Avalon 08 - Die Nebel von Avalon
sittsam…« Er packte sie roh und preßte seinen Mund auf ihre Lippen. Morgaine stieß ihm die ausgestreckten Finger in den Magen, und er ließ sie fluchend los. Wütend fauchte sie ihn an: »Ich behaupte nichts! Euch gegenüber habe ich mein Betragen nicht zu rechtfertigen. Wenn Ihr mit Uriens redet, werde ich ihm sagen, daß Ihr Euch der Gemahlin Eures Vaters auf unziemliche Weise genähert habt. Dann werden wir sehen, wem er glaubt.«
Avalloch drohte: »Laßt Euch eines sagen, Herrin, Ihr könnt meinem Vater um den Bart streichen, soviel Ihr wollt. Er ist alt. An dem Tag aber, an dem ich König in diesem Land bin, könnt Ihr sicher sein, daß es keine Gnade für alle gibt, die ohnedies nur noch leben, weil mein Vater nicht vergessen kann, daß er einmal die Schlangen trug!«
»Ausgezeichnet«, sagte Morgaine höhnisch. »Zuerst macht Ihr Eurer Stiefmutter Anträge, und dann prahlt Ihr damit, welch ein guter Christ Ihr sein werdet, wenn Euch das Land Eures Vaters gehört!«
»Du hast mich verhext… du Hure!«
Morgaine konnte das Lachen nicht unterdrücken.
»Euch
verhext? Und warum? Oh, Avalloch, selbst wenn es keinen Mann außer Euch auf dieser Erde geben sollte, würde ich das Bett lieber mit einem meiner Hunde teilen. Euer Vater ist vielleicht alt genug, um mein Großvater zu sein. Ihm verweigere ich mich nicht, aber Euch! Glaubt Ihr, ich sei eifersüchtig auf Maline? Sie jammert jedesmal, wenn Ihr im Herbst und im Frühjahr ins Dorf hinuntergeht. Wenn ich einen Zauber über Euch werfe, dann nicht, um mich an Eurer Männlichkeit zu erfreuen, sondern um sie verdorren zu lassen! Jetzt laßt Eure Finger von mir und geht dorthin zurück, wo man Euch haben will. Wenn Ihr mich auch nur noch einmal anrührt, schwöre ich Euch, werde ich Euer Geschlecht zum Gespött der Frauen machen!«
An der Art, wie er vor ihr zurückwich, sah sie, daß er ihr glaubte. Aber Vater Eian würde davon erfahren. Er würde ihr Fragen stellen und danach Accolon. Er würde die Dienerschaft ausfragen und Uriens wieder einmal drängen, den Heiligen Hain zu zerstören und den Alten Glauben zu verbieten. Avalloch würde nicht ruhen, bis der ganze Hof in Aufruhr geriet.
Ich hasse Avalloch!
Morgaine überraschte, daß sie den Zorn regelrecht spürte. Er war ein stechender Schmerz unter ihrem Brustbein. Sie zitterte am ganzen Körper.
Früher war ich stolz! Eine Priesterin von Avalon lügt nicht! Jetzt gibt es Gründe, um der Wahrheit aus dem Weg zu gehen. Selbst Uriens würde mich nur als treulose Gemahlin sehen, die auf der Suche nach Lust sich in Accolons Bett stiehlt!
Morgaine weinte vor Zorn und spürte Avallochs heiße Hände erneut auf ihren Brüsten. Früher oder später würde man sie beschuldigen. Selbst wenn Uriens ihr Glauben schenkte, würde man sie beobachten und nicht mehr aus den Augen lassen.
Oh, zum ersten Mal seit vielen Jahren war ich glücklich. Jetzt ist alles vorbei…
Die Sonne ging auf. Bald würde die Burg zum Leben erwachen. Sie mußte die Arbeit für den Tag einteilen. Vermutete Avalloch nur etwas? Uriens mußte im Bett bleiben. Heute würde der Erstgeborene seinen Vater sicher nicht stören. Sie mußte noch einmal Kräutermedizin für Uwains Wunde zubereiten und ihm die Wurzel eines abgebrochenen Zahns ziehen. Uwain liebte sie… er würde sicher Avallochs Behauptungen keinen Glauben schenken. Wieder schäumte sie innerlich vor Wut, als sie an des Dummdreisten Worte dachte:
War es Accolon oder Uwain oder waren es beide zusammen…? Ich bin Uwain ebenso sehr Mutter, als hätte ich ihn geboren. Für was für eine Frau hält er mich?
Aber gab es an Artus' Hof tatsächlich Gerüchte über ihren Beischlaf mit Artus?
Wie soll ich ihn je dazu bringen, Gwydion als seinen Sohn anzuerkennen? Galahad ist Artus
'
Erbe, aber mein Sohn muß anerkannt werden und damit die Königslinie von Avalon. Aber es darf kein weiteres Aufsehen durch mich geben, vor allem nicht die leiseste Andeutung über eine Beziehung zu meinem Stiefsohn…
Morgaine wunderte sich über sich selbst. Sie hatte sich in einen maßlosen Zorn gesteigert, als sie wußte, daß sie Artus' Sohn gebären würde. Jetzt erschien ihr das unerheblich. Schließlich wußten sie damals nicht, daß sie Bruder und Schwester waren. Aber Uwain… kein Blutsverwandter… war weit mehr ihr Sohn als Gwydion… Im Augenblick konnte sie nichts unternehmen. Morgaine ging in die Küche, wo der Koch sich beklagte, der ganze Schinken sei verschwunden und die Vorratskammern seien so
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