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AZRAEL

AZRAEL

Titel: AZRAEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schärferem Ton, als erstens angemessen war und er zweitens selbst beabsichtigt hatte. »Was soll ich n och tun? Auf die Knie fallen und dich um Vergebung bitten?«
    Sie hatten das Ende der Straße erreicht und blieben einen Moment stehen, Beate sah sich suchend um und deutete dann nach links. »Irgendwo dort hinten ist ein Taxistand«, sagte sie. »Ich schaffe den Rest schon allein. Wenn du willst, kannst du mich ja in den nächsten Tagen anrufen. Ich habe bis Ende der Woche Frühschicht.«
    Sie drehte sich herum und begann mit plötzlich schnellen Schritten die Straße hinunterzugehen. Mark blieb eine halbe Sekunde lang wie erstarrt stehen, aber dann eilte er ihr nach, holte sie ein und riß sie mit einer fast schon groben Bewegung herum.
    »Du gehst nirgendwohin«, sagte er. »Jedenfalls nicht so.«
    »Ach?« fragte Beate. Sie riß sich los, wich aber erstaunlicherweise nicht vor ihm zurück. »Und warum nicht?«
    »Weil...« Mark suchte vergeblich nach Worten. Weil er nicht wollte, daß sie ging? Weil er sie brauchte wie keinen anderen Menschen auf der Welt? Weil er das Gefühl hatte, sie seit Jahren zu kennen, obwohl es in Wahrheit gerade erst zwölf oder vierzehn Stunden waren?
    »Weil ich es nicht möchte«, sagte er schließlich. »Gib mir noch eine Chance, okay? Ich werde damit fertig, aber nicht al lein .«
    Beate schwieg, aber irgend etwas geschah in ihrem Blick. Was war das, was er darin las? Triumph? Vielleicht, aber auch noch mehr - etwas... Vertrautes, etwas Altes und ungemein Bekanntes, das ihn plötzlich und ohne Vorwarnung mit einem Gefühl von Geborgenheit erfüllte, das ihn hilflos machte. Worte waren plötzlich überflüssig - mehr noch: Er hatte mit Worten an diesem Tag schon so viel zerstört, daß sie nur schaden konnten. Ohne etwas zu sagen, streckte er erneut die Hände aus, zog sie an sich und hielt sie für einen Moment so fest, daß er ihr den Atem abschnüren mußte. Trotzdem versuchte sie nicht, sich zu wehren.
    Ihre Gesichter waren sich jetzt ganz nahe, und es war eine vertraute Nähe, so vertraut, als wären sie nicht länger zwei Menschen, sondern nur zwei Hälften eines Ganzen, die gewaltsam getrennt und nun endlich wieder zusammengefügt worden waren. Ihre Lippen berührten sich, und es war tatsächlich wie in allen kitschigen Liebesgeschichten, die er jemals gehört hatte: Im gleichen Augenblick, in dem sie sich küßten, schien eine lautlose Explosion seinen Körper bis in die letzten Nervenenden zu durchrasen. Sie waren eins. Sie - In Beates Augen flammte es auf, und im gleichen Moment erstrahlten ihre Züge in einem unheimlichen, hellen Glanz, der ihr Gesicht zu einem grellweißen Schemen mit auseinanderfasernden Konturen machte.
    27. Kapitel
    Bremer trat mit aller Gewalt auf die Bremse, aber seine Re aktion kam zu spät Die Reifen des Audi blockierten, aber der Wagen rutechte trotzdem weiter und kollidierte unsanft mit dem Kotflügel des BMW, der so urplötzlich vor ihm aufgetaucht war. Der Aufprall war nicht einmal besonders hart, aber Bremer hatte keine Zeit gehabt, sich anzuschnallen. Er wurde nach vorne geworfen und prallte mit voller Wucht mit Stirn und Wangenknochen auf das Lenkrad.
    Für einen Moment war er benommen. Er schmeckte Blut, und vor seinen Augen wirbelten dunkelrote Glühwürmchen, die winzige Schmerzpfeile auf seine Netzhäute abschössen. Bremer versuchte sie wegzublinzeln, aber ganz gelang es ihm nicht. Er blieb noch zwei oder drei weitere Sekunden benommen, in denen sein Sehvermögen zwar allmählich zurückkehrte, er aber weiter hilflos war. Der Motor des Audi war ausgegangen, aber er sah, daß die Wucht des Zusammenstoßes trotz der relativ geringen Geschwindigkeit ausgereicht hatte, den anderen Wagen einen guten Meter zur Seite zu schieben. Die hintere Tür war wieder zugefallen und hatte offensichtlich das Bein des Mannes eingeklemmt, der hinausspringen wollte, denn der Bursche krümmte sich auf dem Rücksitz. Von dem zweiten Mann keine Spur.
    Bremer stemmte sich mühsam in die Höhe, tastete mit den Fingerspitzen über das Gesicht und fühlte Blut aus einer langen Platzwunde über dem linken Auge sickern, aber keinen Schmerz. Er mußte wohl so etwas wie eine leichte Gehirnerschütterung haben, denn in der allerersten Sekunde erinnerte er sich zwar, was geschehen war, konnte mit diesem Wissen aber nichts anfangen. Er sah eine Gestalt hinter dem BMW auftauchen und mit weit ausgreifenden Schritten auf seinen Wagen zueilen, und etwas an diesem Anblick

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