Azraels Auftrag (German Edition)
glauben, was hier gerade abging.“
„Ich denke, du wirst uns deine gesamten Heldentaten erzählen, wenn du bei uns bist“, antwortete Mika und strich symbolisch mit ausgestrecktem Zeige- und Mittelfinger über die Gurgel, woraufhin die Anzugsensoren die entsprechende Information weitergaben. Eleeya verstand und baute eine interne Verbindung zu Mika auf.
„Mika“, schluchzte sie, „ich glaube, wir schaffen es nicht in der verbleibenden Zeit. Die Sonde ist zu langsam. Ich kann ihr nicht noch mehr Energie geben.“
Mika hatte sich dem Typhoon wieder bis auf wenige Meter genähert. Die vereinzelten Sturmböen sind inzwischen in ein konstantes Brausen übergegangen, wobei riesige Mengen an Schnee und Eis mitgerissen wurden und von vorne auf das Wrack des Typhoon prallten.
Er fragte sich, wie man diese seltsame Sonde schneller machen konnte.
Mika musste sich gegen den Sturm stemmen, um nicht einfach weggerissen zu werden, dann blieb er stehen und blickte zum Typhoon. Eine Idee bildete sich. Sollte es wirklich so einfach sein?
Dichte Schneeflocken prallten von vorne auf den Typhoon, hinter dem Wrack formte sich ein zwanzig Meter langer, schnee- und eisfreier Bereich. Eine Art Windschatten, in dem der Sturm vom Typhoon abgehalten wurde. Das Ganze erinnerte Mika an die typischen Aufnahmen, die zu aerodynamischen Studien in Windkanälen erstellt wurden.
„Eleeya, ich habe da eine Idee. Wenn du nicht mehr Energie einbringen kannst, dann müssen wir eben dafür sorgen, dass beim Flug nicht so viel Energie verloren geht.“
„Wie meinst du das“, fragte Eleeya unsicher.
„Hör genau zu: kannst du die Form der Sonde verändern?“
„Mhhm, ja, ich glaube schon. Ich kann sie aber nicht noch kleiner machen.“
„Ja, das ist ja schon OK. Versuch doch mal, die Kugel oben und unten flacher zu machen.“
„Ja, es geht. Wie viel flacher?“
„Na ja, ungefähr zwei Drittel weniger als jetzt. Und nun...“
„Aber dann wird sie gleichzeitig auch ein bisschen dicker!“
„Ja, das passt schon. Sieh einfach zu...”
„Mika, sie wird schneller“, unterbrach Eleeya mit einem Aufjubeln.
„Ja, warte doch erst mal ab“, grinste Mika, „wäre doch gelacht, wenn das Studium nicht für irgendwas gut gewesen wäre. Und jetzt mach bitte die Sonde in der Breite am Kopfende um die Hälfte schmaler.“
„Am Kopfende? Wo?“ fragte Eleeya unsicher zurück.
„Das Teil, wo vorne ist. In Flugrichtung. Stell dich nicht so an. Und Am Fußende, also hinten, machst du sie bitte auch um zwei drittel schmaler. Sag mir dann, was passiert.“
Eleeya überhörte die kurze Zurechtweisung. Aufgeregt berichtete sie: „Sie wird länger, UND SIE WIRD SCHNELLER, schneller,... und noch schneller! Mika das ist Klasse. Carlos! Carlos, hörst du?“ Eleeya aktivierte wieder die Verbindung zu Carlos. „Carlos, es dauert nun nicht mehr lange. Mika und ich, nein, eigentlich nicht ich, also nur Mika, hat die Sonde schneller gemacht.“
Ihre Stimme überschlug sich fast, wie immer, wenn sie sehr aufgeregt war.
„Die Sonde ist in knapp fünf Minuten bei dir. Hörst du, Carlos?“
Mika hatte inzwischen den Typhoon wieder erreicht und suchte in den Resten des Cockpits Schutz vor dem Sturm.
Eine kurze Pause erfolgte.
„Carlos?“ Eleeyas Lächeln auf dem Display fror ein, ihre Ohren begannen seitlich herabzuhängen.
Eleeya wusste, dass Mika wieder vor den Displays saß und blendete auf dem rechten Display eine vereinfachte Topographische Karte ein, dessen Mittelpunkt ein blinkendes Signal zeigte. Mika meinte sich erinnern zu können, dass die Farbe des Signals noch vor wenigen Minuten ein kräftiges Rot gewesen war. Nun erschien es in einem dunklen Bordeaux.
Und es schien auch langsamer zu blinken.
„Carlos, melde dich“, sagte Mika in festem Ton.
„Hmm? Was? Ich... bin müde – furchtbar... müde, Mika. Lasst mich doch einfach ein wenig ausruhen, bis ihr da seid.“
Eleeyas Gesicht zeigte Tränen. Sie wusste, was Carlos’ Antwort zu bedeuten hatte.
„Den Teufel werden wir tun“, polterte Mika. „Setz deinen Hintern in eine aufrechte Position und versuch zu erkennen, wann die Sonde eintrifft. Vielleicht musst du Eleeya die letzten paar Meter ein wenig helfen, damit sie deinen Platz findet!“
Eleeya schüttelte den Kopf und hob winkend beide Hände, doch dann nickte sie zum Zeichen, dass sie Mikas Absicht erkannte.
„Eleeya, wie lange noch?“
„Die Sonde ist in weniger als vier Minuten da. Wir brauchen dich, genau
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