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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sein. Dabei sieht er aus wie dreißig.«
    Eine Alte machte eine unanständige Bemerkung und erklärte dann: »Was habe ich von all dem? Wenn der Teufel dabei im Spiel wäre, hätte er Mordred König Artus' Gesicht geben können. Dann hätten alle ihn als Königssohn anerkannt. Artus' Mutter kam aus dem alten Blut von Avalon… Habt ihr Lady Morgaine nie gesehen? Sie war auch so dunkel wie ihr Vetter Lancelot… Ich glaube eher, was man früher erzählt hat. Mordred ist Lancelots Bastard, und Lady Morgaine ist seine Mutter! Man brauchte sie nur anzusehen… Und Lady Morgaine war auf ihre Weise hübsch, selbst wenn sie klein und dunkel war.«
    »Ich sehe sie nicht unter den Damen«, bemerkte eine der Frauen, und die Alte, die eine frühere Küchenmagd am Hof kannte, erwiderte im Brustton der Überzeugung: »Oh, sie hat sich mit König Artus gestritten und ist im Land der Feen verschwunden. Aber jeder weiß, daß sie an Allerheiligen auf einem Haselzweig um die Burg fliegt, und jeder der sie sieht wird blind.«
    Morgaine zog das Tuch über ihr Gesicht, denn sie mußte kichern. Raven sah sie empört an, aber Morgaine schüttelte den Kopf. Sie mußten sich ruhig verhalten, um nicht erkannt zu werden. Die Ritter nahmen auf ihren angestammten Sitzen Platz. Als Lancelot an die Tafel trat, hob er den Kopf und sah sich prüfend in der Halle um. Morgaine glaubte, er habe sie entdeckt und an ihrem Blick erkannt… zitternd senkte sie den Kopf. Die Edelknaben kamen und füllten die Becher der Gefährten und ihrer Damen mit Wein. Die Menge, die sich am unteren Ende der Halle drängte, bekam gutes braunes Bier aus großen Lederschläuchen, und auch Morgaine hielt ihren und Ravens Becher hin. Aber Raven schüttelte den Kopf, und Morgaine flüsterte barsch: »Trink! Du siehst totenblaß aus. Du mußt dich stärken für das, was uns erwartet.«
    Raven setzte den hölzernen Becher gehorsam an die Lippen und nippte. Aber sie konnte das Bier kaum hinunterschlucken. Die Alte, die gesagt hatte, Lady Morgaine sei auf ihre Weise hübsch, fragte: »Ist deine Schwester krank?«
    Morgaine erwiderte: »Sie fürchtet sich. Sie war noch nie am Hof.«
    »Sie sehen prächtig aus, die Herren und Damen, nicht wahr? Das ist ein Augenschmaus! Und bald gibt es etwas Gutes zu essen«, erklärte sie an Raven gewendet. »He, kann sie nicht hören?«
    »Sie ist nicht taub aber stumm«, erklärte Morgaine. »Sie versteht mich manchmal und sonst keinen Menschen.«
    »Jetzt wo du das sagst, sehe ich selbst, daß sie wie eine Blöde aussieht«, sagte die andere Frau und tätschelte Raven wie einem Hund den Kopf. »War sie schon immer so? Was für ein Jammer. Und du mußt dich um sie kümmern! Du bist eine gute Frau. Leute, die solche Kinder haben, binden sie manchmal wie Hunde an einen Baum. Und du nimmst sie sogar mit an den Hof. Siehst du, da kommt der Priester in seinen goldenen Gewändern. Das ist der Erzbischof Patricius. Man sagt, er hat alle Schlangen aus dem Land vertrieben… stell dir das doch nur vor! Glaubst du, er ist mit dem Stock auf sie losgegangen?«
    »Das heißt soviel wie er hat alle Druiden vertrieben… man nennt sie Schlangen der Weisheit«, erwiderte Morgaine.
    »Woher weiß denn jemand wie du so etwas?« fragte die Alte ärgerlich zurück. »Ich habe gehört, es waren Schlangen. Und überhaupt, diese klugen Leute, die Druiden und Priester, stecken doch alle unter einer Decke.
Die
streiten sich doch nicht!«
    »Ja, ja«, erwiderte Morgaine, denn sie wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ihr Blick wanderte zu Erzbischof Patricius. Ihm folgte eine Gestalt in den Gewändern eines Mönchs – ein Buckliger, der sich nur mühsam vorwärtsschleppte… was tat der Merlin im Gefolge des Bischofs? Sie fragte: »Was geschieht denn jetzt? Ich dachte, daß die Könige und Ritter samt Damen die Messe heute morgen in der Kirche gehört haben…«
    »Man hat erzählt«, antwortete eine der Frauen, »daß heute hier für alle vor dem Mahl eine besondere Messe gelesen wird, weil die Kapelle für so viele Leute zu klein ist. Seht ihr, die Männer des Bischofs bringen den Altar mit dem weißen Tuch und allem herein… psst. Hört zu!«
    Morgaine glaubte, vor Zorn und Verzweiflung den Verstand zu verlieren. Wollten sie die Heiligen Insignien so entweihen, daß es keine Möglichkeit mehr gab, sie wieder zu läutern? Sollten sie in einer christlichen Messe benutzt werden?
    »Kommt alle zu mir«, hob der Bischof an, »denn heute soll die alte

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