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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Handfläche war dunkel von dem Blut, das hier vergossen worden war, die Finger hingen drohend über ihrem Haupt, als die Priesterinnen sie niederdrückten.
    Ninian wartete.
    Die Rasseln tobten, die Frauen kreischten und die Hand unter ihr erbebte. Knirschend schlossen sich die Finger. Sie waren hohl und über sich sah sie die Scharniere, die Seile. Im Sockel musste die Seilwinde verborgen sein, die die Priesterinnen bedienten. Das Urteil der Göttin - das Lachen in ihrer Kehle wuchs. Der Mummenschanz war dennoch tödlich, die tönernen Finger waren schwer genug, um sie zu zerquetschen. Ihre Neugier war befriedigt, es war Zeit, dem albernen Schauspiel ein Ende zu machen ...
    Sie merkte, dass die Rasseln schwiegen, das Geschrei verstummte.
    Die Finger bewegten sich nicht mehr. Die Hohepriesterin schrie etwas, der Lärm setzte wieder ein und die Scharniere rührten sich.
    Die große Hand öffnete sich und niemand in dem düsteren Gewölbe war überraschter als Ninian. Nicht auf ihren Befehl war der Mechanismus zum Stillstand gekommen. Sie hatte sich nicht einmal mit der Substanz verbunden. Und nach den ratlosen Blicken zu urteilen, war es auch nicht das Werk der Priesterinnen.
    Eine andere Macht hatte eingegriffen.
    Als folge sie einem Ruf hob Ninian den Blick zu dem dunklen Antlitz über ihr. Ein Lichtstrahl quoll unter den geschwungenen Lidern hervor, wurde breiter und heller. Die Göttin schlug die Augen auf.
    Heftiger Tumult brach unter den Frauen auf den Stufen aus. Schreiend wichen sie zurück. Die Priesterinnen aber fielen anbetend auf die Knie und pressten die Stirn auf den Boden.
    Weißes Licht drang aus jeder Ritze der Statue. Es fiel auf das weiße Kleid und die Kristalle auf dem Mieder flammten auf. Immer mehr Frauen sanken auf die Knie. Ninian bemerkte es nicht, ein ungeheures Wesen ergoss sich in sie.
    KLEINE SCHWESTER, ICH GRÜSSE DICH. IN DIESER STUNDE MEINER MACHT HABE ICH DICH BEI MIR. ICH WILL DICH GROSS MACHEN, GROSS WIE ICH SELBST BIN!
    Die gewaltige Stimme erfüllte sie und entzündete das kalte Feuer in ihren Adern. Es knisterte und gloste um sie her.
    Wie im Traum erhob sie sich. Sie brauchte keine Leiter, die gleißende Luft würde sie tragen.
    In dem wachsenden Licht sah sie die Öffnung in der Kuppelwölbung. Gerade über dem Scheitel der Göttin stand ein Stern. Grausam und triumphierend strahlte er herab.
    Ich kann nicht sehen, unter welchem Einfluss du jetzt stehst oder in der Zukunft stehen wirst.
    Eine Sternenkarte und Eyras Stimme. Ninian verstand.
    Die Wilde Frau - du bist Ninian, die Kriegerin ...
    ICH BIN KALIVAGA! NINIAN IST NUR EINER MEINER NAMEN. ICH BIN ALLES,WAS DUNKEL UND MACHTVOLL IM WEIBE IST. IMMER HABE ICH AUF DICH GESCHAUT, KLEINE SCHWESTER. NUN SOLLST DU MIR DEINE HÜLLE GEBEN, AUF DASS WIR GEMEINSAM DURCH EURE WELT SCHREITEN. ÖFFNE DICH, KLEINE SCHWESTER!
    Mächtig drang die Göttin auf Ninian ein. Ein Teil von ihr frohlockte in wilder Freude und sehnte die Verschmelzung herbei. Schon lange stand sie unter dem Einfluss der Dunklen Herrin. Er hatte sie in die kalte, grausame Schönheit verwandelt, die nach Bewunderung und Anbetung gierte. Weder eifersüchtige Liebhaber noch neidische, rachsüchtige Rivalinnen würden ihr diese Verehrung streitig machen, wenn sie NINIAN einließ. Sie bräuchte sich nicht mit dem Himmelsfeuer aufladen, - sie wäre das Himmelsfeuer und würde durch die Stadt schreiten, in weißen Glanz gekleidet, unbezwingbar, verehrt und gefürchtet.
    Das kalte Lachen stieg triumphierend immer höher, sie flammte im Licht der Göttin auf, als sei der weiße Stern durch die Öffnung in den dunklen Tempelraum gefallen und das verzückte Geschrei ihrer Verehrerinnen schmeckte süß wie die Liebe. Empfangend hob sie die Arme und wollte sich der leuchtenden Statue zuwenden, als ihr Blick auf weiße Gesichter fiel. Augen, stumpfsinnig vor Angst. Die anderen Opfer ...
    Die Mädchen auf den Tischen lagen wie tot, ihre Gesichter waren eingefallen. Die anderen klammerten sich aneinander, selbst die, die bis zuletzt gekämpft hatte, schluchzte vor Entsetzen.
    Sie waren Futter. Eine heiße, hungrige Lohe fuhr durch Ninians Leib, sie schmeckte die Opferspeise auf der Zunge, süß und widerlich zugleich. Mit der Göttin würde sie schmausen, bis sie satt waren - satt und milde gestimmt für die Bitten der gläubigen Anhängerinnen, die Fürstin und ihre blonde Freundin ...
    Wie ein Ertrinkender den Kopf noch einmal über Wasser hebt, tauchte Ninian aus dem roten Wabern

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