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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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auf. Sie war ein Werkzeug, nicht anders als die Mädchen auf den Tischen. Kalivaga benutzte sie nur, solange sie eine irdische Hülle brauchte. Sie würde sich von der Lebenskraft ihrer kleinen Schwester nähren, bis sie verbraucht war ...
    Aus einem bösen Traum erwachend wehrte Ninian sich gegen den verführerischen Einfluss.
    »ICH HERRSCHE IN MEINEM HAUS!«
    Ihre Kehle brannte, so laut hatte sie geschrien. Eine gleißende Lichtgarbe brach aus den Augen der Statue und die Flammen in ihrer Leibesmitte brüllten wütend auf. Ninian ließ sich aus der steinerne Hand fallen, bevor sie sich zur Faust ballte. In dem glühenden Windstoß, der über die schreienden Frauen hinwegfauchte, blähten sich die Umhänge wie schwarze Gewitterwolken. Unzählige Juwelen, golddurchwirktes Gewebe entflammte im Zorn der Göttin.
    Ninian duckte sich hinter einen der Tische. Sie sah die verzerrten Fratzen der Fürstin und des blonden Fräuleins und nur wenige Schritte von sich entfernt - unter den weißgekleideten Novizinnen - Violetta ap Bede. Ihr Mund stand töricht offen, ihr Kopf pendelte hin und her.
    Sie konnte dem verstörten Mädchen nicht helfen, die Wut der Göttin fiel über sie her.
    DREISTE STERBLICHE, DU WAGST ES, MICH ZURÜCKZUWEISEN? ICH NEHME DEINE HÜLLE MIT GEWALT! DU BIST IN MEINEM ZEICHEN GEBOREN, UNGEHORSAME, DU GEHÖRST MIR!
    Ninian rang nach Atem. Sie versuchte sich zu verschließen, aber es war, als halte sie eine Holztür gegen den Angriff eines wütenden Stieres zu.
    »Unter deinem Zeichen?«, keuchte sie. »Unter dem Zeichen von AvaNinian, nicht unter deinem, du Ungeheuer! Ich will keine Menschenopfer und keine bösartigen Anhängerinnen!«
    Ein weißer Blitz brach aus ihren Händen und traf die Hohepriesterin, die, den Speer hoch über ihrem Kopf schwingend, auf sie zusprang. In einem Funkenregen stürzte die Frau zu Boden.
    Der Schrei der Göttin fuhr gellend durch Ninians Geist. Die dunkle Seite der Gottheit triumphierte, AVA war in dieser Stunde zu schwach, um sie im Zaume zu halten.
    Aber es gab eine andere, stärkere Macht, die ihr beistehen würde. Über ihr ballte sich das wabernde Licht zu einem vernichtenden Schlag zusammen, aber durch die dünnen Sohlen ihrer zerfetzten Schuhe spürte Ninian den kühlen, körnigen Boden der festgestampften Erde. Wie ein Zugvogel, der nach stürmischem Flug erschöpft an der heimatlichen Küste landet, stürzte ihr Geist durch Lehm, Fels und flüssiges Gestein hinab in die Tiefe.
    Die Erdenmutter umfing sie mit mütterlicher Wärme.
    Geliebte Tochter, welche Freude, lange hab’ ich mich nach dir gesehnt.
    Mutter, hilf mir, ich bin bedroht! Spürst du, wie sie auf mich eindringt? Sie will mich verschlingen, dann kann ich nie mehr zu dir gelangen, ich werde ihre Gefangene sein.
    Sie? Wer ist sie? Die zweifache Göttin? Nein, das ist nicht sie, nur ihre schwärzeste Seite, Kalivaga, aufgebläht durch frevelhafte Verehrung. Fürchte sie nicht, ich habe dich für mich erwählt und sie soll keinen Anteil an dir haben. WIDERSTEHE IHR, MEINE STÄRKE IST IN DIR!
    Die ungeheure, eifersüchtige Macht der Erdenmutter durchflutete Ninian - die Kraft, die Berge entstehen und wieder versinken ließ, die alles Leben trug, von der selbst die Götter ihr irdisches Teil hatten.
    Mit einem schmerzhaften Ruck fand Ninian sich wieder im Tempelraum. Der weiße Zorn der Göttin erhellte jeden Winkel der gewaltigen Höhle. Gleißende Lichtpunkte huschten über die Wände - langbeinige Spinnen, die in der immerwährenden Dunkelheit zu kalkigem Weiß verblichen waren. Ein heißer Windstoß tobte durch den Andachtsraum und die Frauen flüchteten sich schreiend hinter Säulen und alles, was Schutz bot.
    Ninian richtete sich auf, der feurige Wind zerrte an ihrem Körper und der zornige Geist der Verschmähten bedrängte sie ungestüm, aber sie lachte der Göttin entgegen.
    »Kommt her!«
    Die Mädchen, die sich hilflos zusammengedrängt hatten, starrten sie an, ohne sich zu rühren. Ninian riss die beiden Mädchen von den Tischen und stieß sie den anderen in die Arme.
    »Los, los, wir müssen hier raus, helft ihnen, wenn sie nicht laufen können.«
    Sie hatte kaum ausgesprochen, als der Grund unter ihren Füßen wankte. Bebendes Grollen stieg aus der Tiefe und übertönte das Fauchen der Flammen, die aus der Statue herausschlugen.
    Die Erdenmutter kam ihrer bedrängten Tochter zu Hilfe, im Streit der göttlichen Kräfte bäumte sich der Boden auf.
    Tiefe Risse liefen durch den festgestampften

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