Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
Vom Netzwerk:
verloren.
    »Kamante kocht zu gut. Ich werde fett!«, klagte Ninian, als sie sich nach einem üppigen Gelage im Spiegel betrachtete.
    »Kannst du drüben alles abarbeiten,« erwiderte Jermyn gelassen, »mir ist es gerade recht so.«
    »Was? Kamantes Kochkunst oder mein Aussehen?«
    Er hatte gegrinst. »Beides, Süße, beides!«
     
    Ninian lächelte in der Erinnerung, dann seufzte sie. Weder Kamante noch ihr herrliches Essen waren hier und niemand würde Feuer im Kamin machen, wenn sie nicht selbst Hand anlegte.
    Sie hatte sich gerade damit abgefunden, als die Windharfe hinter der Tür in der Halle klapperte. Das hölzerne Ding hing dort, seit die Handwerker hier ein- und ausgegangen waren, sie hatten es nicht wieder abgenommen.
    »Wag!«, schrie sie erfreut, »rauf mit dir, du Faulpelz ... Oh, ich dachte, es sei Wag«, entfuhr es ihr, als der Vorhang beiseite flog.
    »Sieh mal, was für ein Pech, dass nur ich es bin«, gab Jermyn bissig zurück und verschwand im Schlafgemach.
    »Kannst du nicht Feuer machen? Es ist so kalt.«
    Die Antwort verstand sie nicht, aber seine Stimme klang alles andere als liebenswürdig.
    Wieder seufzte sie. Wenn er so schlecht gelaunt war, hatten sie immer noch keinen Weg gefunden, diesen vertrackten Auftrag auszuführen. Die Zeit lief ab für Babitts Mädchen - und Feuer würde sie auch nicht bekommen.
    Drüben rumorte es, sie hörte es knarren und einen dumpfen Plumps: Er hatte sich auf das Bett geworfen.
    Entmutigt wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu, aber schnell merkte sie, dass sie nicht die geringste Ahnung hatte, ob die Muster, die sie zusammensetzte, einen Sinn ergaben.
    »Kein Wunder, wenn mir das Hirn eingefroren ist«, dachte sie missmutig und versuchte es noch einmal.
    »Jermyn, bitte, mach doch Feuer!«
    »Ja, sicher, ich, der beste Kletterer der Stadt und Meisterdieb, schleppe Holz und verbrenn mir die Finger, weil mein geschätzter Gefolgsmann seinen Pflichten nicht nachkommt, sondern sich herumtreibt. Ich hab mir umsonst die Beine in den Bauch gestanden, bin völlig durchgefroren und hatte auf ein prasselndes Feuer, was zu essen und liebevolle Zuwendung gehofft. Stattdessen soll ich schuften, pah!«
    Eine Weile herrschte Schweigen, unterbrochen nur von dem leisen Klicken der Steinchen. Ninians Gefühl, vor einer wichtigen Entdeckung zu stehen, wuchs und damit auch ihre Erbitterung.
    »Ach, verdammt noch mal, Jermyn!«, schrie sie endlich, »warum soll ich Männerarbeit machen?«
    »Warum kommst du nicht her? Ich werde Männerarbeit leisten, bis du glühst. Komm doch, Süße.«
    Seine Stimme klang träge, als wäre er gerade am Einschlafen gewesen, aber der giftige Unterton war verschwunden. Sie kicherte und einen Augenblick lang lockte sie die Vorstellung, zu ihm in das große Bett zu kriechen und sich aufwärmen zu lassen, aber das Entdeckerfieber hielt sie gefangen.
    »Würde ich ja gerne«, rief sie halb bedauernd, »aber im Bett kann ich nicht weitermachen und ich glaube, das hier ist wichtig.«
    Es raschelte und in eine Pelzdecke gewickelt erschien Jermyn in der Tür. Er kam zu ihr auf den Diwan und legte ihr den Arm um die Schultern. »Was treibst du da überhaupt?«, fragte er und schnappte nach Luft. »Uff, was hast du kalte Hände. Komm her!« Er zog sie enger an sich und wickelte die Decke um sie beide, so dass sie wie in einem Kokon saßen.
    »Also, was machst du? Oh, Steinbildchen ... klar, die sind natürlich wichtiger als ich!«
    Sein Mund streichelte ihre Wange, wanderte zu der kleinen Höhle unter dem Ohrläppchen und weckte wohlige Glut in ihrem Schoß. Einen Moment schloss sie genießerisch die Augen, dann rückte sie von ihm ab.
    »Nicht, Jermyn, das hier ist wichtig. Schau, die Steine geben kein gewöhnliches Bild, es sind nur wenige Farben, braun, schwarz, weiß, nur ganz wenig bunte. Wenn man sie aneinanderlegt, ergeben sie vor allem Linien und Windungen. Hier, wie sieht das aus?«
    Sie deutete auf einen kleinen Ausschnitt, den sie zusammengeschoben hatte. Schwarze Linien wanden sich darauf, verzweigten sich und vereinigten sich wieder. Jermyn sah ohne großes Interesse hin.
    »Hm, das sind Gänge oder Straßen oder so was.«
    »Nicht wahr? Es sieht aus wie eine Karte. Vitalonga hat uns doch Pläne gezeigt, die die Alten von der Stadt gemacht haben, erinnerst du dich? Die waren so ähnlich.«
    »Ja, und? Da hast du halt ’ne alte Karte gefunden, was ist so wichtig daran? Wir wissen doch, wo alles liegt in dieser Stadt. Oi, was bist du eingepackt,

Weitere Kostenlose Bücher