Azraels Auftrag (German Edition)
genommen benötige ich deine Hilfe vor Ort. Du kannst mich nicht hängen lassen, hast du gehört?“
„Ja...“röchelte Carlos, „ja, mein Mädchen,... ist gut.“ Carlos setzte sich behutsam wieder auf, und langsam wich der Nebel in seinen Gedanken, aber auch seine Schmerzen wurden ihm bewusster und meldeten sich in ersten Wellen zurück.
Beim Versuch, sich aufzusetzen, begann Carlos zu stöhnen, er hielt den Atem an, um nicht schreien zu müssen, begann wieder zu husten und hatte das Gefühl zu ertrinken.
Eleeya schluckte und sagte sehr leise: „Carlos, ich weiß, dass deine Schmerzen zurückkehren, die Betäubung lässt nun nach. Die Schmerzen werden bald noch viel schlimmer, doch ich kann dich versorgen, wenn du bei uns bist. Aber solange musst du auf mich hören. Du kannst den Schmerz in den Griff bekommen, bevor er dich lähmt. Aber dazu musst du genau das machen, was ich dir sage. OK?“
Heftige Krämpfe gingen durch Carlos’ gesamten Körper.
“Carlos, alles in Ordnung?” hinterfragte Eleeya.
„Hhh... jahh“, hauchte Carlos.
Mika erspähte auf dem rechten DISPLAY ein zweites, gelbes Symbol, das wesentlich größer als Carlos’ Darstellung war und sehr schnell blinkte.
„Eleeya“, bemerkte er leise. „Die Karte...“
„Ich hab es gesehen. Die Sonde ist in drei Minuten da. Und außerdem...”
Ab diesem Moment konnte auch Carlos wieder das gesamte Gespräch mithören.
„Carlos, in deiner Nähe ist ein weiterer Besucher aufgetaucht. Er nähert sich deiner Position. Dein kleiner Beschützer wird versuchen, ihn von dir wegzulocken, also bitte, bitte sei ganz ruhig.“
Nur noch Carlos’ rasselnder Atem war im Lautsprecher zu hören.
„Carlos, jetzt hör genau zu“, begann Eleeya. Ihre Stimme war ruhig und auf gewisse Art durchdringend.
„Ich weiß, du hast starke Schmerzen. Ich kann dir helfen. Hörst du? CARLOS, verdammt noch mal, du tust jetzt genau das, was ich dir sage.“
Carlos’ heftiger Atem war zu hören, gefolgt von einem schwachen: „A-hm.“
„Ich kann dir den Schmerz im Moment nicht nehmen, aber ich kann ihn lindern. Hör mir genau zu. Stell dir nun so deutlich wie möglich vor, was ich sage:
Im Moment gibt es nur dich und den Schmerz. Er ist überall. Carlos, du spürst den Schmerz. Aber es ist nicht irgendein Schmerz, nein... es ist... dein Schmerz! Er gehört zu dir. Er ist ein Teil von dir. Versuch nicht, ihn von dir fernzuhalten. Er möchte zu dir, zu dir zurück. Wehr dich nicht dagegen.“
Carlos’ rasselnder Atem ging wieder in ein Stöhnen über.
Auf dem Display wurde angezeigt, dass sich der gelbe Kreis bis auf zirka fünfzig Meter an den roten Kreis genähert hatte.
Eleeya fuhr beschwörend fort: „Carlos, atme jetzt tief in deinen Bauch rein. Ganz langsam... einatmen.“
Ein kurzes Husten war zu hören.
„Gut so..., mit jedem Atemzug, den du machst, lässt du nun den Schmerz einströmen. Wehr dich nicht dagegen. Kämpfe nicht dagegen an. Bleib einfach ganz ruhig, ganz entspannt... und nimm deinen Schmerz auf. Und mit jedem Ausatmen verlässt ein Teil deiner inneren Gegenwehr deinen Körper. Einatmen... nimm deinen Schmerz auf. Akzeptiere ihn. Lass ihn herein – und Ausatmen... deine Angst und deine Abwehr verlassen den Körper und verschwinden. Einatmen... lass dich ganz von deinem Schmerz durchfließen – Ausatmen... deine Furcht und deine Gegenwehr verschwinden. Der Schmerz ist ein Teil von dir, du bist ein Teil des Schmerzes!“
Carlos spürte, dass seine Schmerzattacken mit einmal weniger wurden. Die wütenden Stiche legten sich langsam. Auf eine nicht erklärbare Weise erschien es Carlos so, als ob er lang vermisste Freunde wieder begrüßte. Er wehrte sich nicht dagegen. Der Schmerz war da, überall! Sein ganzer Körper war ein einziger Schmerz. Aber - es tat nicht mehr so weh. Das donnernde Brüllen wurde leiser. Aufmerksam lauschte er Eleeyas Worten. Eleeya... !
In einiger Entfernung war das Brechen starker Äste zu hören. Jaulend stoben kleinere Tiere in unterschiedliche Richtungen davon. Dreißig Meter trennten noch beide Signale auf Mikas Display. Es sah schon so aus, als ob das fremdartige Lebewesen näher kommen würde, als wieder ein Bellen und Fauchen laut wurde.
Das Signal änderte die Richtung und entfernte sich.
Ein sanftes Lächeln legte sich auf Carlos’ Lippen, was vom blau glänzenden Helmdisplay nachgezeichnet wurde.
„Es wird... besser“, murmelte er, „... wird... weniger. Der Schme...“, der Rest des Satzes
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