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AZRAEL

AZRAEL

Titel: AZRAEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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futuristischen Gang, die nicht aus Glas bestand, sondern aus massivem, weißlackiertem Stahl, und mit gleich zwei Schlössern gesichert war. Und damals wie heute waren die Schlösser geöffnet, und die Tür stand einen Spaltbreit auf. Voll kalten Entsetzens fragte er sich, ob er dahinter auch heute wieder das gleiche finden würde wie vor sechs Jahren: den absoluten Terror.
    Sendig schob die zentnerschwere Tür weiter auf und wedelte ungeduldig mit beiden Händen, damit sie schneller liefen. Bremer wollte es sogar, aber er wurde im Gegenteil eher langsamer. Mark versuchte jetzt gar nicht mehr, zu gehen, sondern ließ sich wie eine leblose Last von ihm mitschleifen. Hätte er nicht ab und zu ein leises Stöhnen ausgestoßen, Bremer wäre davon überzeugt gewesen, daß er auch genau das war. Sie waren dabei, ihn umzubringen. ( Er war da bei, ihn umzubringen.
    An der Tür angekommen, sah er wieder über die Schulter zurück. Er spürte den Verfolger jetzt immer deutlicher, aber noch konnte er nichts sehen. Der Gang hinter ihnen war leer. Vielleicht würde er ihn diesmal überhaupt nicht sehen.
    Er verscheuchte den Gedanken und trat hinter Sendig durch die Tür, und wieder änderte sich ihre Umgebung so radikal, wie es nur ging. Das Pendel schlug zurück. Aus der renovierten Pracht der Gründerzeit waren sie ein Stück weit in die Zukunft gesprungen und jäh im finsteren Mittelalter gelandet. Vor ihnen lag ein steil in die Tiefe führender, gewölbter Gang, dessen Wände und Decke aus nur roh behauenen Natursteinquadern bestanden, ebenso wie die Treppenstufen, die so ausgetreten waren, daß es selbst unter normalen Umständen schon riskant gewesen wäre, sie hinunterzugehen. Mit einem halbtoten Jungen auf der Schulter und einem Verfolger im Nacken wurde es zu einem lebensgefährlichen Abenteuer.
    Ungeachtet dessen hüpfte Sendig wie ein roter Gummiball die Stufen hinunter und gewann rasch einen immer größer werdenden Vorsprung. Die Treppe war nur halb erleuchtet - unter der gewölbten Decke brannten zwei Neonröhren, deren untere jedoch ununterbrochen flackerte und weitaus länger aus als an war; als Sendig in diesen Bereich zweifach halbierter Helligkeit eintauchte, begann er selbst zu flackern. Er ging nicht mehr die Treppe hinunter, sondern verschwand von einer Stufe und tauchte auf der nächsten wieder auf. Plötzlich hatte Bremer unvorstellbare Angst davor, in diese blinzelnde Dunkelheit hineinzutreten, panische Angst.
    Trotzdem beschleunigte er seine Schritte ein wenig. Sein Herz machte einen entsetzten Sprung, als er den hell erleuchteten Teil der Treppe verließ, und als die Dunkelheit das erste Mal über ihm zusammenschlug, hatte er tatsächlich das Gefühl, körperlich von etwas berührt zu werden.
    Natürlich war es Einbildung. Es war nicht einmal wirklich dunkel, nur schartig. Bremer raffte das letzte bißchen Selbstbeherrschung zusammen, das er in sich fand, scheuchte die Angst noch einmal zurück und kam schwer atmend und mit hämmerndem Pulsschlag neben Sendig an, der sich mit einer weiteren, zwar ebenfalls nicht verschlossenen, aber offenbar noch schwereren Eisentür abmühte, die die untere Begrenzung der Treppe bildete. Dahinter lag der Keller. Während Sendig sich gegen die Tür stemmte und sie mühsam Zentimeter für Zentimeter aufschob, hob Bremer den Kopf und sah zum oberen Ende der Treppe hinauf.
    Er war da.
    Vor dem strahlend hell erleuchteten Rechteck der Tür stand ein gigantischer schwarzer Schatten und blickte zu ihnen herab. Ein Schatten mit einem Paar riesiger stählerner Schwingen und tödlichen Klauen. Er rührte sich nicht. Er kam nicht näher, sondern stand einfach da und starrte Bremer an; aber Bremer wußte, was sein Erscheinen bedeutete. Sie hatten ihr Ziel erreicht, und obwohl er noch nicht einen einzigen Blick in den Raum hinter der Tür geworfen hatte, wußte Bremer plötzlich, daß das, was heute auf sie wartete, nicht genauso schlimm sein würde wie damals.
    Sondern schlimmer.
    47. Kapitel
    M orell trat so hart auf die Bremse, daß der Wagen ausbrach und sich mit kreischenden Reifen querstellte. Das Heck beschrieb einen Viertelkreis und verfehlte das andere Fahrzeug nur um Zentimeter, ehe Morell sich endlich wieder an das erinnerte, was er in der Fahrerschulung gelernt hatte, und den Wagen zum Stehen brachte.
    »Mein Gott, was... was war das?« keuchte Zöhler. Er hatte die linke Hand gegen das Armaturenbrett gestemmt und den Arm durchgedrückt, um den erwarteten Zusammenprall

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