AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK
Thomas!”. Hände schütteln. Die Schultern geklopft bekommen. Einen donnernden und zuneigungsvollen Applaus - nur für mich. Etwas hatte ich wohl richtig gemacht, in meinen täglichen Bestrebungen, meiner Arbeit gut möglichst zu erledigen... Einen Pokal aus kristallklarem Glas und dazu einen Preis: eine Reise nach Rom inklusive Flug und Aufenthalt im vier-Sterne-Hotel im Zentrum, wann immer ich wollte und für zwei Personen. Im Verlauf des Abends weiteres Schulterklopfen, Umarmen, anerkennende Worte, die Erkennung: ich bedeutete hier etwas; man hatte mich wahrgenommen. Man merkt es oft nicht, denkt, dass man nur so vor sich hin wurschtelt und sich durch mogelt. Dabei ist man um Längen besser als den Anderen und sogar eine Inspiration! Großartiges Gefühl!
Don’t you know I’ m still standing better than I ever did
Looking like a true survivor feeling like a little kid
And I’m still standing after all this time
Picking up the pieces of my life without you on my mind
-Komatipoort-
Am frühen Morgen packte ich meine sieben Sachen zusammen, machte ein kleines Frühstück aus der kleinen Auswahl an Lebensmittel, die ich noch hatte und musste dann feststellen, dass meine Autobatterie mal wieder komplett leer war. Woran es lag? Keine Ahnung. Ich versuchte, allein den Wagen den steilen Hang herunter zu bugsieren, doch das Resultat war nur eine noch weiter kaputte Stoßstange, da ich eine Kurve falsch eingeschätzt hatte – nun ja, sie musste ohnehin ersetzt werden! Nachdem man mir wieder einmal helfen musste, riet man mir, am nächsten Abend die Batterie ganz zu entkoppeln – weshalb war ich noch nicht auf diese Idee gekommen? Ich war in Deutschland wohl viel zu lange nur mit dem Rad unterwegs gewesen.
Im morgendlichen Sonnenschein sah ich dann zum ersten Mal die Praia de Xai-Xai, die mir am Vorabend vom Regen und Dunkelheit verborgen geblieben war. Die See war noch sehr rau aufgrund der gerade vorbeiziehenden Kaltfront, aber es offenbarte sich wieder ein kleines Paradies mit langen, breiten weißen Stränden, gesäumt von hohen, mit lauter kleinen Bäumen bewachsenen Dünen. Sicher ließ es sich hier an wärmeren Tagen gut aushalten – die Ferienanlagen wären ja auch vom September bis Mai gerammelt voll, so sagte man mir. Die Straße in die Hauptstadt, Maputo, hatte nicht viel Interessantes zu bieten, außer dass das Land nun sehr abflachte und man an einer Mautstelle zwanzig Meticais für das Privileg zahlen musste, diese einzige Route nehmen zu dürfen. Rasch gelang ich in den Dunstkreis Maputos und wie erwartet verdichtete sich der Verkehr zunehmend und die Ortschaften mit Tempolimit sechzig folgten immer näher aufeinander. In jedem größeren Ort gab es dann auch Polizeikontrollen, doch meist wurde man durch Lichthupe vorher von anderen Autofahrern gewarnt.
Da ich nun wusste, wie ungenau die Messgeräte der Policia funktionierten, fuhr ich hier immer besonders langsam und aufmerksam. Meine letzte Meticais hatte ich noch fürs Tanken ausgegeben; da hier wie fast erwartet das Kartenlesegerät nicht funktionierte, musste ich noch unter Begleitung eines Tankwartes zum Geldautomaten. Langsam verwünschte ich den primitiven Ort, an der es mich Teufel weiß warum getrieben hatte. Die oft mangelhaften Zustände ließen einem vom ganzen Herzen dafür dankbar sein, wie einfach man es in Südafrika beziehungsweise Europa hatte und was dort schon erreicht wurde. Mozambique war exotisch, faszinierend, farbenfroh, stellenweise ein Paradies, doch eben immer noch Stückchen für Stückchen im Aufbau und ein gutes Beispiel für die so genannte Dritte Welt.
Dieser ließ an den dreißig Kilometern vor Maputo beginnende Einfallstraße wieder mal gehörig grüßen. Hier gab es noch keine Autobahn, auf der man ruhig und vernünftig in die Metropole hinein fahren konnte. Eine zweispurige, wenn auch breite Straße versuchte vergebens, den Verkehr Herr zu werden. Polizisten konnten nur müde winkend inmitten alledem stehen, während jeder ungefähr das tat, was ihn am besten passte. Ständig war der Weg halb von parkenden LKWs blockiert, scherten Taxibüsschen plötzlich hinein oder hinaus, rannten Kinder und Hunde hinüber oder wurde man von Verkäufern auf dem Mittelstreifen belästigt. Hakuna Matata , dachte ich zum wiederholten Male, als ich im ersten Gang schmerzhaft langsam durch ein besonders schlimmes Nadelöhr, mit riesigen, offenen Märkten direkt am Straßenrand, fuhr – was hattest du
Weitere Kostenlose Bücher