Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

Titel: AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Barnstijn
Vom Netzwerk:
immerhin wind- und wasserfesten Behausungen mit Licht und Strom, ließen mich die Afrikaans sprechenden Inhabern für knappe fünfzehn Euro übernachten. Der Sturm, der den Strom immer wieder kurzzeitig ausfallen ließ, konnte nun wüten soviel es wollte – meinem Zelt sollte es in dieser Nacht nicht davon wehen. Ich war meinem Ziel einem ganzen Stück näher gekommen an diesem Tag, hatte dazu noch den Flair des etwas besser entwickelten Mozambique mitbekommen und würde am nächsten Tag die Hauptstadt besuchen und dann schleunigst nach Südafrika herüber fahren. Ich konnte es kaum erwarten, wieder in altbekannten Gefilden zu sein!
    * * *
    In seiner Zeit als Außendienstler leistete Patrick zwar vorbildliche Arbeit, lernte Land und Leute kennen wie nie zuvor und freute sich seiner Selbstständigkeit, doch nagte seine ständige Reiserei an ihn und unserer Beziehung. Da ich immer nur acht Stunden zu arbeiten hatte und dann gleich nach zehn Minuten zuhause war, übernahm ich weitgehend den Haushalt – Kochen, Waschen, Putzen und dergleichen mehr – aber kam mir dabei zunehmend einsam vor. Patrick war abends, nachdem er mal wieder 500 Kilometer durch Staus fahren musste, oft zu müde um vernünftig zu essen, geschweige denn Sex zu haben. Der Alltag hatte uns fest im Griff und wie es so passiert, begann ich die knapp bemessene freie Zeit mit (nennen wir es mal) Fremdgehen zu nutzen. Viel Gelegenheit gab es dazu in Köln nach wie vor. Wollte man kein Geld ausgeben und war das Wetter schön, konnte an mehreren versteckten Plätzen, Winkeln in Parks, seiner Lust mit Gleichgesinnten freiem Lauf lassen. Nicht immer ungefährlich – Überfälle soll es des Öfteren gegeben haben doch mich ließ man weitgehend in Frieden, da ich wohl nie wie ein leichtes Opfer aussah.
    Wollte man die Wahl zwischen vielen Männern, die nur im Badetuch bekleidet herum liefen, und hatte das nötige Kleingeld, ging man in einer der beiden großen Gay-Saunen (wo auch jüngere verkehrten). Diesem Luxus gönnte ich mir ungefähr einmal pro Quartal denn dort konnte ich saunieren, entspannen und wenn keinen geeigneten Kerl zum Kopulieren dabei war, weiter entspannen und saunieren. Meist tat ich mich dort jedoch nach relativ kurzem Auf enthalt mit dem jeweils schönsten Mann zusammen, wir gingen in einer Kabine und liebten uns wie es nur Wildfremde tun können. Beim ersten Mal nachdem ich zwei Jahre lang (nicht ungern) nur die passive Rolle gespielt hatte und ich endlich einmal wieder der Aktive sein konnte, geschah mir das peinliche Teenager-Phänomen: Ich kam schlicht zu früh, noch vor dem eigentlichen Akt. Ich merkte, dass ich, beim besten Willen und meinem wundervollen Partner liebend, einem Teil meiner Sexualität, ja meiner Selbst unterdrückt hatte, der nicht pervers oder abstoßend war und daher nicht unterdrückt werden sollte.
     
    Fortan würde ich mir diese kleine, aber wichtige sexuelle Abwechslung hin und wieder gönnen. Denn was bin ich? Sohn, Bruder, Partner, Handwerker, Künstler, Pflanzenliebhaber aber vor Allem: ein irre guter Liebhaber. Oder so wurde mir nachgesagt. Darauf kommen meine Bestrebungen letztendlich immer hinaus und ich finde, dass es bei weitem nicht nur mir so gehen kann. Menschliche Nähe und Intimität: In allen Kulturen sind dies die – oft unterschwelligen, oft unterdrückten, oft verschmähten - wichtigsten  Bestandteilen unseres Daseins.
     
    Patrick war es leid, immer auf Achse zu sein und bekam nach mehreren – aufgrund seines Alters und mangelnder Erfahrung - erfolglosen Bewerbungen, einen gut bezahlten und heiß ersehnten Job in einem nahe gelegenen Gartenfachmarkt. Bald sollte er dort eine Abteilung führen und, obwohl er immer noch länger als ich pro Tag arbeiten musste, würden wir uns viel mehr sehen und den Alltag genießen können. Doch die allabendliche Unterhaltung beinhaltete vor Allem, dass wir separat im gleichen, großen Wohn-Esszimmer saßen: er am Computer in den sozialen Medien und dessen Spielen vertieft, ich, der keinen PC nach der Arbeit anrühren wollte, vorm Fernseher und in den Werbepausen in der Küche oder am Werkzeugkasten oder an den Blumentöpfen. Davon hatten wir nach wie vor hoffnungslos zu viele, verschenkten oft welche und waren fast froh, wenn andere das zeitliche segneten, doch züchteten oder kauften wir immer wieder Nachwuchs. Waren wir unzufrieden? Durchaus nicht bewusst. Wir hatten ein gutes Leben und es konnte noch Jahrzehnte so weiter gehen.
     
    Ich konnte nicht

Weitere Kostenlose Bücher