden. Es schien, als sei sie mit einem vergessenen Teil ihres Körpers und ihrer Seele wiedervereint worden.
Eng an seinen Körper geschmiegt, fiel Igraine schließlich in einen unruhigen Schlaf. Es war eine Weile vergangen, als eine Unruhe im Burghof sie plötzlich weckte. Schnell richtete sie sich auf und warf die langen Haare zurück. Schläfrig zog Uther sie wieder an sich.
»Bleib liegen, mein Liebes, es dämmert noch lange nicht.«
»Nein«, erwiderte Igraine, »wir können nicht wagen, liegen zu bleiben.« Sie zog ein Kleid an und warf sich den Umhang über. Mit zitternden Händen steckte sie die Haare hoch. Die Lampe war erloschen, und in der Dunkelheit konnte sie ihre Spange nicht finden. Schließlich griff sie nach einem Schleier, schlüpfte in ihre Schuhe und rannte die Treppe hinunter. Es war noch zu dunkel, um deutlich sehen zu können. In der weiten Halle glimmte das Feuer nur schwach. Plötzlich bewegte sich leicht die Luft vor
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