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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Narr. Er schätzte ihre Gesellschaft und wollte nicht darauf verzichten, aber er wusste, dass sie Fassadenkletterer und Diebe waren, unter deren Geschicklichkeit auch einige seiner Kunden gelitten hatten. Empört hatten sie ihm den Verlust eines wertvollen Kleinods, einer geliebten Kostbarkeit geklagt, die wie durch Zauberhand aus dem hoch über der Erde gelegenen Schlafgemach verschwunden war. Die Dienerschaft, alt und vertrauenswürdig, war über jeden Verdacht erhaben.
    Ein begeisterter Kunstsammler - ein Mann, den Vitalonga seit vielen Jahren kannte und mehr als Freund denn als Kunden betrachtete - war den Tränen nahe gewesen: »Ihr wisst doch, mein Freund, wie lange ich gebraucht habe, um meine Sammlung alter Glasgefäße zu vervollständigen. Nun haben sie mir mein Glanzstück gestohlen. Ich verstehe es nicht, warum haben sie sich nicht mit Geld und dem Schmuck meiner Frau zufrieden gegeben? Was wollen sie mit einer alten Glasschale? Sie werden unachtsam damit umgehen und sie zerbrechen, Vitalonga, das wäre ein unschätzbarer Verlust!«
    Bei ihrem nächsten Besuch hatte der Händler diese Klage vorwurfsvoll Wort für Wort weitergegeben. Ninian war halb ärgerlich, halb schuldbewusst errötet, aber Jermyn hatte nur gelacht.
    »An mir soll’s nicht liegen. Ich gebe mich gern mit Geld zufrieden. Wenn Euer Freund bereit ist, dieses Glasdings gegen seinen Wert in Gold einzutauschen, soll er morgen Nacht einen Beutel mit Goldmünzen an die Stelle legen, an der die Schale gestanden hat, und dafür sorgen, dass niemand den Raum betritt. Und schärft ihm ein, dass er nichts Unbedachtes tut, etwa Wachen aufstellt oder den Stadtwächtern Bescheid sagt, sonst wird nicht nur seine Schale zu Bruch gehen!«
    Im Allgemeinen aber sprachen sie mit Vitalonga wenig über ihre Unternehmungen. Ninian brachte ihm ab und zu ein Kunstwerk, über das sie seine Meinung wissen wollte, oder Jermyn fragte nach dem Wert eines Schmuckstücks. Dann gab er widerwillig Auskunft, aber es bereitete ihm so offenkundig Unbehagen, dass sie ihn selten damit belästigten.
    Jetzt beeilte Jermyn sich, ihn zu beruhigen: »Keine Angst, Vitalonga, wir wollen Euer Gewissen nicht beschweren, sondern Euch nur etwas zeigen und um Euren Rat bitten. Kennt Ihr dieses Zeichen?«
    Er schüttete den Inhalt seiner Börse auf den Tisch und Ninian schob die Steine zu der achtblättrigen Blüte und dem rotweißen Wappen zusammen.
    Vitalonga betrachtete sie nachdenklich.
    » Das Wappen der Castlerea und das - ja, das NONOLET, das Zeichen des alten städtischen Kanalnetzes. Woher habt ihr das?«
    »Es gehört zu einem dieser Steinbilder, die Ninian so aufregend findet, und es war mit einem ganzen Haufen solcher Steinwürfel in einem Beutel, den wir an einer merkwürdigen Stelle gefunden haben.«
    »Ich habe versucht sie zusammenzulegen, es sieht aus wie eine Karte mit Gängen oder Kanälen, aber ohne Anhaltspunkt weiß ich nicht, wie diese Gänge tatsächlich verlaufen«, fiel Ninian ein.
    »An einer merkwürdigen Stelle?«
    » Ja, in der Geheimkammer von Fortunagra«, dachte Jermyn ungeduldig und Vitalonga schien erleichtert. Seit dem Raub des Brautschatzes gehörte der Ehrenwerte nicht mehr zu seinen Klienten. Interessiert beugte er sich über die Steine.
    »Eine Karte oder so etwas ... hm, ja, es gab Karten des Abwassernetzes, die Alten hatten es sehr gut ausgebaut. Alle, die es sich leisten konnten, hatten einen eigenen Anschluss in ihrem Haus. Manche von diesen Anschlüssen gibt es heute noch, der erste Patriarch hat viel Geld ausgegeben, um es notdürftig reparieren zu lassen. Und natürlich hatten sie Karten davon, eine ganze Armee von Kanalreinigern sorgte dafür, dass sich die Gräben und Rinnen nicht verstopften und die Zahl der Ratten sich in Grenzen hielt. Sie wurden gut bezahlt, es war harte Arbeit in den engen stinkenden Gängen und manchmal lebensgefährlich, wenn sich zu viele giftige Dämpfe bildeten. Deshalb gab es überall in der Stadt Lüftungsschächte, durch die man zur Not auch ein- und aussteigen konnte. Auch trieb sich immer lichtscheues Gesindel in diesen Gängen herum. Wenn man jemanden vermisste, wurden zuerst die Kanalreiniger losgeschickt, es gab Verfolgungsjagden und einige alte Schriftsteller berichten, dass in den unterirdischen Gängen oft ein ähnliches Gedränge herrschte wie auf den Straßen an der Oberfläche. Aber ich glaube, da haben sie wohl übertrieben.«
    »Woher wisst Ihr das alles, Vitalonga?«
    Der Alte kicherte.
    »Einer

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