Azraels Auftrag (German Edition)

in jedem Fall soll der Auftrag weitergehen. Ich habe zwar absolut keine Lust dazu, das geht aber voll in Ordnung, da ich ursprünglich sowieso nicht eingeplant war. Carlos soll weitermachen, doch der hängt mit seinen Gedanken noch zum Teil in YAAs Gefilden rum. Stimmt es bis dahin?“
    Azrael streckte stumm den Daumen nach oben.
    „Gut. Die Sache mit dem Austausch habe ich nicht so ganz kapiert, macht aber auch nichts, denn letztendlich kommt Carlos zurück in seinen Körper. Ich werde in ein Alternativuniversum geschickt, dass sich, bis auf ein paar Kleinigkeiten, ähnlich wie unseres entwickelt hat. In dem jedoch der echte Mika bei einem Unfall ums Leben kam, und an dessen Stelle ich nahtlos ausgetauscht werde?“
    Zwei Daumen wurden in die Höhe gestreckt.
    „Also, das ist mit Abstand die bescheuertste Geschichte, die ich jemals gehört habe.“
    Azrael antwortete mit einem Achselzucken und grinste.
    „Nun, ich denke, das war’s dann, nicht wahr?“
    Azrael stand fünf Meter vor ihm und rammte sein Schwert in den Boden. Den Kopf nach vorne gestreckt, die Schultern nach hinten zurückgezogen, bewegte er sich auf Mika zu, blieb etwa einen halben Meter vor ihm stehen und sah ihm in die Augen.
    „Ja, so ist es, mein Freund. Es ist nun vorüber. Dein Auftrag ist vorbei. Ein Teil deiner Erinnerungen ist bereits für immer versiegelt. Und glaube mir, es ist nur zu deinem Schutz!“
    „Und ihr beiden macht weiter?“ sah Mika zu Carlos und Eleeya herüber.
    „Nein, sie machen nicht einfach weiter. Sie fangen neu an. Und zwar so, wie es von Anfang an geplant war. Sie bilden die dualistische Einheit. Zwei Individuen, ein Auftrag. Sie sind füreinander ausgewählt.“
    Eleeya warf Carlos einen vieldeutigen Blick zu und nickte dann Mika zu.
    „Ja, das weiß mittlerweile jeder“, grinste Mika. „Carlos, du wolltest die Kiste ja schon immer ganz alleine fliegen. Jetzt kannst du es. Du weißt doch noch, wie es geht?“
    „He, Amigo, ich gehöre zur Top Elite und beherrsche den Typhoon im Schlaf!“ grinste Carlos.
    „Ja, das weiß ich“, antwortete Mika. „Versprich mir, dass du es für mich mit Krachen lässt. Aber, wird es dir in dem 2-Mann-Cockpit nicht ein bisschen einsam?“
    „Ja, weiß ich auch noch nicht so richtig. Eleeya, wo werde ich sitzen, vorne oder hinten?“
    „Ja, weißt du, darüber habe ich...“
    „Aber ich weiß es“ unterbrach Azrael. Es wird nur einen Platz geben. Ganz genau so wie beim Typhoon der Single Seater Reihe, wie du sie nennst. Passt auf!“
    Mit diesen Worten starrte Azrael nach oben und warf beide Hände nach oben. Gleichzeitig erklang ein starkes Raunen, und auf seinen nach oben gerichteten Handflächen bildeten sich flackernde Lichtkugeln.
    Azrael drehte die Handflächen nach innen. Es sah aus, als ob die beiden Energiekugeln Finger aus Licht bildeten, mit denen sie versuchten, sich gegenseitig zu berührten.
    Das Fadengespinst zwischen den beiden Kugeln wurde stärker, bis sich schließlich eine einzige zusammengehörige Leuchterscheinung formte, die sich um ihren Kern zu drehen begann.
    Schneller und schneller wirbelte sie um ihr Zentrum, als das Raunen auch schon in ein singendes Seufzen überging. Azrael drehte die Handflächen zu Boden, die Leuchterscheinung schwebte zirka 10 Zentimeter unter seinen Händen.
    Auf der Oberseite des Typhoons begannen rote Elmsfeuer zu tanzen, die sich schließlich im Bereich der verglasten Kanzel und der Airbrake konzentrierten.
    Azrael bewegte beide Hände und drückte damit die Leuchterscheinung nach unten. Im selben Augenblick ging mit dem Typhoon eine Veränderung vor sich.
    Die obere Auswölbung, welche das Doppelcockpit beherbergte, begann in tiefem Rot zu glühen. Azrael bewegte die Hände nach außen und im selben Moment ging das Glühen auf den Bereich des gesamten oberen Rückenschachtes über. Wind kam auf und zerrte an Azraels tunikaähnlichen Gewand.
    Das dunkelrote Glühen ging in ein helleres Leuchten über und um das gesamte Cockpit tanzten nun Tausende glühwürmchenartige Leuchterscheinungen. Es sah aus wie ein Schmelzvorgang, doch gleichzeitig konnte man spüren, dass keinerlei Hitze vom Herd der Veränderung ausging.
    Der gesamte obere Rückenbereich des Typhoons begann sich zu verformen, schien regelrecht zu schmelzen. Wie unter starkem Wind begann das Material zu wogen, so als ob verschiedene Formen ausprobieren werden sollten, um sich kurz danach wieder zu glätten. Schließlich begann sich die Form zu