AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK
erwartet? Ich hatte wohl weislich den ganzen Tag für die Reise von knapp 300 Kilometern durch Maputo und der Grenze eingeplant; einen anderen Weg nach Hause gab es schlicht und ergreifend nicht – erst einen Kilometer von der Stadt fing die Straße zum Grenzposten an.
Wie stellt man sich eine sicher millionen Einwohner starke Hauptstadt vor in einem Land der Dritten Welt, das noch vor kurzem vom Krieg geplagt war? Genau so war Maputo: lebendig, chaotisch, dreckig, farbenfroh, vergammelt und mit nur hier und dort ein modernes Gebäude oder einer modernen Einrichtung. Europäer, die wie ich dort zu Fuß unterwegs waren? Fehlanzeige. Einen ordentlichen Müllabfuhr oder eine vernünftige Straßenreinigung? Fehlanzeige: überall lag der Dreck im Schlamm der bröckelnden Bürgersteige herum. Schicke Geschäfte oder Einkaufspassagen? In dem Teil, den ich als Innenstadt erkannte und bewanderte, Fehlanzeige. Dafür Straßenverkäufer, die alles Mögliche direkt auf dem Trottoir feilboten: besonders herrlich die Schuhe, die man einfach dort, wo man sie brauchte, anprobieren und erstehen konnte.
Häuser, bis zu dreißig Stockwerke hoch, stammten aus einer völlig anderen Ära und waren meist zerbröckelt und verblasst vom Zahn der Zeit. An einigen Stellen schein es, als ob Bomben noch vor ganz kurzem eingeschlagen hatten. Die beiden einzigen modernen Gebäuden, die ich erblickte, waren das Parlamentsgebäude – eingebettet zwischen reihenweise einfachster Apartmentblocks – und dem riesigen Komplex der internationalen Kirche des heiligen Herrn (Jesus Christus es o Senhor), das wohl vor allem Gläubigen aus den wohlhabenden Schichten in seinem Bann zu ziehen vermochte. Einziges richtig schönes Gebäude: der Bahnhof, einen Jugendstilbau, der in verschiedenen Grüntonen prachtvoll erstrahlte und an einem großen Kreisverkehr stand, mit einer riesigen Statue zum Gedenken der Kriegsopfer in dessen Mitte.
Angenehm ließ es sich jedoch auf der schnurgeraden, hügelige und überall von Bäumen gesäumte Alleen spazieren – belästigt wurde man kaum und Acht geben musste man nur geben auf den unebenen, oft vollgestellten oder –geparkten Bürgersteigen. Die in den Himmel ragenden Wohnhäuser um einen herum, die ebenso wie fast allem einen guten Anstrich hätten vertragen können, waren bis in den hohen Stockwerken mit Wäsche behangen und sahen nicht wie viel bessere Quartiere aus, als die Hütten aus Naturmaterial, die ich vom ländlichen Mozambique bereits kannte.
Nach einer knappen Stunde hatte ich gesehen, was ich zu sehen hergekommen zu haben glaubte, fand mein unbehelligtes, aber von Bemerkungen allerseits bedachtes Auto wieder und kehrte den Rücken auf diese echt afrikanische Metropole. Nachdem, was ich am letzten Grenzübergang erlebt hatte, war ich nun mehr als nervös, rauchte zu viel und malte mir schon lange aus, was ich den Beamten sagen würde wenn (nicht falls) es wieder einmal Probleme geben sollte. Doch nach einer Stunde Fahrt, als ich am Grenzposten ankam und mich zunächst in einer langen Schlange stellte, die sich schnell voran bewog, musste ich feststellen, dass ich der letzte war, den man mit unnötigem Quatsch schikanieren würde. Überall wurde ich gleich durch gewunken, während durchaus andere Reisende dem einen oder anderen prüfenden Blick standhalten oder unangenehme Fragen zu beantworten hatte. Von europäischer Abstammung zu sein hatte hier offenbar doch einen großen Vorteil.
Nachdem ich, in Südafrika angekommen, noch kurz nennen musste was sich auf meiner Ladefläche befand und diese nicht einmal öffnen musste, war mir einen riesigen Stein vom Herzen gefallen. Im nahegelegenen Komatipoort, wo ich gleich den Caravan Park, die Geschäfte und der Tankstelle fand, hätte ich vor Erleichterung fast weinen können als ich endlich wieder einen gut gefüllten und sortierten Supermarkt betrat! Sofort kaufte ich mir ein Vollkornbrot und – natürlich – zur Entspannung der nächsten Abenden ein sixpack Pilsener. Nach Hause konnte ich nun auch wieder nach Lust und Laune telefonieren und alle freuten sich, dass ich in nur einigen Tagen wieder daheim sein würde. Good old RSA!!! Ja, eine solche Reise lässt einem das, was man zuhause hat, umso mehr wertschätzen.
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Über Windhoek und Johannesburg reiste ich kurz vor Weihnachten an dem hochsommerlichen Kap und musste feststellen, dass die Hochsaison diese Region wie vermutet, gut im Griff hatte. Die Straße vom Airport, entlang der
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