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Azathoth - Vermischte Schriften

Azathoth - Vermischte Schriften

Titel: Azathoth - Vermischte Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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voran. Die enge Stelle war kaum einen Meter lang, dahinter weitete sich die Grotte allseits und bildete eine feuchte, im Dämmerlicht liegende Kammer, deren Boden mit Schutt und Geröll bedeckt war. Eine Zeitlang konnten wir kaum etwas ausmachen, aber als wir uns erhoben und den Blick schärften, begannen wir allmählich in der tieferen Dunkelheit vor uns eine hingestreckte Gestalt erkennen. Ben fummelte an seiner Taschenlampe herum und zögerte einen Augenblick, ehe er den Lichtschein auf die hingestreckte Gestalt richtete. Wir hatten kaum einen Zweifel, daß dieses Steinding einst ein Mensch gewesen war, und etwas an dieser Vorstellung entnervte uns beide.
    Im Licht von Bens Taschenlampe erkannten wir, daß der Gegenstand auf der Seite lag, den Rücken uns zugewandt. Er bestand eindeutig aus demselben Material wie der Hund draußen, war jedoch in die verfaulten und nicht versteinerten Überreste eines groben Sportanzuges gekleidet. Da wir auf einen Schock vorbereitet waren, näherten wir uns gelassen, um das Wesen zu untersuchen. Ben ging auf die andere Seite hinüber, um einen Blick auf das abgewandte Gesicht zu werfen. Beide konnten wir unmöglich auf das vorbereitet sein, was Ben sah, als er das Licht auf diese Steinzüge fallen ließ. Daß er aufschrie, war völlig verständlich, und unwillkürlich mußte ich in den Schrei einstimmen, als ich an seine Seite sprang und den Anblick mit ihm teilte. Und doch war es nichts Entsetzliches oder an sich Erschreckendes. Es war bloß eine Sache des Erkennens, denn ohne den geringsten Schatten eines Zweifels war diese kalte Felsengestalt mit dem halb erschreckten, halb bitteren Ausdruck unser alter Bekannter Arthur Wheeler.
    Irgendein Instinkt trieb uns stolpernd und kriechend aus der Höhle und den unwegsamen Hang hinunter bis zu einem Punkt, wo wir den ominösen Steinhund nicht sehen konnten. Wir wußten kaum, was wir denken sollten, denn unser Gehirn schwirrte von Vermutungen und Mutmaßungen. Ben, der Wheeler gut gekannt hatte, war besonders schockiert und schien einige Fäden zu verknüpfen, die mir entgangen waren.
    Als wir auf dem grünen Abhang stehenblieben, wiederholte er immer wieder: »Der arme Arthur, der arme Arthur!« Aber erst als er den Namen »Verrückter Dan« murmelte, erinnerte ich mich an den Ärger, den sich Wheeler, dem alten Sam Poole zufolge, kurz vor seinem Verschwinden zugezogen hatte. Der Verrückte Dan, deutete Ben an, wäre zweifellos froh zu sehen, was geschehen war. Einen Augenblick lang kam uns beiden blitzartig der Gedanke, daß der eifersüchtige Gastgeber vielleicht für die Anwesenheit des Bildhauers in der üblen Höhle verantwortlich sein mochte, aber dieser Gedanke verflog so schnell, wie er gekommen war.
    Am rätselhaftesten blieb uns, wie die Erscheinung an sich zu erklären war. Welcher Gasaustritt oder welcher Gesteinsdampf diese Veränderung in so relativ kurzer Zeit bewirkt haben mochte, war uns völlig unerklärlich. Die normale Versteinerung ist, wie wir wissen, ein langsamer, chemischer Prozeß, der bis zum Abschluß unermeßliche Zeiträume erfordert; und doch hatten wir hier vor uns zwei Steinfiguren, die - zumindest Wheeler - noch vor ein paar Wochen lebendig gewesen waren.
    Vermutungen waren sinnlos. Uns blieb nichts anderes übrig, als die Behörden zu verständigen.
    Mochten sie an Vermutungen anstellen, was sie wollten. Aber irgendwo in Bens Hinterkopf hielt sich die Idee vom Verrückten Dan noch immer hartnäckig. Wir bahnten uns den Weg zur Straße zurück, doch wandte sich Ben nicht dem Dorf zu, sondern blickte die Straße entlang nach oben, wo die Hütte des besagten Dan lag, wie der alte Sam behauptete. Es war das zweite Haus nach dem Dorf, hatte der alte Müßiggänger hervorgestoßen, und lag links, von der Straße zurückgesetzt, in dichtem Eichengestrüpp. Ehe ich es merkte, zog mich Ben den Sandweg hoch, vorbei an einer abgewirtschafteten Farm, in ein Gebiet zunehmender Wildnis.
    Ich kam nicht auf den Gedanken zu protestieren, doch empfand ich eine wachsende Bedrohung, als die vertrauten Anzeichen der Landwirtschart und der Zivilisation immer spärlicher wurden. Endlich öffnete sich zu unserer Linken ein enger, vernachlässigter Pfad, während sich das Giebeldach eines armseligen, ungestrichenen Gebäudes hinter kränklich gewachsenen, halb abgestorbenen Bäumen zeigte. Das mußte, wie ich wußte, die Hütte des Verrückten Dan sein, und ich wunderte mich, daß Wheeler je einen so wenig heimelnden Ort als

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