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AZRAEL

AZRAEL

Titel: AZRAEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sehr erregtem Ton fort: »Egal. Hören Sie zu, Bremer. Wir haben nicht viel Zeit. Ich weiß jetzt, wer sie sind.«
    »Sie?«
    »Die Kerle in dem BMW, die Sie verfolgt haben«, antwortete Sendig. »Sie müssen den jungen Sillmann und das Mädchen vor ihnen schützen, haben Sie verstanden?«
    »Ja«, antwortete Bremer verwirrt. »Aber wieso - ?«
    »Fragen Sie jetzt nicht«, unterbrach ihn Sendig. Der Ton in seiner Stimme war keine Nervosität, dachte Bremer bestürzt. Es war nackte Panik. »Warnen Sie den Jungen! Schnell!«
    Er hängte ein, ehe Bremer antworten konnte. Bremer starrte den Telefonhörer in seiner Hand noch eine halbe Sekunde l ang beinahe feindselig an, dann hängte er ein und verließ die Telefonzelle. Sillmann und das Mädchen hatten die Ecke erreicht und bogen nach links ab, und im gleichen Moment blendeten die Scheinwerfer des Wagens fünfzig Meter entfernt auf, und er setzte sich mit kreischenden Reifen in Bewegung. Als er an Bremer vorbeischoß, erkannte er, daß es sich um einen dunkelblauen BMW handelte.
    Bremer fluchte und rannte los, so schnell er konnte. Als er im Wagen saß und mit fliegenden Fingern den Zündschlüssel herumdrehte, hatte der BMW die Kreuzung erreicht und bog ab, ohne seine Geschwindigkeit spürbar zu verringern. Bremer fluchte erneut und noch lauter, hämmerte den Gang hinein und gab Gas.
    Den zweiten Wagen bemerkte er erst, als er mit kreischenden Bremsen unmittelbar vor der Kühlerhaube des Audi zum Stehen kam und die beiden hinteren Türen aufflogen.
    26. Kapitel
    D er Aufprall war sehr hart gewesen. Die beiden Rausschmeißer hatten sich wohl einen Spaß daraus gemacht, ihre Aufgabe wörtlich zu nehmen: Mark war gute zwei Meter durch die Luft geflogen, ehe er auf dem Pflaster aufgeschlagen war, und er hatte das Gefühl gehabt, aus der zehnfachen Höhe aufzuprallen. Im ersten Moment schien es buchstäblich keinen Knochen in seinem Leib zu geben, der nicht weh tat.
    Trotzdem war das nicht der Grund für seine Benommenheit. Dieser Grund war in ihm, eine heiße, brodelnde Wut, die in ihm loderte und kochte wie die Glut eines im Ausbrechen befindlichen Vulkans, ein schwarzes Ding mit Klauen und brennenden Augen und einer Haut aus schimmerndem hartem Chitin, das die Türen seines Gefängnisses endgültig aufgestoßen hatte und heraus wollte, das töten wollte, vernichten, zerreißen und zerfetzen, ganz gleich, was oder wen. Er zitterte am ganzen Leib. Der Druck in ihm hatte die Grenzen des Erträglichen längst erreicht und stieg immer noch weiter. Wahrscheinlich war es gut, daß der Rausschmeißer ihn zurückgehalten hatte. Er hätte den Burschen umgebracht, das, oder zumindest auf ihn eingeschlagen, bis der andere ihn umgebracht hätte.
    »Bist du in Ordnung?«
    Mark erkannte nur Beates Stimme. Als er den Kopf hob, sah er anstelle ihres Gesichts nur einen hellen, verwaschenen Fleck, eingefaßt von Konturen, die sich ständig zu verändern schienen vor dem Hintergrund eines zerbröckelnden, von flackerndem Kerzenschein beleuchteten Betonputzes. Er erkannte die Gefahr im letzten Moment. Der Grat zwischen diesem und jenem anderen, gewalttätigeren Alptraum begann immer schmaler zu werden. Er drohte abzurutschen, und vielleicht würde es ein Sturz, den er nie wieder auffangen konnte.
    »Mark, was ist mit dir?« Beate/der Todesengel streckte die Hand nach ihm aus, um ihn zu - vernichten/helfen -berühren, u nd er konnte im letzten Moment den Impuls unterdrücken, ihren Arm mit aller Gewalt beiseite zu schlagen. Aber er wich ihrer Berührung aus und drehte sich in der gleichen Bewegung auf die Seite. Für einen kurzen Moment schloß er die Augen und preßte die Lider mit aller Gewalt aufeinander. Es tat weh, aber es half: Als er die Augen wieder öffnete, war Beates Gesicht wieder ihr eigenes. Die Wand hinter ihr war noch immer schäbig, aber es war jetzt wieder die heruntergekommene Fasade des HADES, nicht mehr der Alptraumkeller, und das flackernde Licht war nicht mehr das Hunderter Kerzen, sondern die Leuchrreklame der Diskothek.
    »Es ist... alles okay«, sagte er mühsam.
    »In Ordnung?« Beate zog zweifelnd die Augenbrauen zusammen. »Du machst nicht unbedingt den Eindruck, als ob du okay w ärst.«
    Mark wich ihren bemüht ausgestreckten Händen erneut aus und stemmte sich umständlich in die Höhe. »Mir fehlt nichts«, versicherte er. »Es sah nur so wild aus. Der Kerl hatte wohl Mitleid mit mir.«
    Beate blieb ernst. »Das meine ich nicht«, sagte sie. »Was ist denn da

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