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Azazel

Titel: Azazel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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hatte ständig irgendwelches Zeug in den Haaren. Ich habe gerade fünfmal geduscht, und fühle mich immer noch schmutzig.«
    »Komm doch zu mir rüber und dusche noch fünfmal«, bat ich sie so ruhig wie möglich, »und dann fahren wir nach Asbury Park.«
    Sie schien mich nicht gehört zu haben. Erstaunlich, wie taub Frauen einfacher Vernunft gegenüber sein können. Sie sagte: »Nächste Woche fährt er wieder los. Er sagt, er will den Pazifik überqueren und Hongkong besuchen. Er fährt mit einem Ölfrachter. Das ist die Art, wie man den Ozean erleben sollte, säst er. Und ich sage zu ihm: >Hör zu, du hirnverbrannter Spinner, du bekommst mich nicht auf ein langsames Boot nach China, damit du mich ganz für dich alleine hast.<«
    »Wie poetisch«, warf ich ein.
    »Und weißt du, was er darauf geantwortet hat? Er hat gesagt: >Also gut, meine Liebe. Dann fahre ich eben ohne dich.< Dann hat er etwas Komisches gesagt, das gar keinen Sinn ergab. Er sagte: >Ob zu den Toren der Hölle, ob zum himmlischen Schrein, der reiset am schnellsten, wer reiset allein! Was soll das bedeuten? Was meint er mit den Toren der Hölle? Was hat das mit einem himmlischen Schrein zu tun? Hält er sich für den Allmächtigen persönlich?«
    »Das ist Kipling«, erwiderte ich.
    »Erzähl keinen Blödsinn. Ich habe nie gekippelt, also sag mir nicht, er hätte es getan. Er kann es ja kaum in der Missionarstellung. Ich habe ihm angedroht, mich von ihm scheiden zu lassen und ihn ordentlich abzuzocken. Und er sagte: >Wie du willst, mein grenzdebiler Liebling, aber du hast nichts gegen mich in der Hand und du wirst nichts bekommen. Das einzige, was für mich zählt, sind meine Reisen.< Ist das zu fassen? Und das mit dem >grenzdebil<. Er hat immer noch versucht, mir zu schmeicheln.«
    Du mußt wissen, mein alter Freund, daß das einer meiner ersten Aufträge an Azazel gewesen ist, und dabei ist er noch ein wenig über das Ziel hinausgeschossen. Allerdings hatte ich tatsächlich darum gebeten, daß Sophokles hin und wieder ohne seine Frau verreisen würde.
    Es blieben immer noch die Vorzüge einer solchen Situation, die ich von Anfang an vorausgesehen hatte. »Bumm-Bumm«, sagte ich, »laß uns über die Scheidung reden, wenn wir auf dem Weg nach Asbury -«
    »Und du, du jämmerlicher Waschlappen. Ob du ihn verhext hast oder was auch immer, ist mir egal. Bleib mir vom Leib, denn ich kenne jemanden, der dich zu Brei zermanschen wird, wenn ich ihm nur ein Zeichen gebe. Und kippeln tut er auch, er kann nämlich alles.«
    Ich fürchte, Bumm-Bumm war ein wenig Plem-Plem geworden, allerdings nicht auf die Weise, wie ich es mir gewünscht oder ihrer Figur und ihrem Stil gemäß erwartet hatte.
    Ich rief Azazel herbei, doch alle Versuche, die Veränderungen rückgängig zu machen, schlugen fehl. Und er weigerte sich strikt, irgendetwas zu unternehmen, um mir Bumm-Bumm gewogener zu machen. Er sagte, das würde jeden überfordern. Ich weiß nicht, was er damit gemeint hat.
    Allerdings behielt er Sophokles für mich im Auge. Die Reiselust des Mannes wuchs noch weiter an. Er überquerte zu Fuß die Rocky Mountains. Mit Wasserskiern fuhr er den Nil hinauf bis zum Viktoriasee. Dann überflog er die Antarktis mit einem Drachen.
    Als Präsident Kennedy 1961 ankündigte, daß wir bis zum Ende des Jahrzehnts den Mond erreichen würden, sagte Azazel: »Das sind immer noch Auswirkungen meines kleinen Eingriffs.«
    Ich sagte: »Du meinst, die Veränderungen, die du in seinem Gehirn vorgenommen hast, geben ihm Macht über den Präsidenten und das Raumfahrtprogramm?«
    »Er macht das natürlich nicht absichtlich«, erwiderte Azazel, »aber ich habe dir ja gesagt, er würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen.«
    Und der Gute ist tatsächlich zum Mond geflogen. Erinnerst du dich noch an die Apollo 13, die 1970 angeblich auf dem Weg zum Mond eine Panne hatte, so daß die Mannschaft es beinahe nicht mehr zur Erde zurückgeschafft hätte? In Wirklichkeit war Sophokles als blinder Passagier mit an Bord gewesen und mit einem Teil des Schiffes zum Mond geflogen. Den Rest des Schiffes hat er der Mannschaft überlassen, damit diese mehr schlecht als recht zur Erde zurückkehren konnte.
    Seither befindet er sich auf dem Mond und reist auf seiner Oberfläche umher. Zwar hat er keine Luft, keine Nahrung und kein Wasser, aber inzwischen muß er sich so sehr an das ständige Reisen gewöhnt haben, daß ihn das nicht mehr kümmert. Möglicherweise ist es ihm sogar schon gelungen, zum

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