Azraels Auftrag (German Edition)
ich,... hier auf der anderen Seite!“
Der Schneesturm hatte sich inzwischen gelegt, nur noch vereinzelte Flocken hingen in der Luft. Es war inzwischen schon sehr dunkel geworden, bald würde man gar nichts mehr erkennen können.
Mika ging um die zerfranste Spitze des Wracks herum, wo sich früher einmal die aerodynamische Spitze befunden hatte. Im Schnee, neben der rechten Tragfläche, sah er eine Gestalt liegen.
„Eleeya!“ rief er und hastete zu ihr.
Sie lag auf dem Rücken, das war das Erste, was Mika erkannte. Mit dem, was dann deutlicher wurde, hätte er niemals gerechnet.
Mika erkannte, dass der Schnee um sie herum verfärbt war. Dunkle, rotviolette Flecken breiteten sich aus.
„ELEEYA, mein Gott“, entfuhr es ihm.
Ihr Kopf war nach links abgewandt und lag auf ihrem Oberarm. Behutsam drehte sie sich um, und was Mika sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
Große Teile ihres linken Gesichts waren verbrannt, zeigten schwarze Bereiche, an denen keine Haut mehr war und helle Stellen des entblößten Wangenknochens zeigten.
„Eleeya,... Mädchen!“ stammelte Mika. Sofort ging er neben ihr auf die Knie. Zuerst wollte er sie in den Am nehmen, einfach nur irgendetwas tun, doch dann hatte er mehr Angst, sie noch schlimmer zu verletzen.
Er sah weiter an ihrem Körper herab und erkannte erst jetzt die gewaltigen Ausmaße ihrer Verletzungen. Ihr linker Arm war teilweise von ihrem Cape verdeckt, doch auch so sah Mika, dass der Arm bereits in Höhe des Oberarms schwarz versengt war. Die mächtigen Sturmböen, die wenige Minuten zuvor über die schneebedeckte Landschaft tobten, hatten sich bereits gemäßigt, einige Böen wirbelten hin und wieder noch Schneewolken vom Boden auf - eine dieser Böen spielte mit Eleeyas Cape und entblößte einen zerfransten, blutigen Armstumpf.
Große Teile von Eleeyas linker Hüfte und ihres linken Beines wiesen ebenso stärkste Zerstörungen von Gewebe und Knochen auf.
Mika starrte auf die schweren Verletzungen, immer wieder wollte er zugreifen, einfach nur helfen, doch irgendetwas hielt ihn im letzten Moment davon ab.
Ein sanftes Lächeln formte sich auf Eleeyas Gesicht. Genau genommen zeigte nur noch die rechte Gesichtshälfte dieses Lächeln, der Rest war zu einer Grimasse verzogen.
„Hi,... Felshörnchen-Ohr!“ sagte sie sanft.
Der Anflug eines Lächelns huschte über Mikas Gesicht. „Eleeya, mein Gott, warum hast du nichts gesagt? Wir..., wir müssen doch was tun! Wie kann ich dir helfen? Warte, ich schau noch mal im Typhoon nach! Vielleicht ist dort irgendwas!
Eleeya hielt Mika sanft am Oberarm fest.
„Nein, Mika,... nein, glaub mir, da ist nichts mehr. Da ist gar nichts mehr!“
Mika blickte auf ihre festhaltende Hand, dann wieder in ihr Gesicht. Trotz ihrer starken Verletzungen strahlte sie Ruhe aus. Es waren ihre Augen, die diese grenzenlose Zufriedenheit vermittelten.
„Eleeya, warum hast du nicht früher was gesagt? Uns wäre etwas anderes eingefallen!“
„Etwas anderes? Es gab nichts, was hätte warten können. Was wäre wichtiger gewesen, als Carlos zu helfen?“
Wieder war ihr sanftes Lächeln zu sehen. Doch sah man nun, dass ihre katzenartigen Augen glasig wurden. Tränen begannen zu fließen. Ihr Lächeln blieb, doch ihre Schultern zitterten in einem lautlosen Weinen.
Mika spürte erneut, als wollte eine unsichtbare Kraft seine Kehle zusammenschnüren. Immer noch zögerte er, doch dann streichelte seine linke Hand über Eleeyas weißes Haar, mit der Rechten ergriff er ihre Hand und drückte sie sanft. Dann setzte er ein Lächeln auf.
„Nein, Eselsohr , du hast recht“, versuchte er in scherzhaftem Ton, „du hast absolut recht! Du hast getan, was du konntest. Übrigens, deine Idee mit dem Glühbolt war große Klasse“, sagte er und drückte dabei ihre Hand. „Hätte direkt von mir kommen können. Na ja, immerhin merke ich, dass du von mir lernst!“
Eleeya lachte kurz auf, zuckte dann jedoch zusammen, als heftige Schmerzen sie durchfluteten. Sie schloss langsam die Augen, ohne jedoch mit dem Lächeln aufzuhören.
Zwei Sekunden später blickte sie Mika mit sanften Augen an.
„Mika“, flüsterte sie, „wir sind gescheitert. Wir haben versagt. Nein, das stimmt so nicht. Ich habe versagt! Ich war nicht stark genug, um euch zu beschützen!“
„Eleeya, so ein Quatsch ! Jetzt hör aber auf!“
„Nein, lass mich“, erwiderte sie energischer, „ich muss das nun sagen. Ich muss es zumindest dir sagen.“
Wieder füllten sich
Weitere Kostenlose Bücher