Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
Zauberin und Mörderin vernichten…
Viviane spürte die Trauer wie Eiseskälte bis ins innerste Mark. Sie stand dicht am Feuer, trotzdem zitterte sie noch immer, und es konnte ihr nicht warm werden. Sie legte ihr Schultertuch um; Balan führte sie zu dem besten Stuhl, legte ihr ein Kissen hinter den Rücken und reichte ihr einen Becher heißen Weins.
    »Ja, Ihr habt sie sehr geliebt«, sagte er. »Macht Euch keine Sorgen um Balin, Herrin. Er wird schon wieder Vernunft annehmen. Wenn er wieder klar denken kann, wird er einsehen, welch große Gnade Ihr unserer Mutter erwiesen habt…« Er schwieg, und sein derbes Gesicht überzog Röte. »Zürnt Ihr mir, Herrin, daß ich die Tote immer noch für meine Mutter halte?«
    »Es ist nicht mehr als vernünftig«, antwortete Viviane und trank einen Schluck heißen Weins. Sie streichelte die harte Hand ihres Sohnes und dachte dabei:
Früher war sie einmal so klein und zart. Ich konnte sie mit meiner Hand umschließen wie eine Rosenknospe.
Jetzt verlor sich ihre Hand in der seinen.
    »Die Göttin weiß, Priscilla war dir eine bessere Mutter als ich.«
    »Ich hätte wissen sollen, daß Ihr es versteht«, antwortete Balan. »Morgaine sagte etwas Ähnliches, als ich sie das letzte Mal an König Artus' Hof sah.«
    »Morgaine? Ist sie an Artus' Hof, mein Sohn? War sie dort, als ihr Caerleon verlassen habt?«
    Balan schüttelte bedauernd den Kopf. »Nein, ich sah sie zum letzten Mal… Es ist schon Jahre her, Herrin. Sie verließ Caerleon, laßt mich nachdenken… Es war, bevor Artus so schwer verwundet wurde… Oh, im Sommer werden es drei Jahre. Ich dachte, sie sei bei Euch in Avalon.«
    Viviane schüttelte den Kopf. Sie stützte sich auf die Armlehne des großen Stuhls. »Ich habe Morgaine seit vielen Jahren nicht mehr gesehen.« Dann dachte sie:
Vielleicht ist sie auf dem Festland…
Sie fragte Balan: »Wie geht es deinem Bruder Lancelot? Hält er sich am Hof auf, oder ist er in die Bretagne zurückgekehrt?«
    »Ich glaube, solange Artus lebt, wird er das nie tun«, erwiderte Balan. »Allerdings ist er in letzter Zeit nicht am Hof…«
    Viviane konnte seine Gedanken lesen, die er nicht aussprach, um den Hofklatsch nicht wiederzugeben:
Jeder weiß, wenn Lancelot am Hof ist, kann er die Augen nicht von Königin Gwenhwyfar wenden. Artus hat zweimal versucht, ihn zu verheiraten, und beide Male hat Lancelot nichts davon wissen wollen.
    Hastig fügte Balan hinzu: »Lancelot hat versprochen, sich um die Dinge im Reich zu kümmern. Deshalb ist er immer unterwegs. Er hat mehr plündernde Banden und Wegelagerer getötet als jeder andere Ritter an Artus' Hof. Man erzählt, er sei so gefürchtet wie eine ganze Legion, Herrin…« Balan hob den Kopf und sah Viviane wehmütig an. »Euer jüngerer Sohn, Mutter, ist ein großer Ritter. Ein Ritter wie der sagenhafte Alexander. Manche behaupten sogar, er sei ein besserer Ritter als Artus. Ich bringe Euch nicht solchen Ruhm, Herrin.«
    »Wir tun alle das, was die Götter uns auftragen zu tun, mein Sohn«, erwiderte Viviane freundlich. »Ich freue mich darüber, daß du deinem Bruder nicht grollst, weil er ein besserer Ritter ist als du.«
    Balan schüttelte den Kopf. »Dann müßte ich Artus ebenso grollen, weil ich nicht König bin«, antwortete er. »Lancelot ist gut, bescheiden und fromm wie eine Jungfrau… wißt Ihr nicht, daß er Christ geworden ist, Herrin?«
    Viviane schüttelte den Kopf. »Es erstaunt mich nicht«, sagte sie mit einer Spur Verachtung in der Stimme, die sie selbst überraschte. »Dein Bruder fürchtet immer die Dinge, die er nicht versteht. Die Religion der Christen ist der richtige Glaube für Sklaven, die sich für unwürdige Sünder halten…« Sie verbesserte sich und fügte hinzu: »Es tut mir leid, mein Sohn, ich wollte nichts Abfälliges sagen. Ich weiß, es ist auch dein Glaube.«
    Balan zwinkerte und sagte lächelnd: »Gerade ist ein Wunder geschehen, Herrin. Es ist das erste Mal, daß Ihr Euch für etwas entschuldigt, das Ihr gesagt habt.«
    Viviane biß sich auf die Lippen. »Siehst du mich wirklich so, mein Sohn?«
    Er nickte: »Ja, Ihr seid für mich immer die stolzeste aller Frauen gewesen… und es erschien mir nur richtig, daß Ihr genau das seid«, antwortete er.
    Viviane dachte spöttisch:
Soweit ist es mit mir gekommen! Jetzt lasse ich mir schon von meinem Sohn Komplimente machen …
Sie suchte nach einem anderen Faden des Gesprächs. »Du hast mir gesagt, Lancelot habe zweimal abgelehnt zu heiraten?

Weitere Kostenlose Bücher