Azraels Auftrag (German Edition)
Meter groß. Ich glaube, gleich ist es soweit.“
Das Kreischen erreichte seinen Höhepunkt, als sich aus der Kugelmitte heraus in alle Richtungen eine brennende Scheibe ausdehnte. Mit großer Geschwindigkeit schien sich die Flammenwand sich bis auf mehrere Kilometer Durchmesser auszudehnen, um sich dann innerhalb eines Sekundenbruchteils mit einem donnernden Gong in sich zusammenzuziehen.
Übrig blieb nur eine matt leuchtende Kugel mit einem Durchmesser von etwas mehr als einem Meter. Die Kugel stieg rasch einige Meter auf und entfernte sich ohne ein Geräusch mit wachsender Geschwindigkeit.
„Carlos, dein persönlicher Abholservice ist unterwegs“, meldete sich Eleeya. „Ich schätze, dass die Sonde in fünfzehn Minuten bei dir sein wird. Vielleicht sogar eher.“
Carlos hatte mit seiner linken Hand sein rechtes Bein näher zu sich herangezogen, um eine stabilere Sitzposition zu bekommen.
Dabei erkannte er durch seinen neuen Sinn, dass einige kleine, gelbe Punkte mit winzigen Flügeln sich um seine Wunde am Bein versammelt hatten und jagte sie mit einer Handbewegung weg.
Eleeyas Stimme wurde leiser: „Wie fühlst du dich, Carlos? Ich habe im Hintergrund einen Teil eures Gesprächs mitbekommen. Wie geht es dir?“
Das Licht der farbigen Sternenballung reflektierte sich auf Carlos Helmdisplay, als er nach oben schaute und das halbflüssige Material des Displays sein Lächeln nachbildete.
„Doch, ich fühl’ mich gut“, entgegnete Carlos und lauschte auf den Klang ihrer Stimme: „Es geht wieder.“
Plötzlich wurde er von einem starken Hustenanfall gepackt. Er schmeckte eine süße, zähe Flüssigkeit. Erneute Übelkeit überkam ihn, doch er konnte den Reflex, sich zu übergeben, unterdrücken.
„ Du bist ja gleich bei mir “, wollte Carlos sagen, aber er brachte nur ein paar krächzende Worte heraus, der Rest ging ebenfalls in einem Hustenanfall unter.
Er räusperte sich, musste nochmals husten und stützte sich mit seiner Hand auf dem Boden ab.
Niemand sah im Display die Tränen, die Eleeya in die Augen stiegen.
„Carlos, versuche dich auszuruhen, ich bin gleich bei dir. Wahrscheinlich hast du dir auch eine Rippe gebrochen“, meinte Eleeya mit warmer Stimme. „Versuch am besten, dich irgendwo anzulehnen, aber leg dich nicht ganz flach hin.“
„Ja,... ist gut“, keuchte Carlos. Eleeya wusste, das es keine gebrochene Rippe war. Sie kannte sich gut genug aus um zu wissen, dass die Kräfte bei der Energieumwandlung bereits dafür sorgten, dass sich Carlos’ Zellwände aufzulösen begannen.
Das Ganze ging zu schnell. Eleeya spürte erneute Tränen aufzeigen. Viel zu schnell! Sie biss sich auf die Lippen.
„Vater! Hilf mir doch“, murmelte sie, als sie versuchte, sich an die Wächter zu wenden, doch die Antwort blieb aus.
Die Zeit verstrich viel zu langsam. Die Sonde musste schneller werden.
„Eleeya“, stöhnte Carlos, „erzähl mir etwas.“
Er drehte sich nach rechts, um irgendetwas zu finden, an das er sich anlehnen konnte, doch die nächsten Bäume waren über 6 Meter entfernt.
Zu weit , dachte er. Dann drehte er den Kopf nach links und erkannte schräg hinter ihm die violetten Konturen eines 20 cm durchmessenden Baumstumpfes. Mehrere dünne Äste wuchsen aus dem oberen Teil.
„ Keine zwei Meter entfernt, das schaffe ich“, ging es ihm durch den Kopf
„Was soll ich dir denn erzählen?“
Carlos beugte sich nach hinten und begann, sich an den Baumstumpf heranzuziehen.
„Carlos, ich habe gerade etwas entdeckt, in deiner Nähe stimmt etwas nicht – pass auf.“
Plötzlich riss im oberen Teil des Stumpfes die Rinde auf, und die Zweige bewegten sich steil nach oben. Im selben Moment bemerkte Carlos, dass sich aus seinem rechten Gesichtsfeld eine leuchtende, hellblaue Kugel näherte, nicht größer als zehn Zentimeter.
Die Kugel flog auf den Baumstamm zu und heftete sich mit einem Zischen an das obere Ende, als der Riss in der Rinde sich schlagartig um 30 Zentimeter vergrößerte und aus der Öffnung ein ohrenbetäubendes Brüllen trat. Der vermeintliche Baumstumpf schlug peitschend mit seinen Zweigen nach der Kugel, was von weiterem Fauchen und Brüllen quittiert wurde.
Es erfolgte ein weiteres Aufbäumen, dann schlug der Stamm der Länge nach hin, doch mehrere Zweige stützten den Körper sofort wieder empor, und wimmernd verschwand das Geschöpf im Dickicht des Dschungels.
Carlos blieb auf der Seite liegen.
„Ich will hier raus“, keuchte er. „Ihr werdet nicht
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