Azraels Auftrag (German Edition)

Abstand von fünfzehn Zentimetern. Eleeya wirkte sehr konzentriert. Ihr Gesicht zeigte keine Regung.
    Schließlich begannen Ihre Hände auf komplizierte Weise um den imaginären Ball zu wandern.. Beide Handflächen zeigten von ihrem Körper weg. In einer Entfernung von zwanzig Zentimetern vor ihren Händen drehte sich die Energiekugel. Dann riss Eleeya beide Hände mit einem Ruck auseinander, um direkt danach beide Hände zusammenklatschen zu lassen.
    Von den Händen ging in diesem Moment ein gleißender Blitz aus, dann war die Leuchterscheinung verschwunden. Und vor Eleeya saß ein winziges Felshörnchen, das nicht genau wusste, wohin es flüchten sollte. Bevor es eine Entscheidung treffen konnte, hob Eleeya es auf den Arm.
    Ein breites Grinsen überzog ihr Gesicht. Sie hielt das kauernde Felshörnchen hoch und begann, das Felshörnchen mit dem Zeigefinger zu streicheln. Sie wiegte den Oberkörper hin und her und begann mit einem übermütigen Tanz.
    „Und das habe ich schon viel, viel öfter gemacht“, sprudelte es aus ihr hervor, „... und das kann ich auch umgekehrt, nur mache ich das nicht so gerne, weil ich nicht weiß, was dann mit den Tieren geht... Azrael sagt, das wäre nicht schlimm, ihnen geht es auch danach gut, aber ich weiß nicht so richtig. Und ich kann auch einen Sturm in ein Feuer verwandeln..., und Sandkörner in Schnee umwandeln, und noch viel mehr!“
    Völlig übermütig tanzte sie vor dem Ersten Wächter auf und ab.
    „Ruhig, mein Mädchen, ruhig...“, lachte er.
    Er breitete beide Arme zu einer körperlosen Umarmung aus, als Eleeya sich ihm näherte. Eng umschlungen hielt er das Mädchen mit wohldosierten Pseudo-Impulsen in seinen Armen.
    „Das ist ja überwältigend, was du da kannst!“ Anerkennend nickte er Azrael zu, der ein schiefes Grinsen auflegte. Immer noch hielt er seine verschränkten Arme vor seiner Brust.
    „Das ist wirklich ganz hervorragend, Kleines.“ Der Erste streichelte Eleeya sanft über das Haar. Seine Stimme wurde leiser. „Ich bin so stolz auf dich, mein Mädchen. Du hast außerordentliches geleistet!“ Mit beiden Händen hielt er Eleeyas Kopf umschlossen. Eleeya drückte ihre Wange gegen die Hand des Ersten Wächters und lächelte.
    „Vater...“, sagte sie voller Freude.
    Der Erste Wächter sah Eleeya etwa zwei Sekunden lang wortlos an. Dann ließ er seine Hände langsam fallen.
    „Ja, ich bin stolz auf dich.“
    Verschmitzt hob sich die leicht die linke Augenbraue, als er sagte: „Ich habe da was für dich!“
    „Was meinst du damit, Vater?“
    „Ein Geschenk, mein Mädchen. Ich habe ein Geschenk für dich. Du hast hervorragend gelernt.“
    Eleeyas Augen weiteten sich.
    Der Erste griff in seine Tunika. Aus der geschlossenen Hand drang ein goldfarbenes Leuchten hindurch. Er hob die Hand vor Eleeyas Gesicht und öffnete sie. In seiner Handfläche lag ein blau-rotes Symbol, wie sie es zuvor an Azraels Stirnreif oder auf Vaters Amulett gesehen hatte.
    „Dies, mein Mädchen, ist ein uralter Teil unserer Vergangenheit, unserer ursprünglichen Rasse. Alle Hoffnungen und Wünsche für die Vergangenheit und für die Zukunft sind hierin enthalten.“
    „Du hast dich in der Tat als würdig erwiesen, mein Mädchen. Trage es in dem Wissen, dass es jemanden gibt, der dir beisteht. Jemanden, der dir hilft und der dich beschützt. Jemanden, der dir die Kraft zurückbringt, sollte sie dir einmal fehlen.“
    Eleeyas Augen wurden groß.
    Ihr Mund öffnete sich zu einem wortlosen „Ooh.”
    Der Wächter drückte das Medaillon an Eleeyas Stirn. Als das Medaillon die kleine Bronzekette berührte, begann es zu leuchten. Es schien zu schmelzen und sich mit Eleeyas Stirnkette zu verbinden. Eleeya schielte nach oben. Ein breites Grinsen überzog ihr Gesicht.
    Sie sah zu Azrael rüber, der die Unterlippe vorstülpte und wortlos nickend den rechten Daumen nach oben streckte. Ihr Blick wanderte voller Stolz zwischen den beiden Wächtern hin und her.
    „Mein Mädchen, habe ich dir jemals von unserem Auftrag erzählt?““
    Eleeya bemerkte nicht, dass Azrael im Hintergrund die Augen verdrehte.
     
     
    Westliches Schwarzes Meer, 14000 Fuß über Grund
     
    Mika war in Gedanken und ließ seinen Blick nach links wandern. Ein helles Blitzen ließ ihn aufschrecken. Links von ihm, in einer Entfernung von etwa zehn Kilometern, zuckte ein strahlendes Bündel Blitze aus der Wolkenfront aus und bewegte sich quer über den Horizont.
    „Achtung, Objekt auf 11 Uhr“, schrie Mika und