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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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betrauert Eure Mutter und söhnt Euch mit aus. Ihr dürft Euch meinetwegen nicht mit ihm streiten, Balan.« Plötzlich schauderte sie, als sei ihr kalt. Vor ihren Augen stand ein Bild: Schwerter klirrten, und ihr Sohn blutete aus einer großen Wunde…
    »Was ist Euch, Herrin?«, fragte er besorgt.
    »Nichts, mein Sohn… versprecht mir nur, daß Ihr mit Eurem Bruder Frieden halten werdet.«
    Er senkte den Kopf. »Ich verspreche es, Mutter. Ich werde ihm sagen, daß Ihr es mir aufgetragen habt, damit er nicht glaubt, Ihr seid ihm böse.«
    »Bei der Göttin, das bin ich wirklich nicht«, sagte Viviane. Aber die eisige Kälte wich nicht von ihr, obwohl die Wintersonne ihr warm auf den Rücken schien. »Möge ihr Segen auf dir und auch auf deinem Bruder ruhen… obwohl ich annehme, er möchte nur von seinem Gott gesegnet werden. Willst du den Segen der Göttin annehmen, Balan?«
    »Ja, das will ich«, antwortete er, beugte sich über Vivianes Hand, um sie zu küssen und sah ihr lange nach, als sie davonritt. Auf dem Rückweg sagte sich Viviane, die Vision sei nur auf ihre Müdigkeit und ihre Furcht zurückzuführen. Balan gehörte zu Artus' Rittern, und man konnte nicht hoffen, daß er im Kampf gegen die Sachsen unverwundet bleiben würde. Trotzdem konnte sie die Vorstellung nicht vertreiben, daß Balan sich mit seinem Ziehbruder ihretwegen überwarf. Schließlich verbannte sie dieses Bild aus ihrem Kopf und befahl sich, ihren Sohn erst wieder zu sehen, wenn sie ihm wirklich gegenüberstand.
    Auch um Lancelot machte sie sich Sorgen. Er war schon längst über das Alter hinaus, in dem ein Mann heiraten sollte. Aber es gab genug Männer, denen nichts an Frauen lag, die nur die Gesellschaft ihrer Brüder und Waffengefährten suchten; sie hatte sich oft genug gefragt, ob Bans Sohn zu ihnen gehörte. Lancelot mußte seinen eigenen Weg gehen. Damit hatte sie sich abgefunden, als er Avalon verließ. Wenn er große Zuneigung zur Königin bekundete, tat er das zweifellos nur, damit seine Gefährten ihn nicht als Knabenliebhaber verspotteten. Aber sie verdrängte die Gedanken an ihre Söhne. Keiner stand ihrem Herzen so nahe wie Morgaine. Und Morgaine… wo war Morgaine?
    Viviane war schon vorher beunruhigt gewesen. Aber nach Balans Neuigkeiten fürchtete sie um Morgaines Leben. Sie würde noch heute Boten zu Igraine nach Tintagel senden und nach Norden an Lots Hof; dorthin hatte Morgaine sich vielleicht gewendet, um bei ihrem Kind zu sein… Sie hatte den kleinen Gwydion ein- oder zweimal in ihrem Spiegel gesehen. Aber solange er wuchs und gedieh, schenkte sie ihm keine große Aufmerksamkeit. Morgause behandelte alle kleinen Kinder liebevoll. Und es genügte, sich um Gwydions Erziehung zu kümmern, wenn er alt genug war. Dann sollte er nach Avalon kommen…
    Mit der eisernen Fähigkeit ihrer Jahre gelang es Viviane sogar, Morgaine aus ihren Gedanken zu verbannen. Sie ritt gesammelt nach Avalon zurück, wie es sich für eine Priesterin ziemte, die für ihre älteste Freundin die Todesbotin gewesen war – ernst aber ohne große Trauer dachte sie an Priscilla, denn der Tod war nur der Beginn neuen Lebens.
    Priscilla war Christin gewesen und glaubte, sie würde jetzt bei ihrem Gott im Himmel sein.
Aber auch sie wird in diese unvollkommene Welt zurückkommen, um immer und immer wieder nach der Vollkommenheit der Götter zu streben… und ich gingen als Fremde auseinander, und so muß es sein. Ich bin nicht mehr die Große Mutter. Und es sollte mich mehr bekümmern, als damals, als ich nicht mehr die Jungfrau für die Göttin war…
Aber in ihrem Herzen lehnte sie sich dagegen auf.
    Es war tatsächlich Zeit für sie, die Herrschaft über Avalon abzugeben. Eine jüngere Frau mußte Herrin vom See werden. Sie selbst durfte nur noch eine der alten Weisen Frauen sein, die Rat und Beistand gaben, aber nicht mehr die furchteinflößende Macht verkörperten.
    Viviane wußte schon lange, das Gesicht verließ sie. Aber sie wollte ihren Platz nicht aufgeben, bis sie diese Macht in die Hände der einen legen konnte, die sie darauf vorbereitet hatte, sie entgegenzunehmen. Sie hatte geglaubt, warten zu können, bis Morgaine ihre Bitterkeit überwinden und nach Avalon zurückkehren würde.
Aber wenn Morgaine etwas zugestoßen ist… und selbst wenn es nicht der Fall ist… habe ich das Recht, weiterhin Herrin zu sein, wenn das Gesicht sich mir versagt?
    Viviane erreichte den See. Einen Augenblick lang war ihr so kalt und klamm, daß sie sich

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