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Azathoth - Vermischte Schriften

Azathoth - Vermischte Schriften

Titel: Azathoth - Vermischte Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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uralten Schornsteinen und einem Teil einer dauerhaften Ziegelmauer. Auch nichts von dem, was lebendig gewesen war, blieb unter den Ruinen am Leben. Ein Dichter und ein Reisender, die in der Menge waren, die den Schauplatz aufsuchte, haben seltsame Geschichten zu erzählen. Der Dichter behauptet, daß er während der Nachtstunden vor der Dämmerung im Schein der Bogenlampen undeutlich die schäbigen Ruinen wahrnahm, daß über der Zerstörung ein anderes Bild aufstieg, auf dem er Mondschein und schöne Häuser und Ulmen und Eichen und würdige Ahornbäume ausmachen konnte. Und der Reisende behauptet, daß in der Luft anstelle des üblichen Gestanks ein lieblicher Duft wie von Rosen in voller Blüte schwebte. Aber sind nicht die Träume von Dichtern und die Erzählungen von Reisenden notorische Lügen? Es gibt Leute, die behaupten, daß Dinge und Plätze Seelen haben, und es gibt Leute, die behaupten, sie hätten keine; ich wage es nicht, mich dazu zu äußern, aber ich habe Ihnen von der Straße erzählt.

Das Verschwinden des Juan Romero
    Ich habe kein Verlangen, über die Ereignisse, die sich am 18.
    und 19. Oktober 1894 im Bergwerk Norton zutrugen, zu sprechen. Lediglich das Pflichtgefühl der Wissenschaft gegenüber zwingt mich dazu, mich in den letzten Jahren meines Lebens an Szenen und Vorfälle zu erinnern, die mit einem Grauen beladen sind, das doppelt heftig ist, weil ich es nicht ganz genau erklären kann. Ich glaube jedoch, daß ich, bevor ich sterbe, berichten soll, was ich von dem - soll ich sagen Vergehen? - des Juan Romero weiß.
    Mein Name und meine Herkunft brauchen der Nachwelt nicht überliefert zu werden. Wahrhaftig, ich glaube, es ist besser, wenn es nicht geschieht, denn wenn jemand plötzlich in die Vereinigten Staaten oder die Kolonien auswandert, läßt er seine Vergangenheit hinter sich. Außerdem ist das, was ich einst war, für meine Erzählung von keinerlei Belang, ausgenommen vielleicht der Umstand, daß ich während meiner Dienstzeit in Indien mehr unter weißbärtigen Eingeborenen-Lehrern als unter meinen Offizierskameraden zu Hause war. Ich hatte mich nicht im geringsten mit seltsamen orientalischen Lehren beschäftigt, als jenes Unheil mich befiel, das zu meinem neuen Leben in Amerikas grenzenlosem Westen geführt hat - ein Leben, in dem ich es für geraten hielt, einen Namen anzunehmen - meinen gegenwärtigen -, der weit verbreitet ist und dem keinerlei Bedeutung zukommt.
    Im Sommer und Herbst des Jahres 1894 wohnte ich in den trostlosen Weiten der Kaktus-Berge und war als Hilfsarbeiter im berühmten Norton-Bergwerk beschäftigt, dessen Entdeckung durch einen Schatzsucher fortgeschrittenen Alters die Umgebung aus einer nahezu unbewohnten Wüste in einen brodelnden Schmelzkessel garstigen Lebens verwandelt hatte.
    Eine Höhle voll Gold, die tief unter einem Bergsee lag, hatte ihren ehrwürdigen Entdecker über seine wildesten Träume hinaus reich gemacht und bildete jetzt den Sitz ausgedehnter Stollenbauarbeiten seitens der Firma, an die sie schließlich verkauft worden war. Man hatte noch weitere Grotten gefunden, und die Ausbeute des gelben Metalls war überaus groß, so daß eine mächtige und bunt zusammengewürfelte Armee von Bergarbeitern Tag und Nacht in den unzähligen Stollen und Felsenhöhlungen schuftete. Der Direktor, ein gewisser Mr.
    Arthur, sprach oft von der Einzigartigkeit der örtlichen geologischen Formationen, spekulierte über die mögliche Ausdehnung der Höhlenkette und stellte Schätzungen über die Zukunft der gigantischen Bergwerksunternehmungen an. Er hielt die goldhaltigen Höhlen für das Ergebnis von Wassereinwirkung und glaubte, daß bald die letzte von ihnen erschlossen sein würde.
    Nicht lange nach meiner Ankunft und Anstellung kam Juan Romero in das Norton-Bergwerk. Als einer aus einer großen Schar ungepflegter Mexikaner, die aus dem Nachbarland hierhergelockt worden waren, hatte er zunächst nur durch seine Gesichtszüge Aufmerksamkeit erregt. Obwohl offenkundig vom Typus des Indianers, waren sie nichtsdestoweniger wegen ihrer hellen Farbe und verfeinerten Ausbildung bemerkenswert und glichen überhaupt nicht denen des durchschnittlichen Mexikaners oder Piuten jener Gegend. Es ist merkwürdig, daß Romero, so sehr er sich von der Masse der spanischen Mischlinge und Stammesindianer unterschied, nicht im geringsten den Eindruck kaukasischen Blutes machte. Wenn sich der schweigende Peon am Frühmorgen erhob und fasziniert die Sonne anstarrte, die

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