Azraels Auftrag (German Edition)
wurde.
Noch einhundert Meter. Loorn9 wusste über die Sensorik, dass das verletzte Wesen Laute von sich gab. Schrie es vielleicht aufgrund der Schmerzen? Ja, das wäre durchaus möglich.
Aber es lenkte doch dadurch die Aufmerksamkeit des riesigen Waldbewohners auf sich. Wusste es denn dies nicht? War vielleicht die Verbindung zu ihrem Schwarm unterbrochen?
Noch fünfzig Meter Entfernung.
Plötzlich erkannte Loorn9 eine energetische Erscheinung, die den großen Ureinwohner umreiste, um ihn von seinem eigentlichen Ziel fortzulocken. Doch die Aktionen waren von keinem großen Erfolg beschert. Zielstrebig bewegte sich der Riese auf sein Ziel zu.
Loorn9 war nur noch wenige Meter von dem verletzten Pfeilschiffwesen entfernt. Noch sah es nicht direkt, wo es lag! Doch Loorn9 erkannte, wie sich eine große, dunkle Kontur auf seine Beute zu bewegte.
Dann war ein lautes Prasseln und Zischen zu hören. Loorn9 duckte sich instinktiv. Die Leuchterscheinung erzeugte eine große elektrische Entladung direkt auf der Haut des Ureinwohners.
Ein titanenhaftes Brüllen erfüllte den Dschungel. Loorn9 erkannte den großen Schmerz des Wesens, gefolgt von gigantischer Wut! Mit stampfenden Schritten verfolgte es sein neues Ziel und entfernte sich rasch. Langsam wurde es wieder ruhiger, nur das unablässige Zirpen und Schnalzen unzähliger kleinerer Lebewesen war zu vernehmen.
Langsam bewegte sich Loorn9 nach vorne, schob ein paar Äste zur Seite, und dann sah es die fremde Lebensform zum ersten Mal.
Es lehnte an einem kleinen Stamm. Eine Art Schutzhülle umgab den Körper. Vier Extremitäten ragten aus dem eigentlichen Körper, doch das war auch schon die ganze Ähnlichkeit zu Loorn9. Im ersten Moment überkam es Furcht und eine Art Ekel vor etwas so Fremdartigen, so dass es zusammenzuckte. Doch direkt im nächsten Moment wurden vom Schwarm beruhigende Gedanken und Gefühle übermittelt, und Loorn9 wusste unmittelbar, dass ihr Volk zu ähnlich gestalteten Lebewesen bereits früher Kontakt hatte. Sofort danach war das primäre Wissen aus diesem Kontakt auch Eigentum von Loorn9s Individualhirn.
Das Wesen schien Loorn9 nicht zu bemerken, da es in eine andere Richtung schaute. Loorn9’s Sensorik bemerkte, dass das Wesen aufgrund seiner starken Verletzungen bald sterben würde.
Sehr bald!
Loorn9 zuckte zusammen. Es musste vorher Kontakt aufnehmen. Unbedingt! Es gab keine Zeit mehr, noch länger zu warten.
Mit einem raschen Satz bewegte sich Loorn9 auf das Wesen zu. Es schien zu schwach zu sein, um fliehen zu können, doch sicherheitshalber hielt es mit den vorderen Handlungsarmen die Extremitäten der Lebensform fest.
Dann öffnete Loorn9 seine Kiefernklauen und füllte die Segmentdrüsen.
Ein kurzer Blick durch die unteren Facetten bestätigte, dass ein kleiner Teil der Schutzhülle des Wesens offen stand, so dass Loorn9 den Inhalt der Segmentdrüsen in den Blutkreislauf des Fremden injizieren konnte.
Das war der Augenblick des Kontakts. Der Moment des gedanklichen Zusammentreffens.
Loorn9 lauschte den Gesängen der äußeren und inneren Sensorik, die nun kontinuierlich einen riesigen Strom an Informationen auslesen konnten – und es lauschte den Stimmen des Schwarms, der nun über Loorn9 begonnen hatte, mit dem fremden Bewusstsein in Kontakt zu treten.
SCHMERZEN!
Eine ungeahnte Schockwelle überflutete den Schwarm, der sich mit seinen Bewusstseinselementen vollständig auf das fremde Wesen konzentrierte.
Leid, Schmerzen und Trauer!
Wie furchtbar es doch leiden musste! Sofort injizierte Loorn9 ein weiteres Enzym, dessen Bausteine sich zwischen den Nervenbahnen und den Hauptknoten setzten.
Loorn9 erkannte auch die immensen Verletzungen und sah, dass das Wesen im Sterben lag. Das fremdartige Blutversorgungssystem begann zusammenzubrechen. Aber zumindest würde es ohne Schmerzen sterben.
Besser gesagt: Der fremde Körper würde ohne Schmerzen sterben!
Der Schwarm war mittlerweile über Loorn9 fest mit dem unbekannten Bewusstsein verbunden.
Die Sensoren hatten unterdessen alle Informationen der fremden DNA ausgewertet, die von Bedeutung waren und als feste Bestandteile im Schwarm abgelegt. Es sollte daher jederzeit möglich sein, darauf zurückzugreifen.
Loorn9 wusste was zu tun war. Einerseits war es für die Aufnahme noch viel zu jung, und verletzt war es auch nicht,. Es gab also keinen Grund, zu YAA zurückzukehren. Doch dies war die einzige Möglichkeit, das fremde Bewusstsein zu retten.
Der Schwarm würde sie beide
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