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AZRAEL

AZRAEL

Titel: AZRAEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Woche. Und die Millionärssöhne stehen bei mir Schlange, mußt du wissen. Ich muß mir schon überlegen, mit wem ich ausgehe.«
    »Ich wußte es«, sagte Mark. »Schwester Rabiata hatte recht. Du bist eine Mitgiftjägerin. Ich nehme an, du willst mich betrunken machen, und wenn ich morgen früh aufwache, sind wir verheiratet.«
    »Dich?« Beate schüttelte heftig den Kopf. »Bestimmt nicht. Ich will deinen Vater heiraten. Glaubst du, ich habe Lust zu warten, bis du das ganze Geld erbst?«
    Mark lachte, obwohl der Scherz einen ganz leisen, üblen Nachgeschmack hinterließ. Natürlich war es ein Scherz, aber allein der Umstand, daß sie seinen Vater erwähnte, verdarb ihm den Tag noch ein bißchen mehr.
    »Hoppla«, sagte Beate. Sein Gesichtsausdruck sprach offensichtlich Bände. »Jetzt bin ich wohl ins Fettnäpfchen getreten. Ich wollte dir nicht die Laune verderben.«
    »Das hast du nicht«, behauptete Mark. »Ich fürchte, das geht gar nicht mehr.«
    »So schlimm?«
    Mark zuckte zur Antwort die Achseln - das war vielleicht klüger, als schon wieder etwas zu sagen, was ihm im gleichen Moment leid täte. In einem hatte Beate vollkommen recht - heute war sein Pechtag, und zwar in jeder Beziehung. Es hatte mit der Frau im Zug angefangen und war ohne Unterbrechung, aber mit einer deutlich ansteigenden Tendenz bis jetzt weitergegangen. Offensichtlich war er heute einfach nicht in der Lage, zu irgend jemandem freundlich zu sein.
    »Möchtest du darüber reden?«
    »Nein«, antwortete Mark. Andererseits: warum eigentlich nicht? Was er im Moment am allernötigsten brauchte, war jemand, mit dem er reden konnte, vermutlich sogar nur jemand, der zuhörte. Und Beate war dazu wahrscheinlich besser geeignet als jeder andere, den er kan nte. Er konnte jetzt weniger sa gen denn je, warum es so war, aber das Gefühl der Vertrautheit, das er vom ersten Moment an in ihrer Nähe gespürt hatte, war noch immer da, und es war sogar noch stärker geworden. Es war schon beinahe unheimlich: Alles in allem waren sie jetzt seit zwei oder drei Stunden zusammen, und er hatte das Gefühl, sie zu kennen, solange er sich zurückerinnern konnte. Was war das? dachte er. Einsamkeit, die verzweifelt nach irendeinem Ventil suchte, oder tatsächlich einer jener seltenen Fälle, in denen sich zwei Menschen trafen, die so perfekt zueinander paßten wie die zwei zerbrochenen Hälften eines eigentlich zusammengehörenden Ganzen? Er wußte es nicht. Er wußte auch nicht, ob das, was er spürte, tatsächlich die vielzitierte Liebe auf den ersten Blick war - allein, weil er noch nie wirklich jemanden geliebt hatte. Er wußte nur, daß es ein wunderbares, warmes Gefühl war und daß er es auf gar keinen Fall irgendwie gefährden wollte. Wenn es einen Menschen auf der Welt gab, dem er sich im Moment hätte anvertrauen wollen, dann war es Beate. Und zugleich war sie der letzte Mensch auf der Welt, den er mit seinen Problemen belasten wollte.
    »Hm?« machte Beate.
    Auch das gehörte dazu: Er verstand die Frage, ohne daß sie sie überhaupt aussprechen mußte.
    »Es ist kompliziert«, seufzte er.
    »Was?«
    »Woran ich denken muß.«
    »Zu kompliziert? Ich meine: nur für mich zu kompliziert, oder für Frauen im allgemeinen?«
    »Für mich«, antwortete Mark, Er seufzte. »Es ist alles... sehr schwierig. Aber du hast schon recht - gehen wir und machen die Stadt unsicher.«
    Während er aufstand, ließ er seinen Blick über die Straße schweifen. Sie waren tatsächlich ein gutes Stück zu Fuß gegangen, ehe sie schließlich ein Taxi angehalten hatten und hierher gefahren waren, nicht ganz zu ihm nach Hause, aber doch nur zwei Straßen entfernt. Die Adresse war ihm erst aufgefallen, als er sie dem Taxifahrer nannte und Beate ihn überascht ansah. Es war nicht unbedingt eine Gegend, die zu einem Stadtbummel einlud oder gar zum Feiern. Das Straßencafé, in dem sie saßen, war das einzige Lokal weit und breit. Ansonsten reihten sich zu beiden Seiten schmucke Einfamilienhäuser der gehobenen Mittelklasse, meist hinter gepflegten Vorgärten oder auch mannshohen Mauern gelegen. Eine hübsche, aber langweilige Gegend. Das einzig Außergewöhnliche war der dunkelblaue BMW, der schräg gegenüber dem Cafe auf der anderen Straßenseite geparkt war.
    Mark registrierte ihn erst beim zweiten Hinsehen. Dabei hatte sich der Fahrer nicht die geringste Mühe gegeben, vo r sichtig zu sein: Der Wagen stand, mit zwei Rädern auf dem Bürgersteig geparkt, ein bißchen schräg da, was

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