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Azathoth - Vermischte Schriften

Azathoth - Vermischte Schriften

Titel: Azathoth - Vermischte Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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sich verdächtige Personen in großer Zahl ein, doch hüteten sie stets ihre Zunge oder redeten in einer fremden Sprache.
    Und noch immer standen die alten Häuser, mit ihrer vergessenen Überlieferung von besseren vergangenen Jahrhunderten, von kräftigen Neusiedlern und taubedeckten Rosengärten im Mondlicht.
    Manchmal kam ein einsamer Dichter oder Reisender, um sie zu besichtigen, und versuchte, sie sich in ihrer verschwundenen Pracht auszumalen. Doch solche Reisende und Dichter gab es nur wenige.
    Nun verbreitete sich landauf, landab das Gerücht, daß sich in diesen Häusern die Anführer einer verzweigten Terroristen-Bande verbargen, die an einem bestimmten Tag ein Gemetzel anstellen würden, mit dem Ziel, Amerika und all die prächtigen alten Überlieferungen, die die Straße noch immer liebte, auszulöschen. Flugblätter und Schriftstücke flatterten über der schmutzigen Gosse, Flugblätter und Schriftstücke, die in vielen Sprachen und mit vielen Buchstaben gedruckt waren, doch trugen sie alle Botschaften des Verbrechens und der Rebellion.
    In diesen Schriften drängte man die Leute, Gesetze und Tugenden, die unsere Väter hochgehalten hatten,
    niederzureißen, die Seele des alten Amerika mit Füßen zu treten
    - jene Seele, die durch tausendfünfhundert Jahre
    angelsächsischer Freiheit, Gerechtigkeit und Mäßigung als Erbe weitergegeben worden war. Es hieß, daß die dunkelhäutigen Männer, die in der Straße hausten und sich in ihren verrottenden Gebäuden zusammenfanden, die Gehirne einer schrecklichen Revolution waren, daß auf ihr Befehlswort hin viele Millionen hirnloser, verblendeter Bestien ihre widerlichen Klauen aus den Slums von tausend Städten ausstrecken würden, brandschatzend, mordend und vernichtend, bis es das Land unserer Väter nicht mehr gab. All das wurde behauptet und weitergetragen, und viele blickten voller Furcht dem vierten Juli entgegen, auf den die seltsamen Schriften oft hinwiesen. Und doch ließ sich nichts finden, womit eine Schuld nachzuweisen war. Niemand vermochte zu sagen, wer zu verhaften sei, um die ruchlose Verschwörung mit der Wurzel auszurotten. Viele Male kamen Abteilungen blauuniformierter Polizei, um die baufälligen Häuser zu durchsuchen, aber schließlich blieben sie aus, denn auch sie waren müde geworden, auf Ruhe und Ordnung zu achten, und hatten die Stadt ihrem Geschick überlassen. Die Männer in Olivgrün kamen, mit Gewehren bewaffnet, bis es so aussah, als ob die traurig vor sich hinschlafende Straße einen spukhaften Traum an jene vergangene Tage hätte, als musketenbewaffnete Männer in spitzen Hüten auf ihr paradierten, von der Waldesquelle bis zu der
    Häuseransammlung am Strand. Doch nichts konnte der drohenden Katastrophe Einhalt gebieten, denn die
    dunkelhäutigen, unheimlichen Männer waren seit Alters her verschlagen.
    Und so schlief die Straße unruhig weiter, bis sich eines Nachts in Petrovitch' Bäckerei und der Rifkin- Schule für Moderne Wirtschaft, dem Zirkel Sozialer Klub und dem Freiheits-Cafe und auch an anderen Orten riesige Menschenhorden
    versammelten, deren Augen vor entsetzlichem Triumph und Erwartung glühten. Über verborgene Drähte liefen merkwürdige Botschaften, und viel wurde geredet über noch merkwürdigere Botschaften, die erst noch kommen sollten. Das meiste davon wurde aber erst später entdeckt, als das Land des Westens von der Gefahr befreit war. Die Männer in Olivgrün konnten nicht sagen, was geschah oder was sie tun sollten, denn die dunkelhäutigen, unheimlichen Männer waren geübt in Hinterhältigkeit und Heimlichtuerei.
    Und doch werden sich die Männer in Olivgrün immer an diese Nacht erinnern und von der Straße sprechen, wenn sie ihren Enkeln davon erzählen, denn viele von ihnen wurden gegen Morgen mit einem Auftrag dorthin entsandt, der überhaupt nicht dem glich, den sie erwartet hatten. Es war bekannt, daß es diese Brutstätte der Anarchie schon lange gab und daß die Häuser durch die Verheerungen der Jahre und der Stürme und Würmer nahezu zusammenbrachen, und doch waren die Ereignisse jener Sommernacht durch ihre eigenartige Gleichförmigkeit eine Überraschung. Es handelte sich wahrhaftig um einen einzigartigen Vorfall, wenn auch schließlich einen recht simplen. Denn ohne jede Warnung erreichten die Verheerungen der Jahre und der Stürme und Würmer einen fürchterlichen Höhepunkt in einer jener frühen Nachtstunden, und nach dem Zusammenbruch blieb in der Straße nichts stehen außer zwei

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